Welche Maßnahmen, natürliche Mittel oder Medikamente können gegen akute und chronische Verstopfung bei Kindern eingesetzt werden?
Eine Verstopfung ist keineswegs eine Funktionsstörung, die nur Erwachsene betrifft. Etwa ein Fünftel der Kinder in Deutschland haben schon einmal Probleme mit dem Stuhlgang gehabt oder leiden sogar dauerhaft unter Darmträgheit. Meist ist eine unpassende Ernährung der Grund für die Verstopfung, aber auch Krankheiten, Behinderungen oder Dauermedikamente können eine Entleerung des Darms zur Folter werden lassen. Was also kann man tun, um dem Kind die Sitzung auf der Toilette zu erleichtern?
Mittel gegen akute Verstopfung bei Kindern und Säuglingen
Ein Klimawechsel durch Reisen, ein grippaler Infekt oder Medikamente gegen eine akute Erkrankung kann schon mal zu einer Verstopfung führen. Um den Bauch zu entspannen, empfehlen Fachärzte ein warmes Bad nach dem Essen. Dabei darf der Stuhl ruhig im Wasser landen, Hauptsache, der Darm entleert sich. Auch eine Bauchmassage regt die Darmtätigkeit wohltuend an. Bei Säuglingen kann man die Beinchen sanft gegen den Bauch drücken, um den gleichen Effekt zu erzielen. Sollten diese Maßnahmen nicht ausreichen, aktivieren spezielle Zäpfchen für Kinder oder Säuglinge wie Glycilax oder Lecicarbon die Darmwand sowie die Peristaltik und lösen so den ersehnten Entleerungsreflex aus. Kleine Fertigklistiere wie Microklist enthalten Sorbitol, das wasseranziehend wirkt und den verhärteten Stuhl aufweicht. Zäpfchen und Klistiere sind bei Kindern zwar nicht gerade beliebt, wirken aber schnell und zuverlässig. Damit der After nicht aufreißt, falls der Stuhl immer noch zu hart ist, empfiehlt es sich, mehrmals täglich eine Hamamelissalbe oder Hämorrhoidensalbe, die ein Lokalanästhetikum enthält, aufzutragen.
Wenn die Verstopfung chronisch wird
Sollte die Darmentleerung über längeren Zeitraum Beschwerden verursachen, muss man zunächst vom Kinderarzt abklären lassen, ob eine organische Erkrankung dahinter steckt. Nach dem Befund richtet sich auch seine Empfehlung, wie die Eltern mit der Darmträgheit ihres Kindes umgehen sollten. Auf keinen Fall sollten Abführmittel aus Bequemlichkeit angewendet werden, ohne die Gründe der Verstopfung zu beachten und ohne falsche Verhaltensweisen zu ändern. Ein Dauergebrauch von Laxanzien führt zu einer Gewöhnung, durch die das Kind seinen Darm schließlich gar nicht mehr ohne medikamentöse Hilfe entleeren kann.
Handelt es sich um eine ernährungsbedingte Verstopfung, ist die Umstellung auf ballaststoffreiches Essen mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr die Basis der Therapie. Da diese Maßnahme nicht sofort hilft, kann zusätzlich Milchzucker gegeben werden, der Wasser im Darm hält und daher den Stuhl aufweicht. Aber auch ein gekochter Apfel pro Tag hilft der Verdauung auf die Sprünge, ebenso Trockenobst wie Backpflaumen und Feigen. Letztere werden über Nacht eingeweicht und am nächsten Morgen gegessen. Da sie gut schmecken, akzeptieren Kinder diese süße Medizin schon eher. Trockenobst zieht ebenfalls Wasser in den Darm und enthält Vitamine sowie Mineralstoffe. Eine Alternative ist Pflaumensaft, der sogar schon für kleine Kinder geeignet ist. Davon gibt man täglich einen Esslöffel pro Lebensjahr.
Fertigpräparate gegen chronische Verstopfung bei Kindern
Kinder, die mit einer bestimmten Dauermedikation leben müssen oder die durch eine Behinderung einen trägen Darm haben, brauchen meist häufiger oder kurweise Abführhilfen. Hier sind Präparate geeignet, die den Kotstau von oben auflösen und den Stuhl weich machen wie synthetische Macrogole, die mit Elektrolyten angereichert sind und unverändert wieder ausgeschieden werden. Sie sind in einer Zubereitung für Kinder erhältlich, zum Beispiel Movicol Junior. Zusätzlich kann eine mikrobiologische Therapie mit Milchsäurebakterien, zum Beispiel Symbiolact compositum, über zwei bis drei Monate hinweg unterstützend helfen. Die Darmentleerung kann auch durch Leinsamen, Flohsamen oder Kleie angeregt werden, da diese Pflanzenprodukte viele Füll- und Quellstoffe enthalten. Sie müssen allerdings unbedingt mit sehr viel Flüssigkeit eingenommen werden, da sich ansonsten die Verstopfung verschlimmert. Sicherer in der Anwendung ist Benefiber, ein trinkfertiges Nahrungsergänzungsmittel, das lösliche Ballaststoffe aus der Guarbohne enthält. Sie quellen nicht auf, sondern fördern eine gesunde Darmflora und unterstützen die Darmaktivität.