Gentechnisch veränderte Produkte von Monsanto und Co. sind in den USA nicht kennzeichnungspflichtig. Die US- Milchindustrie strebt Gleiches mit Aspartam an.
Im Februar 2013 informierte die amerikanische Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung (FDA – Food and Drug Administration) die Öffentlichkeit über eine eingereichte Petition der US-Milchindustrie, wonach diese um Zulassung des künstlichen Süßstoffes Aspartam in Milch und weiteren 17 Milchprodukten ersucht.
Grundsätzlich ist der Zusatz von künstlichen Süßstoffen in Nahrungsmitteln in den USA und anderen Ländern der Welt seit Jahren erlaubt, ebenso wie Zucker oder Fruktosesirup in Schokoladen- oder Erdbeermilch. Der gravierende Unterschied bei dieser Petition ist allerdings, dass die Milchindustrie den Zusatz des Süßstoffes Aspartam, im Gegensatz zur Kennzeichnung von Zucker, nicht deklarieren möchte.
Damit würde die Öffentlichkeit über die wahren Inhaltsstoffe in der Milch im Unklaren gelassen. In den USA nicht ganz ungewöhnlich, brauchen dort sogar Nahrungsmittel mit gentechnisch veränderten Inhaltsstoffen – anders als in der EU – nicht deklariert zu werden.
Aspartam – der umstrittene Süßstoff
Aspartam auch unter Namen wie Nutra-Sweet ® oder Canderel ® bekannt, ist einer der weltweit meist eingesetzten, aber auch umstrittensten künstlichen Süßstoffe. Man findet ihn zum Beispiel in Softdrinks, Diät-Coke, Kaugummi und anderen Diät-Nahrungsmitteln.
Studien haben gezeigt, dass Aspartam unter anderem zu Stimmungsveränderungen einschließlich Ängstlichkeit, Unruhe, Depression, Kopfschmerzen, Schläfrigkeit, Gedächtnis- und Lernproblemen und Gehirntumoren führen kann.
Dass Süßstoffe gesünder sind und schlank machen, ist ein Trugschluss. Synthetisch hergestellte chemische Verbindungen haben zwar eine Süßkraft, die 30-3000 mal größer ist als Zucker, Null Kalorien und schaden nicht den Zähnen, doch durch biochemische Abläufe im Körper bekommt man nach Süßstoff regelrechten Heißhunger. Nicht umsonst werden Süßstoffe auch als Appetitanreger in der Tiermast eingesetzt, um eine schnellerer Gewichtszunahme bei Tieren zu erzielen.
Monsantos gentechnisch veränderte Organismen (GMO) in Aspartam
Trotz seiner endgültigen Zulassung durch die FDA im Jahr 1981 wird über Aspartam nach wie vor kontrovers diskutiert. Viele Wissenschaftler, Mediziner und Gesundheitsfexperten sind noch immer beunruhigt über die Sicherheit des Produktes und die zweifelhaften wissenschaftlichen Studien, die der FDA im ersten Zulassungsverfahren durch die Firma S.G. Searle 1974 eingereicht wurden. Millionen Dollar hat Searle bis 1980 investiert, um letztlich 1981 doch die endgültige Zulassung zu erhalten.
1985 kaufte der Konzern Monsanto das Unternehmen Searle. Bis zu den 90er Jahren noch eines der weltgrößten Chemieunternehmen und mit dem Vertrieb von PCB und Agent Orange heftig in die Negativ-Schlagzeilen geraten, entwickelte sich Monsanto in den Folgejahren zum weltgrößten Biotech-Konzern. Mit dem aggressiven Vertrieb seines gentechnisch veränderten Saatguts (GMO) und dem glyhosathaltigen Totalherbizid Roundup hat sich der Agrarriese seither weltweit nicht nur Freunde gemacht.
Eines der ersten gentechnisch veränderten Produkte, die Monsanto überhaupt produziert hat, war Aspartam. Doch darüber wurde die Welt und Millionen Verbraucher nur sehr zögerlich informiert. Erst nachdem ein bedeutender politischer Korrespondent für den UK Independent im Jahr 1999 diese Tatsache aufdeckte und sich die Neuigkeit auf dem G8-Gipfel desselben Jahres schnell verbreitete, gab Monsanto offiziell zu, Aspartam für den US-Markt gentechnisch verändert zu produzieren. Im Jahr 2000 verkaufte Monsanto das Unternehmen Searle.
Vorteile, die die Milchindustrie für die Konsumenten herausstellt
Die International Dairy Foods Association (IDFA) und die National Milk Producers Federation (NMPF) selbst sehen den Austausch von Süßstoff gegen Zucker als eine große Verbesserung und gesunde Maßnahme in der Bekämpfung des Übergewichts vieler amerikanischer Kinder. Sie argumentieren unter anderem für die Nichtkennzeichnung, dass kalorienreduziert für Kinder einfach nicht attraktiv sei. Anscheinend will man es wie Monsanto halten, deren Einstellung zu deren GMO-Produkten und Aufklärung der Verbraucher identisch ist: Je weniger die Konsumenten wissen, um so hilfreicher sei es für sie!
Was die Aspartam-Gegner vermuten und kritisieren
Seit Jahren sinkt der Milchkonsum in den USA aufgrund der Tatsache, dass die Milchindustrie in den 90er Jahren den Kühen zwecks höherer Milchleistung in großem Stil Monsantos gentechnisch verändertes Wachstumshormon rBGH namens Posilac® verabreichte. Verbraucher waren darüber aufgebracht, protestierten und reagierten mit Kaufzurückhaltung.
Bei Kühen führt der Einsatz von rBGH zu eitrigen Euterentzündungen, die mit Antibiotika behandelt werden müssen. Hormonbestandteile, Eiter und Antibiotika können dabei direkt in die Kuhmilch übergehen. US-Konsumenten und Organisationen, wie zum Beispiel The Center for Food Safety, verlangen seit Jahren eine klare Deklaration, sofern das Hormon eingesetzt wurde und somit in Milchprodukten enthalten ist. So lange auf einem Produkt nicht explizit NO rBGH steht, muss noch davon ausgegangen werden, dass Milchprodukte es enthalten.
Monsanto verkaufte Posilac ® im Jahr 2008 an das Unternehmen Eli Lilly, das neben dem Wachstumshormon rBGH auch Krebsmedikamente vertreibt. Posilac ® ist bisher weder in Kanada noch Europa zugelassen, da der begründete Verdacht besteht, dass es Krebserkrankungen – darunter auch Brustkrebs – begünstigt.
Nichtregierungsorganisationen (NGOs), unter anderem Food Democracy Now, forderten die US-Bürger seit Bekanntwerden der Aspartam-Petition auf, sich gegen dieses geplante Vorhaben der Milchindustrie zu wehren und dagegen bei der FDA schriftlich Einspruch zu erheben. Bis zum 21.5. 2013 hatten sie dazu Gelegenheit. Wie sich die FDA entscheidet, bleibt nun abzuwarten.
Aspartam in Europa
In den achtziger Jahren wurde Aspartam auch in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten für die Verwendung in Lebensmitteln und als Tafelsüßstoff zugelassen. Seit 2002 hat die EFSA (Europena Food Safety Authority) die Unbedenklichkeit von Aspartam (E 951) regelmäßig überprüft. Im Mai 2011 wurde sie erneut von der Europäischen Kommission ersucht, die vollständige Neubewertung der Sicherheit von Aspartam vorzuziehen und im Laufe des Jahres 2012 abzuschließen. Wie einer aktuellen Information vom 8.5.2013 zu entnehmen ist, wird die Erstellung des Aspartam-Gutachtens nun auf November 2013 verschoben.
Aktueller Nachtrag (Newsletter- Information 22.5.2013 von Food Democracy Now):
Am 21.5 – weniger als 2 Monate nachdem Präsident Obama den Monsanto Protection Act
unterschrieben hat, gibt es in den USA nun neue, wichtige Massnahmen:
- In Connecticut verabschiedete der Senat letzte Nacht ein Gesetz, um GMO zu kennzeichnen.
- Senator John Merkley (D-OR) stellte ein Änderungsgesuch vor, um den Monsanto Protection Act zu widerrufen
- Senatorin Barbara Boxer (D-CA) präsenierte dem Senat eine Forderung nach bundesweiter Gesetzesänderung der GMO-Kennzeichnung von Nahrungsmitteln.
Es ist zu vermuten, dass die zahlreichen Petitionen und Proteste der Bevölkerung und der weltweit für den 25. Mai angekündigte March against Monsanto nun Wirkung zeigt. Es bleibt zu hoffen, dass die US-Regierung doch noch kurzfristig ein Gesetz für die GMO-Kennzeichnung zum Schutz der Verbraucher in Kraft treten läßt.