Lokal wirkendes Betäubungsmittel kann den Geschlechtsakt verlängern. Eine Mischung der Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain erhöht die Dauer des Geschlechtsverkehrs und ist eine Alternative zu mechanischen Methoden und Medikamenten.
Der vorzeitige Samenerguss, in der medizinischen Terminologie Ejaculatio praecox genannt, gehört zu den häufigsten sexuellen Problemen des Mannes und gilt bis heute noch leider als Tabuthema, obwohl er eine Partnerschaft unter Umständen erheblich belasten kann. Von einer Ejaculatio praecox wird gesprochen, wenn der Samenerguss vom Mann als unkontrollierbar empfunden wird und demzufolge beim Partner entsprechend wenig Befriedigung auslöst. Als weitere Diagnose eines vorzeitigen Samenergusses gilt, wenn die Zeitdauer zwischen der Einführung des Penis in die Vagina und der Ejakulation regelmäßig unter zwei Minuten liegt. Weiterhin wird die Anzahl der Beckenbewegungen beurteilt, die nicht unter sieben liegen sollte.
Formen der Ejaculatio praecox
Es werden zwei Arten des vorzeitigen Samenergusses unterschieden. Bei der primären Form handelt es sich um einen chronischen Verlauf, der sich bis hin zu den ersten sexuellen Erfahrungen des Mannes zieht. Dabei kann auch die Kontrolle bei der Masturbation eingeschränkt sein, jedoch bei der Mehrheit der Männer beschränkt sich die Symptomatik allein auf den Geschlechtsverkehr mit einem Partner. Im Laufe der Zeit kann es zu einer fortschreitenden Erektionsstörung kommen, die man mit Versagensängsten und Resignation zu erklären versucht.
Die sekundäre Form der Ejaculatio praecox tritt später ein, meist in einem höheren Lebensalter. Oft ist sie mit einer fortschreitenden Erektionsstörung gekoppelt. Organische Ursachen sind eher selten, wenn sie jedoch vorliegen, sind es meistens Entzündungen des Urogenitaltraktes, seltener Tumorerkrankungen.
Therapie des vorzeitigen Samenergusses
Bisher waren hauptsächlich mechanische Methoden zur Verhinderung der schnellen Ejakulation das Mittel der Wahl, wie beispielsweise die Squeeze-Technik oder die Start-Stopp-Methode. Urologen des Royal Victoria Hospital in Belfast verfeinerten das seit längerem bekannte Verfahren des Einsatzes von einem lokal wirkendem Betäubungsmittel. Eine Spraydose, die das Londoner Unternehmen Plethora Solutions produziert, fand großen Anklang bei den Wissenschaftlern. Das Produkt, welches problemlos auch von anderen Firmen hergestellt werden könnte, enthält eigentlich nichts Aufsehenerregendes, sondern die seit Jahrzehnten bekannten Lokalanästhetika Lidocain und Prilocain im Verhältnis drei zu eins. Einfache Idee, guter Effekt, wenn auch, wie schon gesagt, nicht ganz neu. Wer Probleme mit einer vorzeitigen Ejakulation hat, weil eine Übererregbarkeit des Gliedes oder der allgemeinen nervlichen Konstitution vorliegt, kann mit einem Sprühstoß lokalem Betäubungsmittel den sensomotorischen Reflexbogen verzögern.
Im British Journal of Urology International berichteten Wallace Dinsmore und sein Mitarbeiter Michael Wyllie von einer ersten randomisiert-kontrollierten Studie, die sie mit dieser Behandlungsform durchgeführt hatten. Teilnehmer waren 300 Männer, die an insgesamt 31 Zentren in unterschiedlichen europäischen Ländern in Behandlung waren. Voraussetzung war weiterhin, dass sie in festen, monogamen Beziehungen lebten und schon zeitlebens unter der Problematik des vorzeitigen Samenergusses litten. 200 der 300 Teilnehmer im Alter von durchschnittlich 35 Jahren sprühten sich vor dem Geschlechtsverkehr das Gemisch aus Lidocain und Prilocain auf den Penis. Die anderen 100 Probanden benutzten ein Scheinpräparat. Bei den Männern, die das Betäubungsmittel benutzten, verlängerte sich die Dauer des Geschlechtsverkehrs von durchschnittlich 0,6 auf 3,8 Minuten.
Die möglichen Nachteile des Verfahrens werden in dem Artikel leider längst nicht so betont wie die angebliche Zufriedenheit der Probanden. Die Empfindsamkeit der Eichel wird durch das Betäubungsmittel doch relativ stark herabgesetzt und die Substanz kann auch auf die Partnerin übergehen.
Antidepressiva und Betablocker zur Verzögerung der Ejakulation
Neben den schon bereits erwähnten mechanischen Hilfsmitteln und lokalen Betäubungsmitteln werden Männern auch Antidepressiva und Betablocker verordnet, um einen Samenerguss hinauszuzögern. Die meisten Experten sind jedoch der Meinung, dass die häufigste Ursache für die vorzeitige Ejakulation psychische Gründe, sowie ängstliche Anspannung oder Übererregung sind. Die ständige Befürchtung, bei jedem Geschlechtsverkehr nicht lange genug seinen Mann stehen zu können, führt zu einem immer größeren psychischen Druck und Versagensängsten, welche die ganze Symptomatik noch schlimmer machen können. Hier könnte gegebenenfalls eine Verhaltenstherapie und eine Klärung der Paardynamik helfen.