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Was ist kognitive Therapie?

Nicht Umstände und Bedingungen allein lösen psychische Störungen aus, sondern vielmehr, wie der Betroffene etwas wahrnimmt oder bewertet.

Die Kirche spricht von einem Wunder, wenn Menschen, die an einer unheilbaren Krankheit leiden, durch den Besuch einer Wallfahrtsstätte plötzlich gesunden. Die Psychologie ist da nüchterner und kann nachweisen, dass wohl vor allem die Fähigkeit eines Menschen zur Veränderung seiner kognitiven Prozesse eine Rolle spielt. Wer also der festen Überzeugung ist, von einem Schluck Lourdes-Wasser zu profitieren, kann damit tatsächlich seinen Gesundungsprozess fördern, sofern er eben dran glaubt. Denn, so die Vertreter der kognitiven Therapie, die Entstehung und Festigung psychischer Störungen hänge nicht selten mit „falschen Gedanken“, sogenannten dysfunktionalen Kognitionen, zusammen. Diese seien selbstschädigend und in der Regel eben nicht realitätsgerecht.

Ziele der kognitiven Therapie

In der Regel sollen mit Hilfe bestimmter Techniken problematische Gedanken verändert werden. Dann, so meinen die Vertreter dieses Ansatzes, lassen sich auch Veränderungen im Verhalten und Erleben eines Menschen erreichen. Mit anderen Worten, der kognitive Therapeut unterstützt den Klienten, falsche Annahmen, die dem Denken zu Grunde liegen, zunächst zu erkennen und dann zu verändern. So sei es wichtig, seine irrige Annahme, alles Elend der Welt sei nur durch ihn selbst ausgelöst, in Frage zu stellen.

Wie wird in der kognitiven Therapie gearbeitet?

Am bekanntesten ist die kognitive Therapie von Aaron T. Beck, die vor allem für Menschen mit Depressionen in Frage kommt. Beck selbst beschreibt die Vorgehensweise in fünf Schritten. Zuerst gehe es um eine Aufdeckung der bereits erwähnten dysfunktionalen Kognitionen, zum Beispiel ausgelöst durch das Schreiben einer Prüfungsarbeit. Sie kann große Versagensängste hervorrufen, selbst wenn man sich gut vorbereitet hat. Deshalb, so Beck, müssten belastende Gefühle, körperliche Reaktionen und Verhaltensweisen geklärt werden. Wichtig ist ihm vor allem, dass der Klient die Zusammenhänge zwischen einer solchen Situation und den damit verbundenen problematischen Kognitionen selbst erkennt. Im Anschluss seien dann die Kognitionen auf ihren Realitätsgehalt zu prüfen.

Es gelte zu thematisieren, wie wahrscheinlich also trotz guter Vorbereitung ein Durchfallen sein kann. Erst, wenn der Klient erkennt, dass die Wahrscheinlichkeit eher gering ist, kann begonnen werden, seine eigentlich unrealistischen Ängste in Frage zu stellen. Dies, so Beck, sei das Kernstück der kognitiven Therapie. Allerdings reiche es nicht aus, bei der Einsicht stehen zu bleiben. Im vierten Schritt müsse dann die Erarbeitung alternativer Kognitionen erfolgen, also zum Beispiel die stärkende Erinnerung an seine bisher schon bestandenen Prüfungen oder die intensive und gute Vorbereitungszeit. Dadurch werde der Klient in die Lage versetzt, in zukünftigen Prüfungssituationen sein Verhalten und Erleben positiv zu beeinflussen. Im letzten Schritt gehe es schließlich um eine Übungsphase, die verbunden mit „Hausaufgaben“ wie Vorstellungs – und Verhaltensübungen dazu beitragen könne, den Klienten zunehmend sicherer zu machen.

Die Wirksamkeit der kognitiven Therapie

Viele Studien zeigen, dass Becks kognitive Therapie einen hohen Wirksamkeitsgrad besitzt. Allerdings gilt dies vor allem für Klienten mit leichten bis mittelschweren Depressionen. Fast die Hälfte aller Befragten wiesen nach Abschluss der Behandlung sogar überhaupt keine Symptome mehr auf. So waren ihre Gedanken weniger pessimistisch und sie entwickelten insgesamt ein viel positiveres Selbstbild.