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Wann beginnt eine Essstörung und woran kann man sie erkennen?

Das vorherrschende Schlankheitsideal und häufige Diäten aus Angst vor dem Dickwerden können vor allem bei Frauen den Einstieg in eine Essstörung erleichtern.

Es gibt nur wenige Menschen, die noch nie aus Frust gegessen haben oder die sich nach einem langen Arbeitstag, an dem die Zeit für das Essen fehlte, Zuhause nicht heißhungrig auf alles Essbare stürzen, was zu finden ist. Ebenso ist die Zahl vor allem der Frauen gering, die sich allein vom Hunger- und Sättigungsgefühl leiten lassen, in dem was sie essen. Die meisten Frauen ernähren sich bewusst, schätzen die Kalorienmengen und kontrollieren ihr Gewicht regelmäßig. Die eine oder andere Diät haben sie schon gemacht und „zu dick“ fanden sich die meisten auch schon mal. Die Übergänge zu einer Essstörung sind fließend.

Essstörungen – gestörtes Verhältnis zum Essen und zum eigenen Körper

Gestörtes Essverhalten und die Ablehnung des eigenen Körpers sind die gemeinsamen Faktoren der häufigsten Essstörungen.

  • Die Magersucht oder Anorexia nervosa ist durch starkes Untergewicht, eine Körperschemastörung und zwanghafte Kontrolle des Essverhaltens gekennzeichnet. Bei dieser Essstörung geht man heute weitgehend von genetisch bedingten Ursachen, verbunden mit einer zwanghaften Persönlichkeitsstruktur, aus.
  • Dagegen stehen bei der Bulimie unkontrollierte Essanfälle im Vordergrund, bei dem gleichzeitigen Versuch, das übermäßige Essverhalten durch extreme Maßnahmen auszugleichen. Auch die Entstehung der Bulimie erklärt man biologisch-konstitutionell, u.a. durch Störungen im Sättigungszentrum des Hypothalamus. Darüber hinaus besteht bei der Bulimie ein ausgeprägter Suchtcharakter und ein gehäuftes Auftreten zusammen mit anderen Suchterkrankungen.
  • Die Esssucht oder Binge Eating Disorder ist als eigenständiges Krankheitsbild anerkannt. Sie gilt als die häufigste Essstörung. im Zentrum der Störung stehen Heißhungerattacken mit sehr großen Kalorienmengen, gefolgt von Depressionen und Schuldgefühlen.

Neue Studie: auch gesunde Frauen haben Angst vor dem Dickwerden

Aus einer aktuellen US-amerikanischen Studie der Brigham Young University geht hervor, dass offensichtlich auch gesunde, schlanke Frauen Angst davor haben, zu dick zu sein oder es zu werden. Das ergaben neurologische Untersuchungen mit der Kernspintomografie, in der sich bulimische und magersüchtige Frauen Bilder von Übergewichtigen ansahen. Im Gehirn der gesunden Frauen der Kontrollgruppe spielte sich das Gleiche ab, wie bei den essgestörten Frauen: Sie bezogen das Übergewicht auf sich selbst. Dieses Ergebnis macht deutlich, wie sehr das Schlankheitsideal der westlichen Kultur im Gehirn der Frauen verankert ist. Bei Männern konnten diese Ängste nicht nachgewiesen werden.

Hinweise auf eine Ess-Störung

Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat folgende Punkte zusammengestellt, die auf eine Essstörung hinweisen können:

  • man isst nicht, um satt zu werden oder um zu genießen, sondern weil man zum Beispiel wütend, frustriert, traurig oder einsam ist oder sich langweilt.
  • das Gewicht wird ständig kontrolliert
  • man isst nur noch nach Essens- und Diätplänen und verbietet sich Genuss oder lustvolles Essen
  • der eigene Körper wird als „zu dick“ abgelehnt
  • die Gedanken kreisen nur noch um das Essen und die eigene Figur
  • man hat ständig Angst, zu viel zu essen oder zuzunehmen
  • die eigene Figur wird ständig mit anderen, vor allem schlankeren Menschen verglichen
  • die Ziele bezüglich einer Gewichtsabnahme sind ausgesprochen unrealistisch
  • man stellt auch sonst im Leben überhöhte Ansprüche an sich selbst und „tröstet“ sich bei Misserfolgen mit Essen
  • wie sich Hunger oder Sattsein anfühlt, weiß man nicht mehr
  • man leidet unter hemmungslosen Essanfällen
  • es werden extreme Maßnahmen, wie Abführmittel, Extremsport oder Erbrechen, eingesetzt, um zu vieles Essen wieder auszugleichen.

Treffen mehrere dieser genannten Aussagen auf einen zu, kann das der Hinweis auf eine beginnende oder bestehende Essstörung sein und es ist ratsam, eine Beratungsstelle für Essstörungen aufzusuchen oder sich therapeutische Hilfe zu holen.