Hohe Berge, tiefe Schluchten und grüne Täler unter südlicher Sonne. Die größte und abwechslungsreichste Insel des kanarischen Archipels bietet dem Wanderer eindrucksvolle Naturerlebnisse, vielfältige Herausforderungen und viel Erholung.
Ein überwältigendes Gefühl von Freiheit und Weite überkommt wohl jeden Wanderer, der den Sonnenaufgang auf dem höchsten Berg der kanarischen Inseln erlebt. Die Morgensonne taucht den Pico del Teide in ein tiefes, leuchtendes Orange und der Schatten dieses mächtigen Berges reicht bis zur Nachbarinsel La Gomera. Im gesamten Gipfelbereich treten heiße Schwefeldämpfe aus und erinnern daran, dass dieser Vulkan in seinem Inneren noch immer nicht zur Ruhe gekommen ist.
Der mit 3718 Metern zugleich höchste Berg Spaniens, der Pico del Teide, überragt alle anderen Berge Teneriffas und des gesamten kanarischen Archipels bei weitem. Aufgrund ihres vulkanischen Ursprungs und ihrer südlichen Lage besitzen alle Inseln bizarre Felslandschaften und eine recht karge Vegetation. Teneriffa ist jedoch nicht nur die größte der kanarischen Inseln, sondern auch die landschaftlich vielseitigste. Das ganzjährig milde Klima und die hervorragenden Busverbindungen sind zwei weitere Punkte, die diese Insel zu einem angenehmen und erholsamen Ziel für Streckenwanderer machen.
Wild Zelten und kostenfreie Zeltplätze
Wild Zelten ist auf Teneriffa in allen Naturschutzgebieten und in der Küstenregion verboten. Erfreulicherweise bietet die Umweltbehörde Área de Medio Ambiente y Paisaje überall auf der Insel speziell eingerichtete Zeltplätze (zonas de acampada) kostenfrei zur Nutzung an. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich meist ein öffentlicher Picknickplatz (área recreativa). Dort gibt es Trinkwasser, Mülleimer und tagsüber geöffnete Toiletten – in Ausnahmen sogar Duschen. Die Übernachtungsgenehmigung muss im Voraus bei der Umweltbehörde im Internet oder direkt vor Ort in La Laguna beantragt werden. Dabei ist zu beachten, dass sowohl das Datum der Übernachtung als auch die betreffenden Personen genau angegeben werden müssen.
Geeignete Wandergebiete
Vier Regionen auf Teneriffa eignen sich besonders für Wanderungen. Dazu gehören das grüne Anaga-Gebirge im Nordosten, das karge Teno-Gebirge im Nordwesten, die Höhenregionen an der Cumbre Dorsal oberhalb des Orotava-Tals im Norden und nicht zuletzt der Nationalpark Parque Nacional de las Canadas del Teide im Zentrum der Insel. Obwohl diese Gebiete so nah beieinander liegen, besitzen sie dennoch einen höchst unterschiedlichen Charakter:
Das Anaga-Gebirge
Das Anaga-Gebirge mit einer Höhe von knapp 1000 Metern besticht durch seine grüne Vegetation und seinen Wasserreichtum. Dementsprechend sind die Kammlagen mit dem dichten Nebelurwald in den Wintermonaten oft wolkenverhangen. Vom Hauptkamm fallen unzählige, wenig besiedelte Schluchten und Täler Richtung Meer. Das Anaga-Gebirge zählt zu den anspruchsvollsten Tourenrevieren der Insel. Oftmals sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Ausdauer erforderlich. Abenteuerlustige erfreuen sich besonders an den Touren auf in den Fels geschlagenen Wasserkanälen bei Punta del Hidalgo. Sie erfordern vor allem Beweglichkeit, keine Scheu vor Wasser und – eine Stirnlampe!
Das Teno-Gebirge
Das Teno-Gebirge erreicht ebenfalls eine Höhe von knapp 1000 Metern. Anders als das Anaga-Massiv ist es allerdings kaum bewaldet. Dafür finden sich hier umso schroffere Gebirgsformationen, wuchtige bis 600 Meter hohe Steilküsten und stark zerklüftete Schluchten. Viele kleinere Ortschaften geben dieser Gegend ein ländliches, abgeschiedenes Gepräge. Einige Orte waren noch bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts von der Außenwelt abgeschnitten. In einem dieser Dörfer, in Masca, beginnt eine der bekanntesten und schönsten Wanderungen der Insel. Der Weg windet sich teils neben, teils im Fluss durch die enge Masca-Schlucht bis ans Meer – Klettereinlagen inklusive!
Der Norden
Südlich von Puerto de la Cruz in den Höhenlagen ab 1000 Meter lassen sich erholsame Stunden in weiten Kiefernwäldern verbringen. Immer wieder bieten sich herrliche Ausblicke auf das dicht besiedelte Orotava-Tal oder den Pico del Teide. Hier nimmt ein alter Pilgerweg, der Camino a Candelaria, seinen Ausgang. Er führt teils recht steil durch immergrüne Wälder, an schwarzen und roten Lavahängen entlang über den Kamm, die Cumbre Dorsal, auf die andere Inselseite. Wen gut 2600 Höhenmeter nicht abschrecken, der sollte sich diese Tour nicht entgehen lassen. Mit etwas Glück kann bei dieser Wanderung das Naturschauspiel der sich über der Cumbre auflösenden Passatwolken hautnah miterlebt werden.
Der Nationalpark Las Cannadas del Teide
Die einzigartige Vulkanlandschaft des Nationalparks Las Canadas del Teide wurde 2007 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt und lockt fast jeden Teneriffa-Urlauber an. In dieser vegetationsarmen Gegend gibt es viele bizarre Felsformationen zu erwandern. Dazu zählen zum Beispiel die auch bei Kletterern beliebten Roques de García oder die märchenhaften Türme der Mondlandschaft (Paisaje Lunar). Am eindrucksvollsten ist jedoch die anstrengende Besteigung des Pico del Teide. Auf dem Weg dorthin ist eine Übernachtung in der komfortablen Schutzhütte Refugio de Altavista notwendig. Von dort sind es nur noch 500 Höhenmeter bis zum Gipfel. Da der Gipfelweg nur bis zur ersten Bergfahrt der Seilbahn um neun Uhr betreten werden darf, stolpern jeden Morgen mehr oder weniger geübte Wanderer bereits im Dunkeln Richtung Gipfel los. Bestenfalls sind sie mit einer Stirnlampe, warmer Kleidung und belastbaren Trekkingstöcken ausgerüstet, um sich den häufig vereisten Weg hinaufzukämpfen. Am Ende wartet ein unvergessliches Erlebnis – der Sonnenaufgang auf dem höchsten Berg Spaniens.