Welche Fehler wir vermeiden müssen, um Freunde nicht zu verlieren. Zum persönlichen Glück gehört mindestens ein guter Freund oder eine beste Freundin. Aber nur wer aktiv in die Beziehung investiert, hat auf Dauer etwas davon.
„Wer die Freundschaft aus dem Leben streicht, nimmt die Sonne aus der Welt“ schrieb der römische Philosoph Cicero vor über 2000 Jahren. Es hat sich nichts geändert: Wahre Freundschaften sind wertvoll. Sie steigern das persönliche Glück und die Lebenszufriedenheit. Dumm nur, dass eine echte Freundschaft lediglich alle 300 Jahre vorkommt. Das meinte zumindest der Philosoph Montaigne vor rund 400 Jahren. Er stellte offenbar hohe Ansprüche an eine Freundschaft.
Geselligkeit ist noch keine Freundschaft
Aber mal ehrlich: Viele Freundschaften erweisen sich in Krisensituationen als nicht tragfähig. Vielfach unterhalten wir Zweckfreundschaften – sei es privat in geselliger Runde oder im Beruf. Dort sind Netzwerke besonders gefragt. Dagegen ist ja auch nichts einzuwenden. Nur wer das mit Freundschaften verwechselt, hat selbst Schuld, wenn er in Notsituationen vergeblich auf Unterstützung hofft. Vieles bleibt an der Oberfläche. Vielleicht lassen wir es nur weiter laufen, weil es anstrengend ist neue Freunde zu finden.
Freundschaften müssen aktiv gepflegt werden
Eine Freundschaft muss wachsen und ein echter Freund nimmt Anteil an unserem Leben, widmet uns Zeit und setzt sich mit uns auseinander. Vorausgesetzt man hat das Glück, sollte man sich darum bemühen, die Freundschaft auch zu erhalten. Sie braucht viel Pflege. Grundvoraussetzung ist, das man sich aktiv darum kümmert. Wer sich nichts dafür tut, darf sich nicht wundern, wenn sie irgendwann einschläft.
Lügen sind Gift für die Beziehung
Aber es gibt weitere Faktoren, die eine Freundschaft auf eine harte Probe stellen können. Zu einer vertrauensvollen Freundschaft gehören Ehrlichkeit und Offenheit. Freunde dürfen sich ehrlich die Meinung sagen. Funktioniert das nicht, weil sich einer schnell gekränkt fühlt, fehlt das Vertrauen.
Und traut sich einer von beiden nicht die Wahrheit zu äußern, kann das viele Gründe haben: Es mangelt ihm an Selbstvertrauen und Mut oder er fürchtet Streit und Stress bis hin zum Freundschaftsentzug. Aber egal, was es ist, es dient alles dazu, das Vertrauen zu erschüttern.
Auch vermeintlich kleine Notlügen sind Gift. Wer zum Beispiel keine Lust hat, sich mit den anderen zu treffen, sollte es sagen. Zu einer Freundschaft gehört es auch die Befindlichkeiten des anderen zu akzeptieren. Und wer eine Notlüge benutzt um zu erklären, warum er nur noch wenig Zeit hat, sollte sich über den Wert der Beziehung Gedanken machen. Eine gute Freundschaft ist es Wert, dass wir uns Zeit dafür nehmen.
Wenn das Gleichgewicht nicht mehr stimmt
Das kann manchmal schwierig sein. Vielleicht haben wir gerade großen Stress auf der Arbeit. Aber der Freund hat seinen Job verloren. Dann sollten wir ihm trotz eigener Belastungen zur Seite stehen. Gerade wenn sich die Koordinaten verschieben, ist der Freund gefragt: einer ist arbeitslos, der andere macht Karriere; einer heiratet, der andere lässt sich gerade scheiden. Die Erfahrungsebenen verschieben sich, die Welten driften auseinander, das kann eine harte Probe für eine Freundschaft sein.
Damit es weiterhin funktioniert, muss das Verhältnis von Geben und Nehmen ausgeglichen bleiben. Nutzt einer den anderen nur noch, um ihm die Ohren vollzujammern und ständig über sein Leid und Elend zu klagen, geht das auf Dauer nicht gut.
Auch Neid und Missgunst kann eine Freundschaft vergiften. Zwei Studienkameraden, einer macht Karriere, der andere findet keinen Job – eine schwierige Situation für eine dauerhafte Freundschaft. Auch eine Beziehung unter Kollegen kann durch Konkurrenzdenken belastet werden.
Eifersucht weil Aufmerksamkeit für jemand anderen abgezogen wird
Und auch Eifersucht ist gefährlich. Wenn die scheinbare Exklusivität einer Freundschaft durch eine dritte Person gestört wird, entstehen leicht Missstimmungen. Zieht einer der Freunde Aufmerksamkeit für jemand anderen ab, kann das zu Problemen führen.
Heikel sind auch Liebesbeziehungen, die in Freundschaften hineinspielen: die beste Freundin, die etwas mit dem Ex-Mann anfängt; der Freund, der mit der Frau flirtet, der man auch gerade den Hof macht. Freund oder Konkurrent? In solchen Situationen muss man sich entscheiden.
Wenn eine Freundschaft keinen Sinn mehr macht
Es gibt gute Gründe, dass eine Freundschaft keinen Sinn mehr macht. Ein Kontakt kann genau wie eine Ehe aus Gewohnheit fortgeführt werden, obwohl die Beteiligten sich eigentlich nichts mehr zusagen haben. Wenn die Lebenswege zu weit auseinanderdriften oder heimliche Aversionen entstehen, die nicht offen angesprochen werden, ist das ebenfalls ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht mehr stimmt mit der Freundschaft.
Bereinigen oder Schlussstrich ziehen
Wie gesagt: Zu einer Freundschaft gehört das ehrliche und offene Wort. Merkt man, dass etwas nicht mehr stimmt, sollte man das ansprechen. Sollte die Beziehung daran zerbrechen, ist das zwar schade, aber zumindest ehrlich. Aber vielleicht hilft es auch, die Beziehung neu zu beleben. Denn zu einer guten Freundschaft gehören auch Krisen, die man gemeinsam überwindet.