Fett verbrennen mit Enzymen, Koffein oder Chili – Fakten und Mythen. Fatburner-Diäten basieren auf der Theorie, dass bestimmte Lebensmittel und Substanzen beim Abnehmen helfen. Doch in der Praxis entpuppt sich vieles als wirkungslos.
Ohne Diät und Sportprogramm lästige Speckröllchen loswerden – wer wünscht sich das nicht? Das Zauberwort heißt Fatburner („Fettverbrenner“). Diese Wundersubstanzen, die das Körperfett von allein zum Schmelzen bringen, stecken angeblich in vielen Lebensmitteln, es gibt sie aber auch als Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen. Doch welche der Substanzen und Geheimtipps zum schnellen Abnehmen halten wirklich, was sie versprechen?
Enzyme gegen Fett
Die Enzyme exotischer Früchte wie Ananas, Papaya oder Kiwi sollen beim Abspecken helfen, indem sie die Fettverbrennung ankurbeln und das Fett im Magen praktisch auflösen. Schön wär’s natürlich, aber das funktioniert nun wirklich nicht. Enzyme sind Eiweißverbindungen, die im Magen durch die Magensäure zersetzt werden, ehe sie irgendwas bewirken können. Selbst in Kapselform eingenommen, helfen sie nur, das aufgenommene Eiweiß schneller zu verdauen. Und Zitrussäure als „innerlicher Fettlöser“ – das ist definitv ein Märchen. Immerhin hat Obst wenig Kalorien.
Carnitin als Fatburner
Ein weiterer heißer Fatburner-Tipp ist Carnitin. Diese Substanz hat im Körper eine „Taxifunktion“, denn sie transportiert Fettsäuren zu den Muskelzellen, in denen die Fettverbrennung stattfindet. Folglich sollte mehr Carnitin den Transport verbessern und so den Fettabbau beschleunigen. So jedenfalls die Theorie. Eine wissenschaftliche Studie mit Versuchsgruppen, von denen eine ein Carnitin-Präparat und die andere ein Placebo (Scheinwirkstoff) bekam, konnte diese Annahme aber nicht bestätigen: Nach drei Monaten war der Körperfettanteil beider Gruppen gleich. Ohnehin produziert der Körper selbst Carnitin – ein Überschuss wird über die Nieren einfach ausgeschieden, wie Wissenschaftler herausgefunden haben.
Kaffee heizt dem Stoffwechsel ein
Auch dem Koffein traut man einen Einfluss auf die Speckpolster zu. Ein paar Tassen Kaffee regen an, bringen den Kreislauf in Schwung und kurbeln den Energieverbrauch an, heißt es. Und wenn mehr Energie verbraucht wird, dann müssten auch die Fettzellen schmelzen. Tatsächlich kurbelt Kaffee die so genannte Thermogenese an – allerdings macht sich das erst bei größeren Mengen Koffein wirklich bemerkbar. In größeren Dosen kommt es aber oft zu unerwünschten Begleiterscheinungen wie Nervosität, Zittern, Schweißausbrüchen und nächtlichen Schlafstörungen. Total hibbelige Menschen verbrennen in der Tat mehr Kalorien – aber wollen wir so sein?
Schlank mit Artischocken
Ein weiterer Fatburner-Geheimtipp sind Bitterstoffe, zum Beispiel enthalten in Artischocken. Die Werbung für entsprechende Nahrungsergänzungsmittel verheißt den verstärkten Abbau von Nahrungsfetten. Also nach dem Essen eine Kapsel schlucken und schon landet das Fett nicht auf der Hüfte … Irrtum. Bitterstoffe haben tatsächlich eine Wirkung, sie fördern die Ausschüttung von Gallensäuren, die das Fett im Darm aufspalten – aber in den Fettdepots gespeichert wird es natürlich trotzdem, denn Aufspalten heißt nicht Auflösen. Sinnvoll ist Artischockenextrakt deshalb nur bei Verdauungsproblemen, beim Abnehmen hilft er nicht.
Sex lässt die Pfunde purzeln
Die Vorstellung, beim lustvollen Liebesspiel ganz nebenbei etwas für seine Figur tun zu können, weil dabei schließlich auch Kalorien verbraucht werden, ist zweifellos reizvoll. Und sie ist auch nicht wirklich falsch, denn bei jeder Form körperlicher Anstrengung wird Energie verbraucht, auch im Bett. Das Problem ist nur, dass der Kalorienverbrauch vergleichsweise gering ist, wie Wissenschaftler berechnet haben. Danach verbraucht eine etwa 60 Kilo schwere Frau bei 15 Minuten Sex gerade mal 36 Kilokalorien (kcal). Ernüchtend: Selbst Staubsaugen ist da für die Figur effektiver, da kommen wir nämlich in einer Viertelstunde auf 43 kcal. Genau so lange Schuheputzen bringt angeblich auch 30 kcal. Macht natürlich deutlich weniger Spaß.
Chili bekämpft Fettzellen
Ein weiterer heißer Tipp sind scharfe Gewürze und vor allem Chili, das den Scharfmacher Capsaicin enthält. Dass sich mit scharfem Essen der Stoffwechsel ordentlich in Schwung bringen lässt, ist schon länger bekannt. Aber schmilzt dadurch auch das Fett? Der Schweiß, der uns bei einer feurigen Mahlzeit auf die Stirn tritt, bringt für die Figur natürlich noch nichts. Aber mindestens zwei wissenschaftliche Studien sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Capsaicin tatsächlich positiv auf den Fettstoffwechsel wirkt und die Zahl der Fettzellen verringert. Der Haken: Die scharfe Substanz muss regelmäßig in hohen Dosen aufgenommen werden, und das verträgt nicht jeder. Wer aber gerne mit Tabasco würzt und keine Angst vor Chili hat, kann tatsächlich auf einen gewissen Fatburner-Effekt hoffen.