Der 21. Mai 2011 war ein Tag wie jeder andere. Dass die Welt sich nicht an die Untergangsprognose gehalten hat, überraschte eigentlich niemanden. Nun denn, ein neues Datum steht im Raum, der 21.12.2012. Gleichwohl werden sich die meisten Menschen nicht dem vorweihnachtlichen Stress entziehen, weil wieder einmal das Ende der Welt vorhergesagt wird.
Apokalypse als Katharsis
Vorstellungen vom Ende der Welt sind in vielen Weltreligionen fest verankert. So erwartet das Christentum das Jüngste Gericht. Diese Vorstellung fußt auf den Offenbarungen des Johannes aus der Zeit um 100 n. Chr. Die dort beschriebene Apokalypse muss als Mahn- und Trostfantasie aufgefasst werden. Die ersten bekennenden Christen waren unsäglichen Repressalien durch die Römer ausgesetzt. Ein Weltuntergang hätte die Gläubigen ins Verderben gerissen, die Gläubigen wären durch Christus errettet worden.
Zarathustra
Die endzeitlichen Prophezeiungen aus dem Neuen Testament der Bibel sind schon in vorchristlicher Zeit zu finden. Bereits im zweiten Jahrtausend v. Chr. schuf der Perser Zarathustra der Überlieferung nach ein lineares Weltbild, welches den bis dahin geltenden Glauben vom ewigen Werden und Vergehen, der zyklischen Kosmologie ablöste. Im endgültigen Weltgericht sollten die unsterblichen Seelen einer ausgleichenden Gerechtigkeit unterzogen werden, ein Trost für alle im Leben zu kurz Gekommenen. Die Lehre Zarathustras wurde in Persien im sechsten Jahrhundert vor Christus Staatsreligion. Juden, Christen und Muslime übernahmen wesentliche Elemente daraus und stellten sie in den Mittelpunkt ihres Glaubens.
Weltenbrand
Vielen Religionen ist die Vorstellung vom Weltuntergang vertraut. Die letzte Schlacht, der Einsturz des Himmels, das Herabfallen der Gestirne, all das sind mythologische Ausdrucksformen, welche auch in Mittel- und Südamerika zu finden sind. Im altnordischen Mythos von Ragnarök (oft, aber wohl falsch, übersetzt als „Götterdämmerung“) wird der Kampf der Götter mit feindlichen Mächten beschrieben, welcher im großen Weltenbrand endet. Diesen Ereignissen sollte alsdann ein Weltenfrühling folgen. Ähnlich im Parsismus, Judentum, Christentum und Islam folgt im Anschluss an das dem Wortsinn nach unwiderrufliche Ende das geläuterte Reich Gottes.
Vage Zeitangabe
Die antiken Endzeitprophezeiungen waren im Gegensatz zu den heutigen Aussagen über Jahr, Monat, Tag und Stunde sehr vage gehalten. Darin lag eine von permanenter Gültigkeit geprägte Aussage. In jeder Katastrophe, sei es durch Naturgewalten, Seuchen oder kriegerischen Ereignissen, konnte der Anfang vom Ende vermutet werden. Je schlechter die Zeiten, desto näher schien das Finale; eine gute Zeit für Propheten, welche Umkehr und Buße predigten. Dass in solchen Zeiten das Pendel auch in die andere Richtung schlagen konnte, liegt nahe. Hysterische Endzeitbewegungen wie die „Heiligen der letzten Tage“ oder die Wiedertäufer in Münster zogen die Menschen in einen Strudel aus Gewalt und Gottlosigkeit.
Zeichen am Himmel
Menschen der Antike, präkolumbianische Amerikaner, Chinesen und Europäer beobachteten den Sternenhimmel, um aus dem Lauf der Gestirne Horoskope zu erstellen, welche Zeugnis über das Kommende ablegen sollten. Kometen galten als Zeichen göttlichen Zorns und versetzten die Menschen in abergläubische Panik. Selbst in aufgeklärten Zeiten, in denen die Astronomie eine Naturwissenschaft ist, wird den Sternen eine übersinnliche Macht unterstellt. Als sich 1910 der Halleysche Komet wie jedes Mal nach 76 Jahren der Erde näherte, sahen viele das Ende der Welt gekommen. Religiöse Prozessionen zogen durch New York und reuige Sünder füllten die Kirchen. Dass apokalyptisches Denken in Wahn und Realitätsverlust umschlagen kann, zeigt der Massenselbstmord von neununddreißig Mitgliedern einer kalifornischen Sekte im Jahr 1997. Ursache hierfür war das Erscheinen des Hale-Bopp-Planeten.
Die Lust am Untergang
Der Weltuntergang, ausgelöst von Kriegen, Atomkatastrophen oder Meteoriteneinschlägen ist ein beliebtes Sujet der Filmindustrie. Dabei kann alles gezeigt werden was die Pyrotechnik und die Computeranimation hergibt. Gleichzeitig wird aber auch gezeigt, dass letztendlich das Gute siegt, bewirkt durch Mut und Opferbereitschaft. Solange die Moral siegreich ist, geht die Welt nicht unter. Astrophysiker sehen das freilich ganz anders. Für sie ist das Ende der Welt durchaus Realität. Bis dahin wird es jedoch noch einige Millionen Jahre dauern. Viel Zeit also, noch etliche Weltuntergangspartys zu feiern.