Immer, wenn Infektionen mit Bakterien vorliegen, sind Antibiotika für Kinder sinnvoll. Nachsatz: …aber nur dann! Denn gegen Viren sind sie wirkungslos.
In der Praxis werden Antibiotika meist bei allen Infektionen gegeben, und das ist alles andere als sinnvoll. Die häufigsten Infektionen sind nämlich Infektionen der Atemwege und diese werden in der Regel nicht von Bakterien verursacht. In den Ordinationen der Allgemeinärzte kommen bis zu 50 Prozent der PatientInnen mit Husten, rund 70 Prozent aller Diagnosen betreffen Atemwegsinfektionen. Säuglinge haben durchschnittlich drei bis acht Infektionen pro Jahr, Schulkinder zwei bis fünf Infektionen jährlich.
Bei diesen Atemwegsinfektionen liegt die Ursache großteils in einer Infektion durch Virenund nicht durch Bakterien. Trotzdem erhalten in der Praxis mehr als 60 Prozent der Betroffenen ein Antibiotikum, obwohl diese Medikamente bei Viren wirkungslos sind.
Bei Atemwegserkrankungen handelt es sich um banale Erkältungen und Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Bronchitis, Mittelohrentzündung (Otitis media, die zunächst immer durch Viren hervorgerufen ist) und Lungenentzündung (Pneumonie, die allerdings tatsächlich immer mit Antibiotika behandelt werden muss).
Warum haben Kinder so oft Infektionen?
Zum einen ist es die spezifische anatomischen Situation: Ein Kleinkind hat wesentlich engere Atemwege als die Erwachsenen, daher können sich Schleimhautschwellungen von nur 1 mm gravierend auswirken, weil damit der Durchmesser bereits um 50 Prozent verringert ist. Beim Erwachsenen wäre das eine Verengung um unter 25 Prozent. Die Strömungsfläche wäre damit beim Kleinkind um 75 Prozent erniedrigt, bei Erwachsenen nur um 44 Prozent. Der Atemwegswiderstand erhöht sich damit um das 16fache, beim Erwachsenen nur um das Dreifache.
Diese Situation führt zum Beispiel bei Nebenhöhlenentzündung oder Mittelohrentzündung gleich zu gravierenden Schmerzen. Das Kind leidet sichtlich, und das setzt die Eltern in Alarmbereitschaft. Selbst wenn der Arzt darüber Bescheid weiß, dass es sich hierbei um Viren und nicht um Bakterien handelt, somit ein Antibiotikum nicht helfen kann, verlangen die Eltern dann oft energisch ein Antibiotikum. Das führt beim Arzt oft zu wirkungslosen Vorsichtsverschreibungen, einerseits um die Eltern zu beruhigen, andererseits um die Familie als Patienten nicht zu verlieren. Sie könnten ja zum nächsten Arzt gehen, der ihnen vielleicht das gewünschte Antibiotikum aus ähnlichen Gründen sehr wohl verschreibt.
Wären Antibiotika im Fall von Virusinfektionen nur wirkungslos, wäre das noch nicht so tragisch, die falsche Verschreibung führt aber zu Resistenzentwicklungen und ist damit gefährlich. Das nächste Mal, wenn Antibiotika wirklich sinnvoll wären, kann es sein, dass diese nur mehr eingeschränkt wirken.
Wann sollen oder müssen Antibiotika gegeben werden?
Bei Säuglingen und Kleinkindern bis zweieinhalb Jahren dürfen Antibiotika großzügiger eingesetzt werden. Ansonsten muss die Ursache der Symptome immer genau abgeklärt werden, um erst dann eine Entscheidung für oder gegen Antibiotika zu treffen. Ist noch keine Basistherapie erfolgt, dann muss das Kind nach 48 bis 72 Stunden erneut vom Arzt kontrolliert werden.
Weil eben viele Atemwegserkrankungen durch Viren hervorgerufen werden, sind Antibiotika wirkungslos und damit keine sinnvolle Therapie. Basistherapie bedeutet daher, dass der Arzt versuchen kann, mit hochwertigen pflanzlichen Arzneimitteln die lokale Immunabwehr zu stärken. Diese Präparate stärken die Immunabwehr an der Schleimhaut, fördern den Abfluss des Sekrets und bewirken eine Abschwellung der Schleimhäute und dadurch einen verbesserten Luftfluss.
Diese pflanzlichen Arzneimittel sollten schon bei den ersten Krankheitszeichen angewendet werden. Das können die Eltern selbst tun. Sollte es nach 48 Stunden zu keiner Besserung kommen oder sich die Situation sogar verschlechtern, dann ist der Weg zum Arzt unvermeidlich. Bei hohem Fieber ist natürlich sofort ein Arzt zu holen.
Seit kurzem gibt es die im Krankenhaus schon lange üblichen Schnelltests auch in vielen Ordinationen der Kinderärzte. Diese haben damit die Möglichkeit, das CRP (C-reaktives Protein) zu messen, das ein Indikator für die Beteiligung von Bakterien ist. Das Ergebnis liegt nach zwei Minuten vor. Der Anstieg dieses Proteins rechtfertigt die Verschreibung eines Antibiotikums.