Zwanghaftes Denken ist eine Zwangsstörung mit hohem Leidensdruck. Zwanghafte Gedanken sind sinnbildlich Hammerschläge gegen die Wahrnehmung. Sie werden aus Scham oft verschwiegen. Früh einsetzende Therapie kann wirksam davon befreien.
Zwangsgedanken sind hartnäckig sich wiederholende gedankliche Schleifen, Ideen, oder Vorstellungen, die vom Betroffenen nicht gesteuert oder kontrolliert werden können. Sie ziehen sich unbarmherzig durch die Gedankenwelt, stehen oft im krassen Gegensatz zum real Erlebten und werden zumeist quälend empfunden.
Zwangsgedanken können sich auch in inneren Bildern ausdrücken, die mit der Gedankenschleife parallel laufen. Der Leidensdruck von Betroffenen ist stark, leider auch die Unfähigkeit über die belastenden Gedanken zu sprechen und sich so anderen Menschen gegenüber mitzuteilen.
Zwanghafte Gedanken attackieren die Wahrnehmung
Das Schamgefühl überwiegt und viele Menschen mit Zwangsgedanken haben so große Angst als “irre” zu gelten, dass sie nicht offen über ihr Leid sprechen und es so lange es geht verdrängen und verbergen. Leider verstärken sich dadurch oft die Symptome.
Zwanghafte Gedanken haben oft inhaltliche Szenarien mit extrem belastenden thematischen Aspekten zum Gegenstand. Sie sind subjektiv gefärbt, aus therapeutischer Erfahrung gibt es spezifische Themengruppen. Beispielsweise handeln Zwangsgedanken von Verschmutzungsangst, Ansteckungsgefahr, möglichen Erkrankungen, selbst erniedrigenden Zweifeln, aggressiven Handlungsaufforderungen, sexuellen Ängsten oder bizarr religiösen Vorstellungen.
Da diese Gedanken sich verselbstständigen und so zu den unpassendsten Alltagshandlungen gedacht werden, wirken sie extrem verunsichernd und angsteinflößend auf Betroffene. Viele haben Angst, die immer wieder gedachten Dinge irgendwann auch zwanghaft tun zu müssen.
Ohne therapeutische Hilfe ist der Leidensdruck riesig
Unbehandelt kann der Leidensdruck so groß werden, das Betroffene die Handlung der Zwangsgedanken irgendwann ausführen als Tat aus purer Verzweiflung. Beispielsweise kann die zwanghafte Vorstellung fliegen zu können zur realen Sprunghandlung aus dem Fenster führen. Ständige Verschmutzungsgedanken können fortlaufende Putzhandlungen über jedes angemessene Maß hinaus verursachen.
Die Zwangsgedanken verfolgen und quälen, sie werden wie ständige Attacken, bildhaft wie fortlaufende Hammerschläge gegen die Wahrnehmung empfunden. Auch können sie zu langanhaltenden Bewusstseinstrübungen führen. Sie schränken die Alltagsbewältigung schrittweise ein, ohne ärztliche Hilfe schaffen es viele Betroffene ab einem gewissen Stadium nicht mehr allein.
Es kommt dann zu nervlichen Zusammenbrüchen, Belastungsstörungen, Suizidversuchen oder auffallenden Zwangshandlungen und der Behandlungsbedarf wird unübersehbar. Früh einsetzende Therapie kann das Leid deutlich verkürzen und auch eine völlige Heilung erreichen. Bei spät einsetzender Therapie ist die Behandlung sehr langwierig und die Rückfallquote relativ hoch.
Nicht jeder Mensch hat Zwangsgedanken
Viele Menschen, die sich mit dem Thema Zwangsgedanken beschäftigen, meinen nach kurzer Zeit selbst davon betroffen zu sein oder vermuten es bei nahe stehende Menschen. Hier ist große Vorsicht geboten. Man darf nicht vergessen, das die meisten Menschen in gewisser Weise sich wiederholende Gedanken haben, die subjektiv gefärbt auch zu immer wieder gleichen Handlungen führen können. Bis zu einem gewissen Umfang ist dieser Umstand völlig normal.
Bedürfnisse der Betroffenen
Bei Zwangsgedanken handelt es sich um eine Zwangsstörung. Häufigkeit und der daraus resultierende Leidensdruck kann ein für Nichtbetroffene unvorstellbares Ausmaß erreichen. Es ist für Betroffene außerordentlich wichtig, eine verständnisvolle Vertrauensperson zu finden, mit der sie über diese Situation sprechen können. Schon ein respektvoll geführtes Gespräch kann entlastend wirken. Es fällt Betroffenen unendlich schwer, darüber zu sprechen. Sie empfinden die Inhalte ihrer Zwangsgedanken in keinem Fall humorvoll und würden sich schnell gedemütigt fühlen, wenn man sich über diese Gedanken lächerlich macht. Auch das Gefühl mit diesem Problem nicht allein gelassen zu werden ist für Betroffene wichtig. Die Behandlung durch einen vertrauten Therapeuten sowie die Teilnahme an Selbsthilfegruppen unterstützt die Heilung.