Emotionale Gesundheit ist mehr als Glück, Erfolg, positives Denken und geistige/seelische Gesundheit. Was aber ist es und wie wird man emotional gesund?
Der Begriff emotionale Gesundheit wird oft mit psychischer Gesundheit gleichgesetzt. Laut Definition der Welt-Gesundheitsorganisation ist psychische Gesundheit “nicht nur die Abwesenheit einer psychischen Störung. Sie wird als Zustand des Wohlbefindens definiert, in dem jede/r individuell sein oder ihr eigenes Potenzial realisiert, mit dem normalen Alltagsstress zurechtkommt, produktiv und ergiebig arbeitet und es schafft, einen Beitrag zu seiner oder ihrer Gemeinschaft zu leisten.” Aber ist das alles?
Emotionale Gesundheit – eine Betrachtung
Der Begriff ‘psychische Gesundheit’ hört sich nicht nur recht klinisch an, er verweist auch auf Gedanken und den Denkprozess als treibende Kräfte hinter unserem Wohlbefinden. Der Mensch ist aber ein emotionales Lebewesen, dessen Gefühle eine wichtige Rolle spielen. Positive Emotionen wie Glück, Hoffnung, Mitgefühl und andere sind deshalb mit emotionaler Gesundheit assoziiert, während Gefühle wie Begrenzung, Machtlosigkeit, Frustration, Einsamkeit oder Angst mit psychischer Belastung verbunden werden.
Emotionale Gesundheit ist aber mehr als die Anhäufung positiver und die Ablehnung negativer Emotionen; sie bildet ein gesundes Gleichgewicht aus Emotionen auf beiden Seiten des Gefühlsspektrums. Emotionale Gesundheit schließt das gesundes Verhältnis einer Person zu all ihren GefühIen und die Akzeptanz all ihrer Gefühle ein.
Eine Auswertung von 225 psychologischen Studien zum Thema fand heraus, dass “glückliche Menschen dazu veranlagt sind, neue Lebensziele zu suchen und diese zu verfolgen, was wiederum positive Emotionen verstärkt. Chronisch glückliche Menschen sind im allgemeinen in verschiedenen Lebensbereichen erfolgreicher als weniger glückliche Menschen, und ihr Glück ist zum großen Teil eine Konsequenz ihrer positiven Gefühle und nicht umgekehrt.” Dies würde auch erklären, warum die emotionale Gesundheit von Menschen in ähnlichen sozioökonomischen Umständen sehr unterschiedlich sein kann.
Welche Lebensbereiche werden von emotionaler Gesundheit beeinflusst?
Emotionale Gesundheit und emotionales Wohlbefinden beeinflussen alle Lebensbereiche – Beziehungen, Arbeitsplatz, Gesundheit und andere. Menschen mit einer guten emotionalen Basis haben deshalb eher Erfolg in verschiedenen Lebensbereichen und können schwierige Situationen besser meistern. Deshalb sollte die Frage lauten, welche Lebensbereiche nicht von emotionaler Gesundheit beeinflusst sind, denn es gibt keine, die es nicht sind.
Laut US-amerikanischem Psychologenverband (APA) gibt es eine direkte Verbindung zwischen Erfolg, Glück und emotionaler Gesundheit beziehungsweise emotionalem Wohlbefinden; allerdings anders, als zuvor gedacht. “Forscher haben in der Vergangenheit angenommen, dass der Erfolg die Menschen glücklich macht. Neuere Studien belegen aber, dass es genau umgekehrt ist. Glückliche Menschen arbeiten eher am Erreichen von Zielen, finden die Ressourcen, die sie brauchen und reißen andere mit ihrer Energie und ihrem Optimismus mit – beides wichtige Bausteine für den Erfolg,” heißt es in einer APA-Presseerklärung.
Wie kann man individuell emotionale Gesundheit erlangen?
Der Schlüssel zu emotionaler Gesundheit ist eine Offenheit gegenüber den Veränderungen und Herausforderungen des Lebens. Wer diese als Chancen für individuelles Wachstum sieht, wird nicht von ihnen überrollt werden. Zugleich sollte man sich Phasen psychischer Störungen und die damit verbundenen Gefühle der Überwältigung eingestehen und als solche erkennen. Schließlich können externe Einflüsse wie der Verlust eines geliebten Menschen, Umzug, Krankheit und andere Lebensumstände oder interne, natürliche Entwicklungen wie verschiedene Lebensabschnitte (Alter, Jugend, Älterwerden, Eltern werden) auch den gefühlsstärksten Menschen aus der Bahn bringen.
Die Bereitschaft, Probleme und Lebenskrisen zu akzeptieren und potenziell auch professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu emotionaler Gesundheit und Lebenserfüllung. “Wenn das Leben uns mit Problemen konfrontiert, bis zu einem Punkt, an dem wir uns eingeschränkt, machtlos, einsam oder ängstlich fühlen, dann sind wir bereit für die tiefe Introspektion,” findet Psychologin Dr. Bharati Chawathe. Der Trick ist, sich von den Hürden des Lebens nicht entmutigen zu lassen, sondern sie realistisch als das zu sehen, was sie sind – temporäre Blockaden, die letztendlich den Weg nach vorn freimachen werden.