Der Verhaltenstherapie geht es vor allem um die Veränderung des problematischen Verhaltens. Sie ist eine alltagsbezogene und lösungsorientierte Methode.
Angst vor Spinnen? Furcht davor, über Brücken zu gehen? Dann ist die Verhaltenstherapie vielleicht eine mögliche Hilfeform. Immer mehr Menschen sehen sich mit solchen Ängsten konfrontiert und haben Schwierigkeiten, ihren Alltag zu bewältigen.
Grundlagen der Verhaltenstherapie
Zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Verhaltenstherapie zählen die Lerntheorien. Sie gehen davon aus, dass man ein Verhalten erlernen, aber eben auch wieder verlernen kann. Vor allem die sogenannten Konditionierungstheorien, die auf Watson und Skinner, zwei amerikanische Forscher, zurückgehen, sind wichtig für die Verhaltenstherapie. Die Fachleute verstehen darunter Lernprozesse, die durch Reize ausgelöst werden und entweder einem bestimmten Verhalten vorausgehen oder auf bestimmtes Verhalten folgen. Generationen von Eltern, die hofften, ihren Kindern das nächtliche Durchschlafen durch vermehrte Aufmerksamkeit und Zuwendung nahezubringen, scheiterten, weil sie auf diese Weise erst recht das problematische Verhalten ihrer Sprösslinge förderten.
Die Verhaltensanalyse
Da es unterschiedliche Lerntheorien gibt, existieren auch in der Therapie unterschiedliche Vorgehensweisen. Wichtig ist zu Anfang jedoch immer eine genaue Verhaltensanalyse. Ihr Ziel ist es, herauszufinden, welche Art von problematischem Verhalten vorliegt und unter welchen Bedingungen es auftritt. So kann, wie bereits erwähnt, das nächtliche Schreien des Säuglings gerade daher rühren, dass die Eltern sofort beim ersten Alarmzeichen wieder am Bett erscheinen. Wollen sie also das kindliche Verhalten beeinflussen, müssen sie sich diesen Zusammenhang bewusst machen. Erst nach der Analyse folgt die sogenannte Verhaltensmodifikation, die eigentliche therapeutische Arbeit.
Die Verhaltensmodifikation
Zu den bekanntesten verhaltenstherapeutischen Verfahren zählen die systematische Desensibilisierung und die Verhaltensformung, von den Psychologen auch gerne „Shaping“ genannt. Bei der Behandlung von Angststörungen hat sich die Desensibilisierung als wirksame Methode erwiesen. So lernt der Klient zunächst eine Entspannungsmethode, um sich überhaupt seinen Ängsten stellen zu können. Dann entwickelt er gemeinsam mit dem Therapeuten eine Angsthierarchie. Die angstauslösenden Situationen werden nach dem Grad ihrer Belastung geordnet. Ist die Spinne in einem Glaskasten in zehn Metern Entfernung also gerade noch zu ertragen, wird sie vermutlich auf dem Arm krabbelnd als völlig unerträglich erlebt. Nach und nach versucht der Patient nun im entspannten Zustand, sich den einzelnen Angststufen zu stellen. Ziel ist demnach, ein störendes Verhalten, die Angst vor Spinnen, abzubauen. Das Shaping hingegen hat den Aufbau eines gewünschten Verhaltens durch ständige Verstärkung zum Ziel. Es kann zum Beispiel bei Kindern sinnvoll sein, die nicht sprechen wollen. Schon bei kleinsten Fortschritten werden sie unterstützt, bis letztlich nur noch das Sprechen selbst besondere Erwähnung findet. Am Ende macht Übung den Meister, insofern greift man im Laufe des Lernprozesses immer seltener zur Verstärkung, bis sie ganz überflüssig wird.
Effektiv, aber oberflächlich?
Kritiker werfen der Verhaltenstherapie manchmal vor, zwar kurzzeitig schnelle Erfolge zu haben, doch langfristig wenig zu erreichen. Vor allem die Anhänger tiefenpsychologischer Verfahren kritisieren die mangelnde Ursachenorientierung. Erst sie ermögliche wirkliche Veränderungen. Doch zahlreiche Untersuchungen weisen inzwischen nach, dass die Verhaltenstherapie in vielen Fällen eine nachhaltige Wirksamkeit zeigt.