Ein Flirt ist die Bereitschaft, positiv auf den anderen zu reagieren bzw. den anderen positiv anzuregen. Es geht darum, offen zu sein und sich von Zwängen zu befreien.
Die Auswahl eines möglichen Gesprächs- (oder Flirt-) Partner geschieht meist auf den ersten Blick, der recht schnell entscheidet, ob Kontakt angestrebt wird oder nicht. Brillenträger werden eher für intelligent gehalten, Frauen mit auffällig geschminkten Lippen für sexuell freizügig und Träger von Sandalen für alternativ. Selbst Getränke, die jemand an einer Bank konsumiert, gestatten es, sich ein Bild von der betreffenden Person zu machen. So vermag einzig das Glas Champagner in der Hand den Status zu erhöhen.
Schönheit ist relativ
Schöne Menschen kann nichts entstellen, pflegt man zu sagen. Sie bräuchten kein Schmuck, kein Make-up, kein kleidsames Outfit – sie wirkten auf den ersten Blick schlicht durch ihre naturgegebene Schönheit. Die Ergebnisse verraten, dass wir – Status unabhängig – physisch attraktive Personen auf den ersten Blick offensichtlich von vornherein günstiger gewogen sind als unattraktiveren. Erstere nämlich erhielt keine besseren Wertungen, wenn zu ihrem physisch attraktiven Aussehen sämtliche Statussymbole hinzugesellten. Weniger attraktive Personen hingegen erfahren durch teuren Schmuck und gute Kleidung eine Aufwertung in der Einschätzung durch andere.
Unterschied zwischen Werben und Flirten
In der Verhaltensforschung zählt kindliches Verhalten mithin zu den wirkungsvollsten Annäherungsstrategien. Kein Wunder, denn Verhalten, das mit Hilflosigkeit assoziiert wird, ist fernab davon, Angst oder gar Aggressionen auszulösen. So erstaunt es auch nicht, dass vor allem im Werbeverhalten von Säugetieren gerade jene Signale besonders ansprechen, die im elterlichen Umgang mit dem Nachwuchs die größte Rolle spielen. In Anlehnung an Dr. David B. Givens unterscheiden wir beim Menschen zwischen Werbeverhalten und Flirt. Ersterem wird eine ernsthaftere Absicht unterstellt, während Letzteres eher spielerischen Charakter hat. Trotzdem gehen wir davon aus, dass beide einer gemeinsamen Funktion entsprungen sind: nämlich der Wegbereitung zur Fortpflanzung.
Schöne Menschen haben es nicht leicht
Die Gefahr, abgewiesen zu werden, wird umso größer, je weniger Spielraum das ungeschriebene Reglement der jeweiligen Örtlichkeit für den zwischenmenschlichen Kontakt vorschreibt. Wie können Menschen, die Kontakt suchen, einander näher kommen? Wie kommt es zu einem Gespräch? Was bedeutet eigentlich Attraktivität? Auch wenn wir auf den ersten Blick attraktive Menschen zu begünstigen vermögen, so kann sie dem Aufbau einer Beziehung auch im Wege stehen. Wenngleich wir dazu tendieren, attraktiven Menschen einen Bonus zuzuschreiben, so kann ihr Aussehen dennoch auch auf andere hemmend wirken.
Attraktivität löst Hemmungen aus
Die Forscher Dabbs und Stokes fanden in einer Untersuchung heraus, dass wir um attraktive Menschen einen Bogen machen. Sie baten verschiedene Lockvögel, Männer und Frauen, sich auf einem viel begangenen Gehsteig zu postieren. Aus einem gegenüberliegenden Fenster filmten die Wissenschaftler das Verhalten der Passanten, die den Lockvögeln entgegenkamen. Dabei konzentrierten sie sich bei ihren Beobachtungen auf die räumliche Distanz, die diese zu den postierten Lockvögeln einhielten. Das Aussehen der Lockvögeln wurde in unterschiedlichen Versuchsreihen jeweils mittels Make-up, Kleidung und Schmuck variiert. Ziel dieser Studie war, festzustellen, inwieweit die Steigerung von Attraktivität und äußerlichen Status und damit auch der Faktor Dominanz bei der zwischenmenschlichen Distanz eine Rolle spielen. Herauskam, dass hohe physische Attraktivität, aber auch der nach außen hin gezeigte hohe Status der Lockvögeln bei Passanten Unsicherheit auslösten.
Ein Ergebnis:
Was Männern gefällt, gefällt auch Frauen. Wen Frauen attraktiv finden, finden auch Männer anziehend. Damit besitzen wir offensichtlich die Fähigkeit, mögliche Konkurrenten einigermaßen einschätzen zu können. Schwerer fällt es uns hingegen, die Wirkung unserer eigenen Attraktivität richtig zu bewerten. Einige Ergebnisse deuten daraufhin, dass Männer sich für attraktiver halten, als sie von Frauen tatsächlich beurteilt werden, Frauen hingegen zum Unterschätzen ihrer Wirkung auf Männer tendieren. Attraktive Frauen können noch so viele freundliche Signale senden, lächeln, zum Kontakt auffordern – ihre Chancen bleiben begrenzt, denn Männer verfahren im allgemeinen nach der Maxime „lieber einen Spatz in der Hand als eine Taube auf dem Dach“ und halten sich daher in ihren Auswahlverfahren durchweg an das für sie real erreichbare Frauenbild.