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Von Ufos entführt

Anatomie einer außergewöhnlichen Erfahrung. Auch in Deutschland gibt es sie: Menschen, die glauben von Auserirdischen entführt worden zu sein. Äußert sich hier ein psychisches Leiden oder steckt mehr dahinter?

Seit Ende der 1940er Jahre tauchen sie immer wieder in den Medien auf, vorzugsweise im Sommerloch – Ufos. Doch seit den 1960er Jahren hat das Phänomen eine neue Qualität gewonnen. Immer mehr Menschen glauben, Ufos nicht nur gesehen zu haben, sondern sogar von ihnen verschleppt worden zu sein. Besonders in der USA haben sich Psychologen mit dem Phänomen beschäftigt, doch die Meinungen der Wissenschaftler sind geteilt.

Bizarre Erinnerungen

Meistens beginnt das unheimliche Erlebnis in der Nacht. Häufig haben die Betroffenen am Morgen danach zunächst nur das Gefühl der Nachwirkung eines lebhaften Traumes, an den sie sich nur bruchstückhaft erinnern. Mit der Zeit kommen immer mehr „Erinnerungen“ in das Bewustsein und irgendwann kommt dann der Punkt, an dem die Person glaubt, tatsächlich etwas außergewöhnliches erlebt zu haben. Manche Betroffene sehen mitten in der Nacht fremde Wesen an ihren Bett stehen, worauf die Erinnerung dann abreisst und sie vielleicht erst Stunden später wieder in ihrem Bett aufwachen. Doch das Phänomen ist nicht nur auf die Nacht beschränkt. Es gibt zahllose Berichte, wie auch den von Betty und Barny Hill, wo lange einsame Autofahrten plötzlich eine völlig unerwartete Wendung nehmen. Meistens sehen die Zeugen ein merkwürdiges Licht oder Flugobjekt näher kommen, worauf der Wagen dann stehen bleibt, der Motor und die gesamte Elektronik ausfällt. Augenblicke später finden sie sich plötzlich wieder auf der Straße am Steuer ihres Wagens und es scheint rein gar nichts passiert zu sein. Erst nach der Ankunft wird bermerkt, dass die Fahrt viel länger gedauert hat, als sie eigentlich sollte – das sog. „Missing-Time“ – Phänomen.

Hilfe durch Hypnose ?

Manche der Entführten suchen nun proffesionelle Hilfe und wenden sich an einen Psychotherapeuthen. Doch oft wissen viele an dieser Stelle noch immer nicht, was eigentlich mit ihnen passiert ist. An dieser Stelle kommt nun die Hynose ins Spiel, um den vermeintlichen Erinnerungslücken zu Leibe zu rücken. Tatsächlich beginnt sich nun das unvollständige Mosaik an Erinnerungsfetzen plötzlich zu einer bizzaren Geschichte zu formen. Gemeinsame Merkmale dieser Erzählungen ist z. B. das Betreten eines Ufos, das in der Regel in der Nähe wartet. Man wird in einen Raum gebracht und auf eine Art Operationstisch gelegt. Dort werden offenbar medizinische Tests durchgeführt, wobei sich die fremden Wesen meistens besonders für die Fortpflanzungsorgane interessieren. Danach wird manchmal eine Art visueller Test durchgeführt, in dem geprüft wird, wie die Entführten auf bestimmte Bilder, die sie zu sehen bekommen, reagieren. Einige Entführte berichten auch von richtigen Zuchtprogrammen, in denen Alien- mit Menschengenen gekreuzt werden.

Doch die Hypnosetherapie ist nicht unumstritten. Mittlerweile wird sie oft auch ohne psychologische oder ärztliche Ausbildung angewendet, besonders von Ufo-Forschern. So wird häufig kritisiert, dass die Therapierten unter Hypnose leicht anfällig sind für Einflüsse seitens des Hypnotiseurs. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn derjenige, der die Hynose anwendet, schon ähnliche Fälle untersucht hat. Unbewust oder bewust steuert er dann die Hypnotisierten genau dahin, wo er sie haben will. Aber auch bewusste Erinnerungen an eine Entführung stehen unter Kritik. Ein Phänomen, das schon seit einiger Zeit bekannt ist, ist die sog. „Schlafparalyse“. Es ist eine Art Schlafstörung, die auch völlig gesunden Menschen passieren kann. Bei der Schlafparalyse vermischen sich Traumeindrücke mit der Realität. Der Betroffene meint aufzuwachen, befindet sich aber immer noch in der Traumphase. Besondere Merkmale sind dabei, dass man den Körper nicht bewegen kann, aber die Umgebung, bewust wahrnimmt. Zusätzlich können nun Traumeindrücke kommen, z. B. fremde Wesen im Zimmer, etc., die aber von der Wahrnehmung der Realität, also z. B. des Zimmers, in dem man gerade schläft, nicht unterschieden werden können. Ein weiteres Erklärungsmodell ist das „False-Memory-Syndrom“, also wenn bestimmte Ereignisse in der Erinnerung nicht mehr richtig rekonstruiert werden und dies für bare Münze genommen wird.

Offene Fragen

Trotz dieser vermeintlich vernünftigen Erklärungen gibt es aber immer noch Rätsel. Besonders wenn zwei oder mehr Personen gleichzeitig vom sog. „Missing-Time“ – Phänomen betroffen sind, wird eine rationale Erklärung schwierig. Auch gibt es Fälle, wo bezeugt wurde, dass die Betroffenen tatsächlich verschwunden waren. Manch eine unabhängige Befragung von zwei gleichzeitig Entführten gibt ebenfalls Rätsel auf, wie z. B. bei dem geschilderten Fall von Betty und Barny Hill.

So tut sich die Wissenschaft auch heute immer noch schwer mit dem Entführungsphänomen. Doch vielleicht wird mit dem Fortschreiten der neurologischen Forschung sich auch dieses Rätsel eines Tages lösen.