Was ist ISDN?

Ein Blick in die Geschichte der Übertragungstechnik. In den 1990er Jahren war ISDN in Deutschland das erste weit verbreitete digitale Übertragungsverfahren: stabil, kaum Fehler, fast überall verfügbar.

Als physikalisches digitales Übertragungsverfahren war Integrated-Services-Digital-Network (ISDN) vor allem in Deutschland und Japan verbreitet – in den USA war ISDN dagegen selten und teuer.

ISDN: Sprache und Daten in einem

ISDN zeichnet sich durch eine große Stabilität mit minimaler Fehlerrate und hoher Verfügbarkeit aus. Sprache und Daten werden mit einer Datenrate (Bandbreite) zwischen 64 Kbit/s bis zu 2 Mbit/s über ein gemeinsames Netzwerk transportiert.

ISDN war zwar schneller als die vorher üblichen Analog-Modems, erreichte jedoch für heutige Verhältnisse bei Wählverbindungen selbst mit gebündelten Kanälen (128 Kbps) immer noch zu geringe Übertragungsraten.

Anwendungsschwerpunkt war und ist daher die Telefonie. Für Videoübertragungen in Fernsehqualität reicht die Bandbreite nicht aus; Bildtelefonie und Videokonferenzen in schlechterer Bildqualität sind jedoch möglich. Grundsätzlich kann ISDN als Wählverbindung und Standleitung genutzt werden.

ISDN-Technologie

Bei ISDN unterscheidet man zwischen dem Signalisierungskanal (D-Kanal) zur Steuerung der Anbindung und mehreren Sprachkanälen (B-Kanäle) zum Transport von Informationen des Nutzers. Der D-Kanal startet und beendet die Verbindung mit dem E-DSS1-Protokoll (Euro-ISDN).

Wird der D-Kanal als zusätzlicher Datenkanal freigeschaltet, lässt sich ISDN wie eine Mini-Standleitung nutzen: Dieser Kanal verfügt über sehr geringe Bandbreiten (9,6 Kbps) und ist immer offen, so dass ein kontinuierlicher Versand oder Empfang von E-Mail, Nachrichten usw. möglich ist. Die Stand-by-Funktion eignet sich aber nur für wenig voluminöse Anwendungen, eine Mail mit einem Grafik-Anhang von 1 MB würde Stunden Übertragungszeit benötigen.

ISDN-Wählverbindungen

Wählverbindungen werden für sporadische Verbindungen genutzt:

  • Einwahl des Außendienstmitarbeiters vom PC aus ins Firmennetz
  • Übertragen von PC-Kassen- und Bestelldaten ein- bis zweimal täglich
  • kurzfristiger PC-Zugang ins Internet

Dabei verfügt der S0-Basisanschluss (BRI) über eine Datenrate von bis zu 128 kbit/s (2mal 64 kbit/s bei B-Kanalbündelung). Beim S0-Anschluss wird lediglich ein Adapter-Gerät, ein so genannter Netz-Terminal-Adapter (NTBA), an die alltagssprachlich als Telefonbuchse bezeichnete TAE-Dose angeschlossen.

Beim S2M-Primärmultiplexanschluss (PRI) bündelt das Point-to-Point-Protocol (PPP) über die Multilink-Funktion mehrere Sprachkanäle (B-Kanäle) zu einem bis zu 1,92 Mbit/s leistungsfähigen Datenkanal (30mal 64 kbit/s). Im letzteren Fall müssen dann jedoch 15 Kupferleitungen (mit je zwei Adernpaaren) verlegt sein!

ISDN-Standleitungen

ISDN-Standleitungen wurden früher eingesetzt für:

  • Server-Server-Verbindungen
  • bei Terminal-Anbindungen an Großrechner (X-Windows, SAP-Client etc.)
  • dauerhafte Zusammenschaltung zweier Standorte

ISDN-Standleitungen konnten durch Koppelung mehrerer PRIs eine Datenrate von bis zu 140 Mbit/s erreichen. Allerdings unterstützten viele amerikanische Hardware-Anbieter diese Anschlüsse nicht und außerdem waren sie verglichen mit anderen Technologien (zum Beispiel Glasfaser) erheblich teurer.

ISDN-Dienste:

  • Sprache – ISDN-Telefon, Mobilfunk-Handy ( 4kHz)
  • Daten – Datenverbindung zwischen ISDN-Karten und/oder Routern
  • Analog – analoges Telefon, Normal-Fax, Modemstrecken
  • ISDN-Sprache – ISDN-Telefone mit verbesserter Sprachqualität (7 kHz)
  • X.31 (nur in Deutschland) – X.25-Netz mit 64 Kbit/s im B-Kanal, 9,6 Kbit/s im D-Kanal
  • Bildtelefon – nur mit schlechter Bildqualität

ISDN – Eine Zusammenfassung

ISDN eignet sich vor allem für Telefonie, da zu geringe Bandbreite für Multimedia.

Vorteile:

  • große Stabilität
  • minimale Fehlerrate
  • hohe Verfügbarkeit
  • Transport von Sprache und Daten über gemeinsames Netzwerk

Es gibt:

  • Signalisierungskanal (D-Kanal) zur Steuerung der Anbindung – lässt sich mit 9,6 Kbit/s als Mini-Standleitung nutzen
  • mehrere Sprachkanäle (B-Kanäle) zum Transport von Informationen des Nutzers.

ISDN wurde genutzt als

  • Wählverbindung: Bandbreite 64 Kbit/s bis zu 1,92 Mbit/s (hierfür bis zu 15 Kupferleitungen notwendig)
  • Festverbindung/Standleitung: bis zu 140 Mbit/s (allerdings: mangelnde Hardware-Kompatibilität; hohe Kosten)

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