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Was ist der Streisand-Effekt?

Was haben Barbra Streisand, Atze Schröder und Scientology gemeinsam? Der Streisand-Effekt beschreibt die verheerende Wirkung von Zensurversuchen im WWW.

Besondere Vorsicht ist geboten, wenn man kritische oder private Inhalte im Internet höher bewertet, als sie eigentlich sind. Denn dort, wo mit Kanonen auf zwitschernde Spatzen geschossen wird, werden weitere Spatzen geweckt, um die Botschaft noch viel weiter und lauter herumzuträllern.

Was ist der Streisand-Effekt?

Der Streisand-Effekt beschreibt das besondere Interesse von Internetnutzern an zensierten oder gerichtlich untersagten Inhalten im Netz. Ein Grund für die Zensur können verletzte Persönlichkeitsrechte, aber auch unerwünschte Kritik sein. Das Bemerkenswerte am Streisand-Effekt ist, dass diese Inhalte erst nach dem Versuch ihrer Entfernung (und auch gerade deswegen) in den Fokus der Öffentlichkeit rücken.

Wie kam der Streisand-Effekt zu seinem Namen?

Namensgebend war die Schauspielerin Barbra Streisand, die 2003 gegen den Betreiber der Seite California Coastal Records Project klagte. Stein des Anstoßes war ein Bild des Fotografen Kenneth Adelman, welches zur Dokumentation der Küstenerosion dienen sollte, und auf dem zufällig Streisands Villa samt Swimmingpool und Liegestühlen zu sehen war. Die damals 61-jährige Schauspielerin sah durch dieses öffentlich gemachte Bild ihre Persönlichkeitsrechte und ihre Privatsphäre verletzt.

Die Klage scheiterte und Streisand musste 100.000 Dollar Gerichtskosten an Adelman zahlen. Das Bild von ihrer Villa erfreute sich im Internet plötzlich großer Beliebtheit, und das sicher nicht, weil so viele Nutzer plötzlich ein Interesse an der Gefahr der Küstenerosion entwickelt hatten. Vielmehr war es eine natürliche Neugierde der Internetnutzer, wie dieses Foto denn wohl aussähe, um das immerhin auf einen Betrag von 10 Millionen Dollar geklagt wurde.

Atze Schröders echter Name

Ein weiteres bekanntes Beispiel für den Streisand-Effekt ist der bürgerliche Name von Comedian Atze Schröder. Dieser wurde 2006 im Weser-Kurier veröffentlicht, wogegen er Klage einreichte. Der Klage wurde vor Gericht stattgegeben und auch die deutsche Wikipedia musste seinen bürgerlichen Namen nach einer Abmahnung entfernen.

Auch wenn die Klage erfolg hatte, zeigte sie doch den genauen gegenteiligen Effekt von dem, was Atze Schröder sich erhofft hatte. Bald schon geisterte sein bürgerlicher Name durch verschiedenste Blogs und Chaträume. Und wo sich vor dem Gerichtsurteil niemand wirklich dafür interessiert hatte, reicht heute schon eine einfache Googelanfrage, um nicht nur seinen Namen zu erfahren, sondern auch den seiner Familienmitglieder, seinen Wohnort und auch Fotos von ihm, ganz ohne Perücke und Sonnenbrille.

Auch Scientology hat seine Geister selbst gerufen

Die umstrittene Kirche Scientology versuchte 2008 gegen ein Video vorzugehen, in dem sich Schauspieler Tom Cruise unkritisch über Scientology und seine Anhänger äußerte. Die Organisation Anonymus sah in diesem Vorgang eine Zensur im Internet, und starte daraufhin eine Protestaktion, welche das Video überhaupt erst seiner großen Bekanntheit zuführte.

Es gibt noch viele weitere prominente Beispiele rund um den Streisand-Effekt, doch bereits jetzt sollte deutlich werden, wie verheerend sich Zensurversuche im Internet auswirken können.