Schadstoffe gelangen durch den Straßenverkehr, Einrichtungsgegenstände und Baumaterialien in Innenräume. Man kann sie nicht vermeiden, aber verringern.
Die 1950er Jahre – die Natur zog mit „Grün ist die Heide“ ins Fernsehen, die Chemie mit Klebstoffen, Anstrichen und Holzschutzmitteln in Neubauten und renovierte Wohnungen. Beim Heimatfilm ging einem das Herz auf, im Eigenheim die Atemwege zu. Die 1980er Jahre – Dauerwellen verdichteten das Haar, Dämmstoffe zunehmend Wohnungen. Der Luftaustausch verringerte sich, Schadstoffe reicherten sich vermehrt in Räumen an, und erst jetzt sah man die Zusammenhänge zwischen belasteter Raumluft und gesundheitlichen Beschwerden.
Wie gelangen Schadstoffe in die Wohnung?
Im Grunde beginnt schon alles mit dem menschlichen Stoffwechsel, doch überschreitet die humane Emission nicht gesundheitsbedenkliche Grenzwerte, auch wenn man geruchstechnisch oftmals einen anderen Eindruck gewinnt. Kohlenmonoxid, Stickoxide und Co. gelangen unbeabsichtigt durch den Straßenverkehr und industrielle Emissionen in die Innenräume.
Ganz freiwillig tragen wir Möbel, Teppiche, Vorhänge und Tapeten in unsere vier Wände, die allesamt schädliche Stoffe ausgasen können, ebenso wie Elektrogeräte und Gasthermen. Reinigungs- und Pflegemittel tun ihr übriges und so mancher Heimwerker hantiert gerne mit Farben und Lacken und hat dabei vielleicht noch ein Kippchen im Mundwinkel.
Leichtflüchtige organische Verbindungen (VOC)
Leichtflüchtige organische Verbindungen haben eine Siedetemperatur zwischen 50 bis 260 Grad. Soweit für die chemisch Interessierten. Die Stoffe führen zu Reizungen der Augen und Atemwege und können für Konzentrationsschäche, Kopfschmerzen und Müdigkeit verantwortlich sein.
Eine ganze Gruppen von chemischen Verbindungen wird dazugerechnet. Wichtig ist zu wissen, dass sie leicht in die Raumluft übertreten. Sie können beispielsweise in Lösemittel in Klebstoffen, Farben und Lacken, in Putzmitteln und Möbeln, in Bodenbelägen und Wohntextilien, in Abgasen, Tabakrauch, und – grausam, aber wahr – in Kosmetika vorkommen. Bakterien, Schimmelpilze und Hausstaubmilben „pupsen“ sie ebenfalls aus.
Schwerflüchtige organische Verbindungen
Hierbei handelt es sich um Stoffe mit einem Siedepunkt von über 260 Grad. Die meisten von ihnen sind recht anhänglich und heften sich an Staubpartikel, Tapeten oder sonstige Oberflächen. Auch die schwerflüchtigen Stoffe finden sich unter anderem in manchen Farben und Lacken, in Mottenschutzmitteln in Teppichen und Textilien, Parkettklebern und Weichmachern von Kunststoffen wie PVC.
Schwerflüchtige organische Verbindungen sind unter anderem für das Phänomen „Schwarze Wohnung“ verantwortlich, bei dem sich plötzlich rußartige, schmierige Ablagerungen in den Wohnräumen bilden, besonders während der Heizperiode nach Renovierungsarbeiten oder nach Neubezug. Weichmacher in Möbel und PVC und Lösemittel aus Farben und Lacken spielen dabei laut Umweltbundesamt eine bedeutende Rolle.
Schadstoffe in der Wohnung verringern
Schadstoffe lassen sich in unserer heutigen, industrialisierten Welt nicht mehr vermeiden. Wer Augen- und Atemwegreizungen und eventuell Allergien aus dem Weg gehen will, muss Schadstoffminimierung betreiben. Das fängt schon beim Hausputz an. Es muss nicht immer die Chemiekeule sein. Essig, Spiritus und Bio-Reiniger bieten ausreichende Alternativen. Insektenvernichtungsmittel und Mottenkugeln gehören nicht wirklich in die Wohnung und Schimmelpilz kann man mit Alkohol an den Pelz rücken.
Bei EInrichtungsgegenständen gibt der Blaue Engel Orientierung und zeigt einem eine gerine Schadstoffbelastung an. Für unbelastete Wohntextilien stehen die Siegel des IVN, von GOTS und der ÖkoTex Standard. Farben, Lacke und Wachse gibt es mittlerweile auf natürlicher Basis. Die Farben manches Naturfarbenherstellers lassen sich sogar kompostieren. Und damit nicht nur die Wohnung unbelastet schön aussieht, sondern auch deren Bewohner, sollten diese zu Naturkosmetik greifen.
Dass Rauchen Krebs verursacht, dürfte mittlerweile genügend geklärt sein. Aber auch Duftlampen und Räucherstäbchen enthalten krebserregende Stoffe, wie die Bremer Umweltberatung aufklärt. Beim Kauf von Möbeln sollte man auf den Blauen Engel, das Goldene M oder das ÖkoControl-Siegel achten, die allesamt eine geringe Schadstoffbelastung garantieren. Neue Textilien sollte man am besten vor Gebrauch waschen und Textilien aus der Reinigung gehören erst mal an die frische Luft zum Ausgasen.
Räume gut abdichten
Damit Emissionen aus Kraftfahrzeugen und Heizungsanlagen in Garage bzw. Heizungskeller bleiben, dichtet man diese am besten zu Wohnräumen gut ab. Ebenso verschlossen und fern ab der Wohnräume gehören Farben, Lacke und sonstige Chemikalien aus der Hobbywerkstatt. Spanplatten können Formaldehyd abgeben. So sollte man Sägestellen und Bohrungen abdichten und die Oberfläche mit einer Verbundfolie bekleben. Am besten man ersetzt sie gleich durch Gipskartonplatten.
Die Sanierung von Holzböden sollte man durch vom Fachmann durchführen lassen. Sollte man doch selbst Hand anlegen wollen, empfiehlt das Bayerische Landesamt für Umwelt, Atemmaske und Handschuhe anzulegen und darauf zu achten, dass der Staub nicht in andere Wohnräume dringt.
Schadstoffe im Hausstaub
Um schwerflüchtige organische Verbindungen im Hausstaub zu entfernen, sollte man mit einem feuchten Tuch wischen. Beim Staubsaugen sollte man die Fenster geöffnet halten. Regelmäßiges Lüften wirkt zusätzlich Schimmelbefall entgegen. Gardinen, Vorhänge und Überwürfe sollte man mindestens zwei mal im Jahr waschen, denn auch hier haften Schadstoffe im Staub.