Wandern, trotz Fußball schon immer der Lieblingssport der Deutschen, findet zurück in die Vereine.
Wie die Allensbacher Markt- und Werbeträger-Analyse (AWA) belegt, ist der Wandersport zwar nach wie vor der beliebteste Sport der Deutschen, die hohen Zuwachsraten der 90er Jahre erreicht er allerdings nicht mehr. Wer aber die Berichterstattung in den Medien verfolgt, der stößt immer wieder auf Berichte über neue Wandervereine und Wanderabteilungen in Spotvereinen. Warum ist das so? Wandern ist, bald kann man sagen seit Jahrhunderten, eine der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen der Deutschen. Die allermeisten Wanderer sehen sich heute aber als Individualisten, die mit Partner, Partnerin oder in kleinem Freundeskreis auf eigene Faust den Weg ins Grüne suchen. Das war nicht immer so, wie ein Blick in die Geschichte lehrt. Von den frühen Turnern bis zur Wandervogelbewegung ist in Deutschland im Verein gewandert worden. Die Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten hat in der Nachkriegszeit zur Individualisierung des Wandersports beigetragen. Woher also kommt der neue Drang, den Individualsport Wandern im Verein zu pflegen?
Wandern im Verein
Wandern im Verein macht einfach Spaß! Eine allzu simple Erklärung, denn das hat es auch vor Jahren schon gemacht. Sicherlich spielt die demographische Entwicklung eine Rolle. Die deutsche Bevölkerung insgesamt wird älter. Die noch aktiven Senioren werden mehr. Das Wandern ist in dieser Generation ein verbreiteter Ausgleichsport. Im Alter wird das Gemeinschaftserlebnis für viele Menschen wieder wichtiger, für manche ist auch das eigenverantwortliche Organisieren einer Wanderfahrt nicht mehr so leicht zu bewältigen. So schließen sich viele Wanderfreunde dieser Generation wieder in Organisationen zusammen, um ihrem Hobby auch im Alter zu frönen.
Aber auch viele jüngere Menschen sind in den neuen Wandervereinen und –abteilungen zu finden. Ist da möglicherweise eine kleine Gegenbewegung zur Vereinsamung vor Computer oder Fernseher zu erkennen? Es gibt dazu noch keine Untersuchungen aber sicherlich ist es so, dass Wandern eine gute Möglichkeit ist, sich körperlich in einer Gemeinschaft zu betätigen, ohne besondere sportliche, technische oder ausrüstungsmäßige Anforderungen erfüllen zu müssen.
Nordic Walking und Wandern
Natürlich darf auch die Trendsportart Nordic Walking als Hinführung zum Wandern nicht übersehen werden. Viele, die mit Nordic Walking in der Gruppe begonnen haben, bleiben dabei und die Gruppen entwickeln sich weiter. Viele der „neuen“ Wanderfreunde sind denn ja auch mit Stöcken in der Landschaft unterwegs. Dieser Trend, der manchen Wanderer der alten Garde ein wenig befremdet, wird von Medizinern sehr positiv bewertet, weil das Wandern mit Stockunterstützung sehr gelenkschonend ist und dabei die Herz- Kreislaufwirksamkeit dieser Sportart noch verbessert.
Wandern im Verein als Chance für die Sportvereine
Für die Sportvereine ist der neue Trend zum Wandern eine große Chance. Haben sie in anderen Sportarten, wie die vielen neugegründeten Spielgemeinschaften zum Beispiel in den Ballsportarten belegen, mit Mitgliederstagnation oder –schwund zu kämpfen, so lassen sich auf dem Gebiet des Wandersports neue Mitglieder gewinnen, alte reaktivieren. Dabei sind die Voraussetzungen, eine Wanderabteilung anzubieten, denkbar einfach. Ein Wanderwart, der organisieren kann und bereit ist, die eine oder andere etwas unkonventionelle Route vorher einmal abzugehen, ist eigentlich schon alles was man braucht. Ein klein wenig Öffentlichkeitsarbeit im Gemeindeblatt oder der Lokalpresse und schon kann das erste Wanderangebot starten. Dabei ist es wirklich nicht nötig, gleich große Touren in weiter Ferne anzubieten. Ein bisschen Kreativität bei der Routenwahl machen altbekannte Ziele in der näheren Umgebung zu ganz neuen Erlebnissen für Menschen, die ohne ein klein wenig Führung die ausgetretenen Pfade nicht verlassen. Man kann den Sportvereinen nur raten, diesen Trend aufzugreifen und durch viele kreative Aktivitäten zu verstärken. Ein einfacher und hocheffektiver Beitrag zur Förderung gesunder und sportlicher Betätigung!