Warum Sportarten wie Schiessen oder Schach ein Sport sind. Der Beweis, dass Sport nicht immer körperlich anstrengend und schweisstreibend sein muss.
Für viele ist Sport, einem Ball nachzurennen, einen Puck über das Feld zu jagen oder über einen Stab zu springen. Die zentralen Merkmale einer Sportart als solche werden oft mit Begriffen wie körperliche Anstrengung, schweisstreibend, Verausgabung, physischer Einsatz und körperliche Weiterentwicklung zusammengefasst. Deshalb wird auch oft behauptet, das Schiessen verdiene die Bezeichnung „Sportart“ gar nicht. Doch nur durch innere Sicherheit, komplette Körperbeherrschung und eine ruhige Hand kann ein Sportschütze Erfolg haben. Die mentale Vorbereitung ist deshalb zentral. Dies unterstreicht auch der erfahrene Schütze und Leiter des Nachwuchskurses des Schützenvereins Rapperswil-Jona, René Hüppi: „Das wichtigste“, meint er, „ist die Kombination der verschiedenen Faktoren. Die Konzentration auf das Ziel, die richtige Haltung des Körpers, die kontrollierte Atmung und verschiedene Feineinstellungen, um das Gewehr dem Körper optimal anzupassen.“
Für alle eine Herausforderung
Auch die Nachwuchsschützen, welche den Kurs belegen, merken schnell, dass es nicht einfach ein Kommen, schnell ein Bisschen Schiessen und wieder Gehen ist. Alleine die Dehn- und Aufwärmübungen nehmen rund zehn Minuten in Anspruch. Man kann auch nicht einfach in einem Pullover oder einer Strickjacke schiessen. Die Schützen erhalten eine Schiessjacke, die einerseits Stabilität gibt und andererseits beim Luftgewehr schusssicher ist. Zudem trägt man einen Handschuh an der Hand, mit welcher man nicht den Abzug betätigt. Diese Hand dient nämlich dem Stützen des Gewehres. Da der Schütze ja nur mit einem Auge zielen kann, wird das andere zusätzlich mit einer Augenklappe abgedeckt. Auch die Haltung ist extrem wichtig. Man steht parallel zur Zielscheibe und wendet dann den Oberkörper dem Ziel zu. Den linken Ellbogen stützt man auf dem Hüftknochen auf, was zusätzlichen Halt verspricht. Die linke Hand die also als Stütze, die rechte ist am Abzug. Das Gewehr wird unter der Achsel eingeklemmt und man legt den Kopf auf die Schaftbacke. Schiessen ist als nicht so leicht, wie es scheinen mag. Auch wenn die Bewegung im entscheidenden Moment auf den Finger am Abzug beschränkt ist, kann Sportschiessen also aufgrund der mentalen Vorbereitungen und der wichtigen Köperbeherrschung durchaus als Sport bezeichnet werden.
Schach als Sportart
Ähnlich verhält es sich auch beim Schach. Auch hier wird oft behauptet, alles, was der Spieler tun müsse, sei ein paar Figuren über ein Feld zu ziehen und das allein könne ja wohl nicht anstrengend genug sein, um als Sportart bezeichnet zu werden. Doch auch hier ist es so, dass die geistige Konzentration, die der Spieler aufwenden muss, um ein Vielfaches höher ist als beispielsweise beim Fussballspielen oder – noch besser – beim Kugelstossen. Der Spieler muss diverse Möglichkeiten zu agieren und im Gegenzug noch viel mehr Möglichkeiten für sein Gegenüber, zu reagieren, ständig im Kopf haben, Risiken abschätzen und den Zug des Gegners vorauszuahnen versuchen. Dies alles benötigt eine unglaubliche Konzentration und Hirnleistungen, wie sie bei anderen Sportarten nie gebraucht werden. Deshalb kann man wohl sowohl Sportschiessen, als auch Schach als Sportart bezeichnen, wenn auch nicht als körperlich anstrengende.