Liest man das Wort Hybrid, denkt man eigentlich sofort an Autos mit Hybridantrieb.
Es gibt aber auch Hybride in der Tierwelt, die noch um einiges spannender sind als diese technischen Spielereien. Mit dem aus dem Lateinischen stammenden Wort Hybride (Hybrida: Mischling, Bastard) bezeichnet man „etwas Gekreuztes, von zweierlei Herkunft“. In der Biologie ist darunter die Kreuzung verschiedener Arten und Unterarten zu verstehen, den sogenannten Hybridarten oder Arthybriden. Die meisten dieser Mischtiere können keine Nachkommen zeugen (wie beispielsweise das Maultier oder der Maulesel), sie sind also steril. Es gibt aber auch Ausnahmen, die der Fortpflanzung fähig sind und somit auch in den Evolutionsprozess eingreifen.
Katzenhybriden: Liger, Tigon, Leopon & Co.
Der Liger ist wohl einer der geläufigsten Mischlinge im Tierreich. Er entsteht durch eine Kreuzung eines männlichen Löwen und eines Tigerweibchens. Diese Mischtiere können in freier Natur nicht entstehen, da die beiden Arten in verschiedenen Lebensräumen beheimatet sind. Sie kommen in zoologischen Gärten oder in Zirkussen zur Welt. Liger stellen keine eigene Art dar, da die männlichen Tiere nicht zur Fortpflanzung fähig sind. Sie gelten als die größten Katzen der Welt, im Guinness Buch der Rekorde findet sich der Liger Hercules, der mit seinen mehr als 400 Kilogramm und einer Länge von 3,3 Metern Rekordhalter bei den Großkatzen ist.
Der Tigon (oder auch Töwe genannt) ist das biologische Gegenstück des Ligers. Der Hybride ist das Produkt einer Kreuzung aus einem weiblichen Löwen und einem männlichen Tiger. Im Vergleich zu den Ligern ist der Größenunterschied bei den Tigons zu ihren Eltern genau umgekehrt. Sie sind deutlich kleiner als ihre Erzeuger, allerdings sind die Überlebenschancen der Föten relativ gering. Bei den Katzen gibt es noch mehrere Artkreuzungen wie zum Beispiel:
- Pumapard: Puma und Leopard
- Marlot: Ozelot und Langschwanzkatze
- Blynx: Rotluchs und Luchsweibchen
- Lynxcat: Luchs und Rotluchsweibchen
- Liard: Löwe und Leopardin
- Leopon: Löwin und Leopard
- Tigard: Tiger und Leopardin
- Leotig: Tigerin und Leopard
- Jagulep: Jaguar und Leopardin
- Lepjag: Jaguarin und Leopard
- Liguar: Löwe und Jaguarin
- Jaglion: Löwin und Jaguar
- Tiguar: Tiger und Jaguarin
- Jager : Tigerin und Jaguar
Die Hybriden Cama, Tulus, Zorse und Zesel
Den Hybriden Cama kann man sich aus der Wortzusammensetzung herleiten: Lama und Kamel. Es handelt sich hierbei um eine Mischung aus einem Lama und einem Altweltkamel, die Züchtung wurde durch Insemination herbeigeführt. Die Mixtur zwischen Dromedar und Trampeltier wird als Tulus oder Bukhts bezeichnet. Diese Kamel-Hybriden sind fortpflanzungsfähig. Sie besitzen entweder einen größeren und einen kleineren Höcker oder aber einen großen länglichen Höcker.
Unter den Überbegriff Zebroide fallen Kreuzungen aus Zebras und Tieren, die der Gattung Pferd angehören. Diese Zebramischlinge sind normalerweise nicht fertil, da die Chromosomenzahl der Elterntiere nicht übereinstimmt. Der Begriff Zorse ist ein Kofferwort aus Zebra und Horse. Hierunter versteht man die Kreuzung zwischen einem Zebra und einem Pferd, wobei die Jungtiere meist dem Pferde-Elternteil ähnlicher sehen. Die Tiere sind oft recht eigenwillig gefärbt. In der Regel sind Zorsen stärker und herzlicher als Pferde und darüber hinaus einfach auszubilden. Sie sind äußerst athletisch und besitzen ein großes Sprungvermögen. Ein Zesel wiederum ist eine Kreuzung aus Zebra und Esel, was auch häufiger als Zabrule, Zonkey, Zebdonk oder Zedonk bezeichnet wird. Diese Hybrid-Tiere kommen in freier Wildbahn manchmal in Südafrika vor, wo die Zebras und die Esel in enger Nachbarschaft leben.
Kuriose Mischlinge: Beefalo, Schiege und Grolar
Ein Amerikanisches Bison und ein Hausrind sind die Ausgangstiere für die Kreuzung zum Beefalo. Dabei kommen verschiedene Hausrindrassen zum Einsatz. Die Rinder-Hybriden haben deutliche Vorteile gegenüber dem normalen Hausrind: Sie sind viel robuster und pflegeleichter. Zudem geht das Kalben viel einfacher vonstatten, die Tiere sind fruchtbarer und weniger schädlich für das Weideland. Das Fleisch schmeckt ähnlich dem Bison und ist magerer als das des Hausrindes.
Schiegen haben eine Ziege und ein Schaf als Elterntiere. Es wird dabei zwischen Hybrid-Schiegen und Chimären-Schiegen unterschieden. Hybrid-Schiegen entstehen auf natürlichem Weg durch die Verschmelzung der Eizelle mit dem Samen des männlichen Elternteils, egal ob von der männlichen Ziege oder dem männlichen Schaf. Ziege und Schaf sind nicht nur unterschiedliche Arten, sondern gehören auch verschiedenen Gattungen an. Es ist deshalb schwer, ein überlebensfähiges Schiegen-Tier zu erhalten. Meist kommt es zu einem Frühabort. Eine Chimäre konnte in den 80er Jahren von einem Forscherteam erschaffen werden. Hierbei wurde das Embryo eines Schafes mit dem einer Ziege verschmolzen. Chimären zeichnen sich dadurch aus, dass die Mischtiere aus genetisch unterschiedlichen Zellen bestehen.
Der Grolar (oder auch Pizzly genannt) ist ein seltener Hybride aus Eisbär und Grizzly Bär. Er kommt äußerst selten in der kanadisch-arktischen Wildnis vor. In Osnabrück gelang 2004 im dortigen Zoo eine ebensolche Kreuzung zwischen einem Polarbären und einem Grizzly. Es kamen ein Männchen und ein Weibchen zur Welt. Vom Äußerlichen her waren sie eine satte Mischung aus beiden Elterntieren, das Verhalten kam aber eher dem eines Eisbären gleich.
Die Mischtiere Puwo, Wopu und Wolphin
Der Puwo ist ein Hybrid-Tier aus einem Wolf und einem Pudel. Die Mutter ist dabei ein Königspudel und der Vater ein Wolf. Auch das biologische Gegenstück wurde schon gezüchtet: der Wopu, mit jeweils vertauschten Elterngeschlechtern. Der Schwede Erik Zimen begann schon in den 60er Jahren, Pudelwölfe zu züchten, um die evolutionäre Verhaltensentwicklung von Wölfen und Haushunden zu studieren.
Ein Wolphin (englisch: „Whale“ und „Dolphin“) ist eine rare Mischung aus einem Kleinen Schwertwal und einem Großen Tümmler. Beide Arten gehören biologisch gesehen zu den Delfinen (Delphinidae), wobei der Schwertwal gerne zu den Walen und der Tümmler zu den Delfinen gezählt wird. Derzeit leben nur zwei Wolphine in Gefangenschaft, nämlich im Sea Life Park auf Hawaii. Die Hybrid-Form wurde aber auch schon in freier Wildbahn gesichtet.
Im Tierreich gibt es noch mehr erstaunliche Geschöpfe: Lesen Sie Spannendes über den Glasfrosch, der durchsichtig ist – oder einen Bericht über die Anglerfische, bei denen sich die Männchen an den Weibchen festbeißen und dann zusammenwachsen.