Wenn auf einmal nichts mehr geht. Von der klassischen Managerkrankheit zur Seuche quer durch alle Berufsgruppen.
Lange Zeit galt es als klassische Managerkrankheit: das Burnout, das übrigens bis dato noch keine klassifizierte Krankheit ist. Nun sind aber alle Berufsgruppen, aber auch Hausfrauen davon betroffen. Als besonders gefährdet gelten etwa heilende und soziale Berufe. Etwa 15 Prozent der darin Beschäftigten gelten als burnout-gefährdet, österreichweit sind es etwa 1,5 Millionen Menschen. Besonders anfällig dafür sind Personen zwischen 30 und 50 Jahre, aber auch Unter-20-Jährige haben damit bereits Erfahrung gemacht.
Burnout kommt schleichend
Das Problem am Burnout ist, dass es schleichend kommt. Bevor gar nichts mehr geht, wird ein mehrstufiger Prozess durchlaufen, der sich oft über Jahre hinweg ziehen kann. Und die Betroffenen bemerken lange nicht, dass sie sich schon mitten drin befinden. Sie registrieren zwar die Stresssymptome ihres Körpers wie Erschöpfung, Gereiztheit, Kopfschmerzen oder Depression, interpretieren sie aber in der Regel falsch. „Psychosomatische Beschwerden werden zwar behandelt, die Ursachen dafür aber bleiben in den meisten Fällen im Dunkeln“, weiß Lisa Tomaschek-Habrina vom Institut für Burnout und Stressmanagement in Wien.
Stress als Ursache
Als Ursachen für Burnout gelten hochgesteckte Ziele, ständige Erreichbarkeit, Überlastung und Unterforderung, aber auch das NIchtbeachten eigener Bedürfnisse und innere Stressoren. Dazu gehören beispielsweise Glaubenssätze wie „Nur die Leistung zählt“ oder „Meine Leistung ist nichts wert“, aber auch der Wunsch, es allen immer und überall recht zu machen. All das führt zu Stress – allerdings nicht in seiner positiven Form.
Wurden früher die Stresshormone Cortisol und Adrenalin in Gefahrensituationen ausgeschüttet, um das Überleben zu sichern, scheinen sie dieses heute fast zu erschweren. Hat sich der Urzeitmensch nach der Aufregung zur Erholung noch in seine Höhle zurückgezogen, gestehen wir uns heute kaum mehr den Wechsel zwischen An- und Entspannung zu. Doch durch die permanente Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin kommt es nach Worten Tomaschek-Habrinas quasi zu einer ständigen Vergiftung, die Körper und Psyche schwächt.
Zeit zur Entspannung
Ist das Burnout einmal da – und das braucht noch lange nicht die letzte Stufe davon zu sein –, ist eines ganz wichtig: Zeit. Ein Jahr oder auch länger kann die Behandlung dauern. Neben psychologischer Beratung ist medizinische Hilfe ebenfalls anzuraten. Aber auch Shiatsu, Entspannungstechniken und sonstige Komplementärtechniken werden in die Behandlung einbezogen.
Um es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, rät Tomaschek-Habrina etwa zu regelmäßigen Pausen – am besten alle 1,5 Stunden. Darüber hinaus sei es unter anderem ratsam, Grenzen zu ziehen, auf seine eigenen Bedürfnisse zu hören und im eigenen Tempo zu leben. Entscheidend sei es außerdem, sich der eigenen problematischen Muster bewusst zu werden und diese Schritt für Schritt zu ändern. Um die inneren und äußeren Antreiber identifizieren zu können, sei ein Tagebuch oder Protokoll optimal geeignet.