Die Internetanbieter reden immer von 16 MB-Anbindungen – nur die erreicht kaum einer. Warum?
Tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit im Internet
Die tatsächliche Übertragungsgeschwindigkeit entspricht nie der maximalen Leistungsfähigkeit der Internetanbindung oder dem, was der Browser anzeigt, und zwar unter anderem aus folgenden Gründen: Es müssen noch so genannte Header-Daten mit übertragen werden, das sind Zusatzdaten, die zum Beispiel angeben, wohin das Datenpaket geliefert werden soll.
Flaschenhals Internet
Und das Internet selbst ist ein „Flaschenhals“ für die Übertragung. Die ISPs im Internet können die Transportgeschwindigkeit erheblich verringern, wenn sie zum Beispiel Server einsetzen, die nur eine minimale Anzahl von gleichzeitigen Zugriffen erlauben oder selbst nur über schmalbandige Zugänge angeschlossen sind. Dieser Umstand wird dann als „Flaschenhals des Internet“ bezeichnet.
Ganz wichtig ist aber auch die Qualität des Provider-Backbones (das heißt: die Qualität der technischen Infrastruktur mit Kabeln, Computern und so weiter), da dort die eingekaufte Bandbreite nicht mehr dediziert (das heißt: allein vom Kunden) genutzt und damit auch nicht garantiert werden kann. Die garantierte Bandbreite gilt nämlich nicht für den Backbone und das Internet im engeren Sinne. Dies scheint nur auf den ersten Blick unverständlich.
Der Backbone als USP (Unique Selling Proposition)
Denn die Leitung vom PC zum Provider wird durch den Kunden dediziert genutzt, d.h. sie wird nur durch diesen einen Kunden verwendet – hierfür kann der Provider daher auch eine Übertragungsgeschwindigkeit von zum Beispiel 1 Mbps (bei DSL) in beiden Richtungen garantieren. Kein Provider kann aber eine dedizierte Bandbreite im Backbone und damit eine bestimmte Übertragungsgeschwindigkeit garantieren. Und zwar aus folgendem Grund:
Der Provider-Backbone wird von allen Usern genutzt. Sobald eine Übertragung beendet ist, wird die Bandbreite automatisch für andere User freigegeben. Verfügt der Provider nun zum Beispiel über 2 Gbps-Leitungen und wird diese von 2000 Usern gleichzeitig genutzt, bleiben dem Einzelnen nur noch 1 Kbps übrig, und die Daten brauchen entsprechend länger, bis sie übertragen sind. Gute Provider werden ihre Kapazitäten und ihren Backbone so aufgeteilt haben, dass man dies nur sehr selten erlebt. Sie bauen ihren Backbone hinter den City-PoPs komplett und ausschließlich mit Leitungen von 2 Gbps Bandbreite oder größer aus.
Leitungskapazität eines Providers
Kein Provider kann es sich leisten, einen Backbone mit einer technischen Ausrüstung zu besitzen, die gleich oder mehr der Summe aller dort verkauften Bandbreiten ist. Das ist im Prinzip so wie bei den Fluglinien: sie überbuchen grundsätzlich die Flüge, weil sie erfahrungsgemäß wissen, dass eine bestimmte Menge an Personen immer abspringt – und so weiß auch der Provider, dass der Kunde die eingekaufte Bandbreite nicht permanent und komplett nutzen wird. Er verkauft also erheblich mehr Bandbreite, als tatsächlich physikalisch im Backbone und Internet an Leitungskapazität zur Verfügung steht. Die Bandbreite wird an mehrere Firmen/Nutzer verkauft.
Aus Sicht des Providers ist die verkaufte Bandbreite also nur die Möglichkeit einer bestimmten Übertragungsgeschwindigkeit, zum Beispiel 1 Mbps, zu übertragen. Es bedeutet nicht automatisch, dass eine solche Backbone-Bandbreite 24 Stunden für den Kunden freigehalten wird. Das wäre schlicht zu teuer.
Technik beim Provider
Stand der Technik bei Providern sind Leitungen mit mehreren Gigabit Bandbreite im Backbone und an ausgewählten Standorten auch für Kunden. Seit kurzem sind für die internationalen Anbindungen auch Terabit-Leitungen über Glasfaser-Kabel eingerichtet. Je mehr Bandbreite bei einem Provider zur Verfügung steht, desto besser und schneller wird der Kunde natürlich auch bei der Datenübertragung bedient.
Entscheidend für die Qualität eines Providers ist, wie schnell er bereits bei beginnenden Engpässen reagiert und den Backbone entsprechend ausbaut, das heißt mindestens 2 Gbps Bandbreite auf jeder Strecke des Backbones und entsprechend großzügige Übergänge in andere nationale und internationale Netze. Voraussetzung hierfür ist zum einen, dass er wirklich eigene Leitungen und Hardware besitzt und sie nicht nur als Reseller bei anderen Anbietern mitnutzt. Denn ein solcher Reseller hat natürlich keinen Einfluss auf die Qualität des Backbones.
Eine weitere Voraussetzung ist der Einsatz modernster Technologie: Prädestiniert für ein adäquates Management auf Seiten des ISP ist ATM (Asynchronous Transfer Mode) als state-of-the-art-Übertragungsprotokoll.
Zusammenfassung: Backbone eines Providers
- eigener Backbone
- heute mindestens 155 Mbps Bandbreite auf jeder Strecke des Backbones
- breitbandige Übergänge in andere nationale und internationale Netze
- aufeinander abgestimmte, einheitliche, flächendeckende Technologie
- state-of-the-art Technologie, zum Beispiel ATM
- schnelles Upgrade bereits bei beginnenden Engpässen