Wenn es im Ohr pocht, klopft oder sticht, so sind das typische Anzeichen einer Mittelohrentzündung. Doch: Wann sind Antibiotika notwendig? Und wann hilft die Homöopathie?
Sehr oft kann man folgendes beobachten: Eine harmlose Erkältung mit Schnupfen scheint gerade abzuheilen. Doch dann kommt zur laufenden Nase plötzlich ein heftiges Pochen und Klopfen im Ohr dazu – typische Symptome einer Mittelohrentzündung (otitis media acuta). Im weiteren Verlauf kann auch Fieber auftreten. „Läuft“ das Ohr und lässt der Schmerz zunächst nach, so hat sich ein Riss im Trommelfell gebildet, durch den Flüssigkeit oder Schleim abläuft.
Ursachen der akuten Mittelohrentzündung
Verursacht wird die Entzündung im Mittelohr in etwa 40 Prozent der Fälle durch Bakterien, in etwa 60 Prozent durch Viren. Gerade in der kalten Jahreszeit tritt eine Mittelohrentzündung oft im Rahmen von grippeähnlichen Infekten oder Infektionen des Nasen-Rachen-Raums auf. Die Keime breiten sich dann von der Nasen- oder Rachenschleimhaut über die Tube (=Verbindung von Rachen und Mittelohr) auf das Mittelohr aus.
Kleine Kinder sind besonders oft von einer Mittelohrentzündung betroffen, da ihre Tube noch sehr kurz und weit gestellt ist. Das Risiko erhöht wird unter anderem durch eine Behinderung der Nasenatmung, zum Beispiel durch Polypen, durch große Rachenmandeln oder ständige Halsentzündungen.
Schmerzhaft, aber meist schnell abgeheilt
Eine akute Mittelohrentzündung ist zwar sehr schmerzhaft, aber – bei gewissenhafter Behandlung und Beobachtung in Absprache mit dem Arzt – meistens schnell abgeheilt und vergessen. Da keine direkte, offene Verbindung zwischen Mittelohr, äußerem Ohr und Innenohr besteht, breitet sich die Mittelohrentzündung in den meisten Fällen nicht weiter auf die umliegenden Teile des Ohrs oder den Schädelknochen aus.
Schmerzmittel, Ohren- und Nasentropfen
Um bei einer Mittelohrentzündung die Zeit bis zum Arztbesuch zu überbrücken, können Sie eventuell selber etwas gegen die Schmerzen tun. Die eigentliche Heilung der Mittelohrentzündung wird durch Schmerzmittel aber nicht beschleunigt. Ohrentropfen sind bei einer akuten Mittelohrentzündung nicht sinnvoll, da sie keine Schmerzstillung bewirken. Sie haben eher einen psychologischen Effekt: dass am Ohr etwas geschieht. Abschwellende Nasentropfen dagegen helfen, bei einer Mittelohrentzündung die Belüftung des Ohrs zu verbessern. Vorhandener Eiter oder Sekret kann über die Tube aus dem Ohr abfließen.
Wann Antibiotika bei Mittelohrentzündung?
Der Arzt wird nach einer eingehenden Untersuchung entscheiden, ob Antibiotika angewendet werden sollten. Es hat sich in den vergangenen Jahren ein etwas vorsichtiger Umgang durchgesetzt, das heißt, Antibiotika müssen nicht bei jeder Mittelohrentzündung automatisch das erste Mittel der Wahl sein. Neue Studien haben gezeigt, dass Komplikationen der Mittelohrentzündung (z.B. Ausbreitung der Entzündung in die Knochen oder ins Gehirn, Hörverlust) durch die frühzeitige Behandlung mit Antibiotika nicht vollständig verhindert werden können. Die Dauer der Mittelohrentzündung lässt sich mit Antibiotika allenfalls um einen Tag verkürzen, allerdings manchmal zum Preis ungewollter Nebenwirkungen der Antibiotika.
Bakterielle oder virale Infektion? Homöopathie statt Antibiotika?
„Bei einer durch Viren verursachten Mittelohrentzündung ist die Gabe von Antibiotika nicht indiziert, hier kann man mit homöopathischen Arzneien erfolgreich und sicher behandeln“, resümiert der Allgemeinmediziner und Homöopath Dr. Peter Klaus Connert sein Vorgehen in der Praxis. Doch auch bei bakteriellen Infektionen könne man zunächst einmal mit der Homöopathie eingreifen: „Oft ist es möglich, bei bakteriellen Infektionen ein bis zwei Tage mit Antibiotika zu warten. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass es sogar günstiger ist, wenn dem Immunsystem etwas Zeit zum Reagieren gelassen wird“, erklärt der Salzburger Arzt. „Wenn sich binnen dieses Zeitraums unter täglicher Kontrolle keine Besserung der otitis media einstellt, kann man immer noch Antibiotika verwenden.“
Zusammenarbeit mit dem Arzt
Wird bei einer Mittelohrentzündung auf Antibiotika verzichtet, so ist die Zusammenarbeit mit dem Arzt besonders wichtig. Er sollte auch nach drei bis vier Wochen nochmals kontrollieren, ob die Entzündung im Mittelohr gut verheilt ist und weder Ohr noch Hörfähigkeit gelitten haben. Das richtige Auskurieren ist unter anderem wichtig, um einer chronischen Mittelohrentzündung vorzubeugen.