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    Categories: Technik

Virtueller Friedhof im Internet

Zeitloser Ort für Gedenken an verstorbene Freunde und Verwandte. Das Internet ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens. In Zukunft könnte sich das Web aber auch zu einem wesentlicher Bestandteil unseres Todes entwickeln.

Die Generation C64 kommt in die Jahre: Kinder, die in den frühen achtziger Jahren bereits mit dem Computer aufgewachsen sind und deren Umgang mit der modernen Technik einfach zum Alltag gehört wie Autofahren, Fernsehen oder Atmen, sind mittlerweile um die 40. Und ebenso selbstverständlich wie der Umgang mit der Technik im Leben zeigt sich auch der Umgang mit der Technik, wenn es um Tod und Trauer geht. Immer häufiger finden sich virtuelle Trauerstätten, wo die Angehörigen oder Freunde eines geliebten Menschen auf Dauer Abschied nehmen können oder ihren Schmerz grenzenlos kommunzieren und teilen können.

Begonnen hat der Trend mit vereinzelten Webseiten, bei denen Freunde oder Angehörige des Toten zum Gedenken eine Homepage programmierten. Im Zuge der sozialen Netzwerke wie Facebook, Xing oder StudiVZ kam jedoch immer häufiger die Frage auf, was denn wohl mit dem Profil eines Mitglieds passieren solle, wenn dieses verstirbt. Einfach löschen und seine Spuren aus dem Web tilgen, als ob es die Person nie gegeben hätte? Für viele Angehörige undenkbar.

Soziale Netzwerke und der Tod von Mitgliedern

Und so beschäftigen sich auch die Betreiber der Sozialen Netzwerke mit dem Thema Tod. Bei Facebook gibt es klare Regeln: Als ein Freund des Facebook-Sicherheitschefs Max Kelly bei einem Fahrrad-Unfall ums Leben kam, entschied man sich gegen das Löschen des Accounts und statt dessen für das Einrichten eines besonderen Status. Der so genannte „Memoralized“-Status lässt nur noch bestätigte Kontakte des Gestorbenen auf das Profil zugreifen. Diese Kontakpersonen dürfen auch danach noch Nachrichten für diesen Account hinterlassen. Dieser Gedenkzustand lässt sich Online über ein Formular einrichten. Damit diese Funktion jedoch nicht als „Scherz“ mißbraucht wird, muss die Kopie einer Zeitungsmeldung oder der Todesanzeige angeheftet werden. Beim Business-Netzwerk Xing ist die Regelung klar: Verstirbt die Person, wird das Profil nach Erlangen der Information inaktiv (unsichtbar) geschaltet und nach erfolgloser Kontaktaufnahme drei Monate später gelöscht.

Professioneller Umgang mit dem Tod: Trauerportale

Nicht jeder Angehörige hat die Möglichkeit oder Fähigkeit, für den Verstorbenen einen Webauftritt zu programmieren oder zu entwickeln. In diese Lücke springen kommerzielle Anbieter wie etwa die Münchner Firma eMoral. Auf der Website bieten die Münchner ein Erinnerungsportal, bei dem man entweder einen kostenfreien Eintrag tätigen kann oder für einmalig 19 Euro eine digitale Gedenkstätte mit Fotos, Musik und eigener Internetadresse einrichten kann.

Grenzwertig erscheint im Zusammenhang Trauer und Kommerz allerdings der Taschenfriedhof (Pocket Cemetery) für das iPhone: Für 1,59 Euro kann man sein iPhone mit einem virtuellen Friedhof aufrüsten.

Wandel der Trauerriten

Noch sind Trauerportale die Ausnahme: Sie wirken auf den ersten Blick morbide und exzentrisch. Aber eigentlich ist der Trend vollkommen normal: Schließlich verbringen die meisten Menschen mittlerweile viele Stunden täglich mit dem Computer und die meisten davon im Internet. Jeder Mensch hinterlässt im Web seine Spuren. Spuren, die auch viele Jahre nach dem Tod noch an die Person erinnern. Und weil die Grenzen zwischen realem Leben und der virtuellen Welt immer fließender werden, ist es vollkommen natürlich, dass der Raum „Internet“ auch für die Trauer und das Gedenken an verstorbene Mitmenschen genutzt wird. Die Generation C64 ist noch zu jung für die große Trauerwelle im Internet. Aber Jahr um Jahr wird sich diese Art des Trauerns etablieren und so nach und nach vollkommen normal werden und sich in unserer Gesellschaft etablieren. Ob der Trend jedoch hin geht zu individuell erstellten Gedenk-Websites oder zu gesammelten Todesprofilen in kommerziellen Trauerportalen wird die Zukunft zeigen.