Was bedeutet Intuition? Wie macht sie sich bemerkbar? Können wir ihr vertrauen?
Intuition ist keine Erfindung der Neuzeit, die uns auf esoterischem Weg erklären will, wie wir tief in unserem Innersten ticken. Der Begriff leitet sich aus dem lateinischen “intueri“ ab und bedeutet sinngemäß “nach Innen schauen“. Und damit ist schon angedeutet, wie die Intuition funktioniert. Wir schauen in uns hinein und suchen nach Antworten und Lösungen.
Der Mensch hat nur zwei Systeme zur Wahrnehmung und zum Denken
Jeder Mensch hat ein Bewusstsein. Dieses arbeitet mit der linken Gehirnhälfte und ist für Zahlen, Daten und Fakten zuständig. Das Bewusstsein hilft uns beim Analysieren, Sprechen, Schreiben und all die anderen faktischen Tätigkeiten. Für den Durchschnittsmenschen ist die Arbeitsweise des Bewusstseins leicht verständlich, da sie uns direkt sagt, worauf es ankommt. Deshalb arbeiten die Menschen der heutigen Zeit auch am liebsten mit der linken Gehirnhälfte. Schließlich drückt diese sich deutlich und wenig missverständlich aus. Die rechte Gehirnhälfte bereitet uns da größere Probleme. Sie arbeitet eher still und verborgen im Hintergrund. Sie gibt uns keine klaren und eindeutigen Informationen, sondern vermittelt uns die Information eher ganzheitlich und gefühlsbezogen. Sie arbeitet also intuitiv.
Wie die Intuition arbeitet
Jeden Tag sind wir einer Vielzahl von Reizen ausgesetzt. Würde die linke Gehirnhälfte all diese bewusst verarbeiten, wäre das Individuum den ganzen Tag nur damit beschäftigt und nicht mehr aktiv handlungsfähig. Stattdessen filtert nun die rechte Gehirnhälfte unbewusst das Wichtige aus der Flut der Informationen heraus, was das Bewusstsein bereits aussortiert hat. Wie ein intuitives Radar sucht sie nach Dingen, die der linken Gehirnhälfte entgangen sind. So bleibt der Mensch offen für mögliche Gefahrenquellen, obwohl er dies gar nicht bewusst registriert. In einer großen Gesellschaft zum Beispiel unterhalten wir uns trotz des Lärms intensiv mit unserem Gegenüber. Die linke Gehirnhälfte konzentriert sich auf das Gespräch und blendet die restlichen Geräusche aus. Doch die rechte Gehirnhälfte mit unserer Intuition ist weiterhin aufmerksam. Sollte irgendwo im Raum unser Name fallen, wird uns unser Unterbewusstsein dies sofort melden und darauf aufmerksam machen.
Intuition resultiert aus der Lernerfahrung
Doch woher kommt diese Intuition? Wenn sie so allumfassend ist, müsste doch jeder Mensch die gleiche Intuition haben. Dies ist mitnichten der Fall. Jeder Mensch ist zu einem großen Teil das Produkt seiner Erfahrungen. Wir lernen ständig und unterbrochen. Doch vieles an Lerninhalten ist uns gar nicht bewusst. Kleine, scheinbar unwichtige Aspekte hinterlassen zwar einen Lernabdruck in unserer rechten Gehirnhälfte, sind deshalb aber nur unbewusst abrufbar. Wenn wir dann eines Tages in eine ähnliche Situation kommen, steht uns das Gelernte plötzlich und unerklärlich zur Verfügung. Kopflastig wie die heutige Zivilisation aber ist, misstrauen wir diesem Wissen häufig, weil wir uns rational nicht erklären können, wo es her kommt.
Wie sich Intuition äußert
Dies ist von Mensch zu Mensch und von Situation zu Situation unterschiedlich. Mag der Eine ein Ziehen in der Magengegend verspüren, erhält der Andere einen plötzlichen Geistesblitz. Es gibt auch Menschen, die Intuition als ganz neue bewusste Gedanken in ihrem Kopf wahrnehmen. Die Unterschiedlichkeit der Intuitionsausprägung zeigt, dass es schwer ist, sie als solche zu erkennen. Statt das Bauchkribbeln als Wegweiser zu verstehen, denken die Meisten eher an ein Magenleiden. Um auf seine Intuition hören zu können, ist es also wichtig, sich auf den lateinischen Ursprung des Begriffs zu besinnen und gezielt “nach Innen zu schauen“.