Dass Frauen leichter frieren als Männer, hat viele Gründe. Angeblich frieren Frauen schneller als Männer. Das stimmt soweit auch. Aber dass Frauen kälteempfindlicher sind, hat anatomische und kulturelle Gründe.
Wenn es draußen kalt ist, geht bei vielen das Zittern los. Vor allem das weibliche und angeblich schwache Geschlecht leidet besonders unter Minusgraden. Dass Frauen leichter frieren, ist ein Gerücht, auf das sie sich berufen, wenn so manch ein Macho für die zitternde Freundin nur ein gönnerhaftes Lächeln übrig hat. Aber hinter dem Gerücht, dass Frauen schneller frieren, steckt mehr als ein Körnchen Wahrheit.
Frauen frieren schneller. Das ist eine Tatsache, für die es mehrere gute Gründe gibt. Und kein Grund ist, dass Männer einfach stärker und kälteresistenter sind.
Anatomische Gründe
Die Kälte-Empfindlichkeit resultiert zunächst aus der unterschiedlichen Körperzusammensetzung von Männern und Frauen. In der Relation zum Körpergewicht haben Männer einen höheren Muskel- und einen geringeren Körperfettanteil als Frauen. Vereinfacht gesagt, haben Männer mehr Muskeln und weniger Fett.
Dass männliche und weibliche Körper unterschiedlich zusammengesetzte Muskel- und Fettanteile haben, ist das Ergebnis der Evolution. Der unterschiedliche Hormonhaushalt sorgt dafür, dass der Körper des Mannes ab der Pubertät vermehrt Testosteron produziert. Das Testosteron fördert erwiesenermaßen den Muskelaufbau. Dagegen stellt sich mit Einsetzen der Periode bei der Frau deren Körper auf eine mögliche Schwangerschaft ein. Dafür lagert er vermehrt Fett, unter anderem im Unterhautgewebe der Brüste, Hüften und Oberschenkel, ab. Mit diesen Fettreserven kann eine Mutter nicht nur sich, sondern auch ihr Kind während einer Hungerperiode ausreichend ernähren.
Vorteile der Muskeln
Nun kann man natürlich fragen, was dieses Wissen mit der Kälte-Empfindlichkeit zu tun hat. Muskeln sind unter anderem für die Wärmeregulation wichtig. Sie zählen zu der so genannten metabolisch aktiven Körpermasse. Jeder Muskel ist stark durchblutet und fungiert wie eine Art körpereigene Heizung. Und je mehr Muskeln man hat, desto besser funktioniert diese Heizung. Da Männer in der Regel mehr Muckis haben, haben sie hier einen Wärme-Vorteil.
Was ist mit Fett?
Es heißt ja, dass Fett warm hält. Das stimmt aber nur bedingt. Denn Fett ist ein Isolator, der vor Kälte schützt. Das gelingt auch einigermaßen. Allerdings kann Fett die Wärme nur behalten, im Gegensatz zu Muskeln aber nicht erzeugen. Frauen haben ja weniger Muskelmasse, dafür haben sie wie erwähnt einen von Natur aus höheren Fettanteil. Doch um dem aktuellen Schönheitsideal zu entsprechen, tun sie alles, um das überschüssige Fett – und damit auch ihren Wärmespeicher – loszuwerden. Eine schlanke Frau mit nur wenig Muskelmasse hat somit nicht nur keine körpereigene Heizung, sondern auch keine Isolationsschicht. Da ist es kein Wunder, wenn Kälte ihr mehr zu schaffen macht. Die einzige Möglichkeit, sich warm zu halten, sind dann eben dicke Klamotten und eine Heizung auf Maximalleistung.
Eine dünne Haut
Wenige Muskeln sind nicht der einzige anatomische Grund. Ein weiterer Grund, warum Frauen schneller frieren, ist die Haut. Die Haut von Frauen ist deutlich dünner als die Männerhaut. Im Schnitt ist die Haut des Mannes 15 Prozent dicker als die der Frauen. Die Kälte kommt durch die dünne Schicht leichter in den Körper und kühlt diesen auch schneller aus. Wenn nun noch ein Wärmeverlust durch niedrige Temperatur droht, ziehen sich die Gefäße in der Haut zusammen und die Haut wird schlechter durchblutet. Und je dünner die Haut ist, desto leichter ziehen sich Gefäße zusammen und desto schlechter ist die Durchblutung. Dadurch ist bei Frauen die Haut schnell um zwei bis drei Grad kälter als beim Mann. Insofern ist auch das weibliche Kälte-Empfinden größer. Frauen frieren also von Natur aus schneller.
Die weibliche Kleidung
Als letzter Punkt spielt unsere Kultur eine Rolle dafür, warum Frauen leichter frieren. Viele Frauen ziehen sich auch im Winter bewusst körperbetont an. Natürlich ist klar, warum der Freundin im Minirock oder beim bauchfreien Oberteil bei Minustemperaturen schnell kalt wird. Aber auch eng anliegende, körperbetonende Kleidung trägt zum gesteigerten Kälte-Empfinden bei. Denn zwischen Kleidung und Haut kann keine Luft gelangen. Hat man weitere, locker sitzende Klamotten an, kann sich die Luft zwischen Haut und Stoff erwärmen und so als zusätzlicher Kältepuffer funktionieren.
Es gibt also gute Gründe dafür, warum Frauen leichter frieren. Dass sie einfach Kälte nicht so leicht aushalten können, ist keiner davon.