Während hierzulande ernährungstechnisch beim XXL-Boom der Höhepunkt erreicht ist, werden im „Mutterland der Fettleibigkeit“, den USA, bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Größer, fetter, kränker! Gerade jetzt, wo es amtlich ist, dass wir Deutsche Europameister in Sachen Fett sind, erreicht auch der XXL-Boom seinen Höhepunkt: Immer mehr Restaurants setzen Riesen-Gerichte auf ihre Speisekarte. Private Fernsehsender geben dem Siegeszug der Kalorien mit Programmschwerpunkten eine Plattform. Doch was ist so faszinierend an der Essens-Marke XXL?
XXL-Schlemmen: Falsch verstandener sportlicher Ehrgeiz
Mit Slogans wie „Nichts für Weicheier und Warmduscher: Der Monsterschnitzel-Spezial-Deal!“ wecken Gastronomen bei potenziellen Gästen Urinstinkte: Es geht darum, Muskeln spielen zu lassen, andere zu übertreffen – und Wetten zu gewinnen. Denn wer es zum Beispiel schafft, die Kleinigkeit von 2,4 Kilo (!) Fleisch plus Beilagen in einer bestimmten Zeit zu verdrücken, bekommt nicht nur sein Geld zurück, sondern zudem eine Prämie und einen Eintrag als „ewiger Champion“ auf einer Schnitzel-Fanseite. Folge: XXL-Schlemmen wird zum Volkssport, Restaurants mit Namen wie Nimmersatt, Big Food oder Big Mampf schießen aus dem Boden, auf Speisekarten findet sich auch mal ein XXXXXL-Burger mit stolzen 28 Zentimetern Durchmesser.
USA holen zum Schlag gegen Fastfood und ungesunde Fette aus
Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten will man nun gegenrudern. Spätestens seit dem Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Supersize me“ (2004) ist man stutzig geworden. Denn dieser Streifen hat’s gezeigt: Wer sich nur von riesengroßen Fastfood-Gerichten ernährt, nimmt nicht nur zu, sondern wird auch krank, schlapp und depressiv. Angebote wie „Refill“ (ist der Teller leer, wird nachgefüllt) und „All you can eat“ haben Fastfood in den USA zum täglichen Brot gemacht. Doch die Politik jenseits des Atlantiks hat die Zeichen der Zeit erkannt und holt bereits zum Gegenschlag aus:
- So hat Los Angeles im Vorjahr für den südlichen Teil der Stadt ein Verbot für die Eröffnung von Fastfood-Restaurants verhängt. In L.A. ist bereits jedes vierte Kind zu dick, im Süden der Stadt jedes dritte!
- Die Städte New York, Philadelphia und Seattle haben Verordnungen zum Verbot von Transfettsäuren* erlassen. Kalifornien ist der erste Staat der USA, der sie aus Restaurants verbannt und bei Verstößen mit Strafen droht. Ab 1. Jänner 2010 dürfen diese Fette nicht mehr in Ölen, Backfetten und Margarinesorten enthalten sein, die in den Lokalen zum Braten oder als Brotaufstrich verwendet werden. Ab 2011 ist auch das Frittieren von Backwaren mit solchen Fetten verboten.
*Transfette werden zur Herstellung von Lebensmitteln wie Margarine, Gebäck, Kartoffelchips und bei Fastfood-Produkten eingesetzt. Sie sind billiger als andere Fette und verleihen den Produkten eine längere Haltbarkeit. Transfette sollen den geistigen Abbau im Alter beschleunigen und die Entstehung von Alzheimer fördern
- New Yorker Fastfood-Ketten müssen auf ihren Karten bzw. auf Verpackungen angeben, wie viele Kalorien ihre Speisen und Getränke enthalten.
„Fett-Gesetze“: Europa hinkt noch nach
Dänemark hat einen Anteil von weniger als 2% Transfettsäuren in Nahrungsfetten per Gesetz vorgeschrieben, in Österreich will man eine Festsetzung des Grenzwertes auf 2% ab Juni 2009 verordnen. In der Europäischen Union existiert ein Grenzwert für Säuglingsnahrung und Olivenöl. Ansonsten gibt es allerdings keine Grenzwerte für Transfettsäuren. In Deutschland müssen gehärtete Fette mit dem Hinweis „gehärtet“ deklariert werden. Eine Kennzeichnung von Transfettsäuren wird nach Angaben des Bundesverbraucherschutzministeriums zurzeit in den entsprechenden EU-Gremien diskutiert.