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Versteckte Schadstoffe im Haus – Chemie in Wohnartikeln

Wandtattoos

Wandtattoos, Duschvorhänge, Wärmflaschen – in vielen Alltagsgegenständen schlummern Schadstoffe, die mit der richtigen Produktwahl vermieden werden können.

In unseren vier Wänden wollen wir uns wohlfühlen. Dafür tun wir einiges: Wir sanieren, renovieren und dekorieren und nehmen dafür, was der Markt hergibt. Preis und Ästhetik bestimmen unsere Wahl. Doch oft lohnt es sich, genauer hinzuschauen, denn mit dem ein oder anderen Wohnartikel kommen durchaus unangenehme Untermieter ins Haus, die nicht gerade zu unserem Wohlbefinden beitragen. Auch wenn Chemikalien in unserem Alltag kaum zu umgehen sind, sollte man Artikel vor dem Kauf kritisch auf Material und Schadstoffsiegel prüfen. Im Folgenden werden Beispiele aufgezeigt, bei welchen Artikeln es sich unter anderem besonders lohnt.

Schadstoffe in Wandtattoos

Die Welle der sogenannten „Arschgeweihe“ ist übergeschwappt direkt auf unsere Wände. Wandtattoos verzieren Wohn- und Schlafzimmer und sind dabei recht praktisch, da sie einfach zu entfernen und auszutauschen sind. Bei der Wahl der Deko-Sticker sollte man jedoch nicht nur auf das Motiv achten, sondern vor allem auf das Material.

Die meisten Wandtattoos sind aus PVC. Die energieintensive Herstellung aus Erdöl setzt dabei der Umwelt zu. Zudem kommen gesundheitsbedenkliche Stoffe zum Einsatz wie hormonell wirkende Weichmacher, die das Material biegsam machen. Diese Phtalate werden an die Raumluft abgegeben, und wir nehmen sie über die Atemluft auf. Die Stoffe sind fruchtschädigend und werden auch mit der seit Jahrzehnten abnehmenden Spermienzahl bei Männern und deren Unfruchtbarkeit in Verbindung gebracht. Möchte man seine Wände tätowieren, sollte man dies lieber mit Wandtattoos aus atmungsaktivem Zellstoff oder Textilfasern tun.

Bodenbeläge aus natürlichen Rohstoffen bevorzugen

Teppiche mit gesundheitsschädlichen Motten- und Flammschutzmitteln, PVC-Beläge mit giftigen Weichmachern und Bioziden – da möchte man am liebsten über den Boden schweben können. Wer Umwelt und Gesundheit was Gutes tun will, sollte bei der Renovierung auf schadstofffreie Bodenbeläge achten. Natürliche Rohstoffe wie Kork, Linoleum oder Holz bieten sich da an. Siegel wie Natureplus, der Blaue Engel, das Kork-Logo oder das FSC-Siegel stehen für eine ökokorrekte und gesundheitlich unbedenkliche Wahl – für eine gesunde Bodenhaftung.

Chemie in Duschvorhängen

Duschvorhänge können im Bad ein besonderer Hingucker sein mit bunten Farben und lustigen Motiven. Doch haben sie es oft ganz schön in sich: Das Center of Health, Environment & Justice fand in einer Untersuchung sage und schreibe 108 Chemikalien, die in die Umgebungsluft gelangen, und das in einem einzigen Duschvorhang.

Auf Duschvorhänge aus PVC sollte man generell verzichten. Diese werden aus Erdöl hergestellt und enthalten hormonell wirkende Weichmacher. Manche Textilvorhänge werden durch ein Bleiband beschwert. Blei ist sehr giftig und kann sich in Umwelt und Fettgewebe anreichern und zu Gesundheitsschäden führen. Am besten entscheidet man sich für gewachste Baumwollvorhänge. Dann muss man beim Duschen auch nicht den Atem anhalten.

Kirschkernkissen statt Wärmflasche

Wenn es im Winter schön knackig kalt wird, greift der ein oder andere gern zum Heizkissen. Diese wärmen zwar schnell auf, benötigen aber leider viel Strom und erzeugen so CO2-Emissionen. Wärmflaschen sind zwar günstiger, was die Stromversorgung angeht, aber sie sind meistens aus erdölbasiertem Plastik gefertigt, welches mit gesundheitsschädlichen Weichmachern flexibel gemacht wurde.

Eine gesunde und ökologische Alternative sind Kissen mit Kirschkernen oder Getreide gefüllt. Diese kann man auf der Heizung aufwärmen und spart sich eine Menge zusätzlicher Energie und Schadstoffe. Kirschkernkissen sind wahre Allrounder: Braucht man im Sommer eine Abkühlung, bringen sie die nötige Frische, wenn man sie vorher im Kühlschrank gelagert hat.

Schadstofffreie Möbel

Antimon, AOX, Chlorphenole, Organozinnverbindungen – Diese Substanzen verursachen Unwohlsein, Reizungen der Haut und Schleimhäute oder stören das Hormonsystem. Und auf all diesen Substanzen sitzen, räkeln oder schlafen wir. Sie stecken in Polstermöbeln und Wohntextilien und sind nur einige Beispiele sogenannter „Wohngifte“, die immer mehr Menschen Probleme bereiten.

Beim Kauf von Möbeln und Heimtextilien kann man sich an einigen Siegeln orientieren um umwelt- und gesundheitsschädlichen Schadstoffen aus dem Weg zu gehen: Besonders bekannt ist der „Blaue Engel“. Er garantiert die Einhaltung bestimmter Maximalwerte bei kritischen Substanzen wie zum Beispiel Formaldehyd oder flüchtigen organischen Verbindungen. Das „Goldene M“ der Deutschen Gütergemeinschaft Möbel fordert wie der Blaue Engel den Einsatz pestizidfreien Holzes aus nachhaltiger Landwirtschaft. Außerdem prüft die Gesellschaft Umwelt-, Gesundheitsbeeinträchtigungen sowie Langlebigkeit und Strapazierfähigkeit der Produkte. Das „ÖkoControl“-Siegel steht für den Einsatz nachwachsender Rohstoffe, Öle und Wachse auf natürlicher Basis. Tropenholz ist hier tabu. Textilien mit diesen Siegeln sind ebenfalls emissionsarm und besonders umweltschonend.

Gifte im Gartenschlauch

Er erleichtert im Sommer das Bewässern der Blumenbeete und bringt angenehme Abkühlung mit einer kalten Dusche. So ein Gartenschlauch ist schon was Feines. Doch die meisten Gartenschläuche bestehen aus PVC, was gar nicht so fein ist. Durch Wärme und Wasser lösen sich aus ihnen Schadstoffe, die Öko Test in diversen Produkten nachgewiesen hat. So geraten etwa hormonell wirkende Weichmacher oder zinnorganische Verbindungen, die das Immunsystem beeinträchtigen können, auf Rasen und Salat.

Auf keinen Fall sollte man das Wasser aus dem Gartenschlauch trinken. PVC-freie Gartenschläuche sind selten. Am besten greift man zu Trinkwasserschläuchen, die zwar in der Anschaffung teurer, dafür aber auch sicher sind.

Informationsrecht nutzen: REACH

Anbieter von Alltagsprodukten sind gesetzlich dazu verpflichtet, uns Verbrauchern auf Anfrage kostenlos Informationen zu gefährlichen Substanzen in ihren Waren zu erteilen. Dies ist Teil des EU-Gesetzes REACH (Registrierung, Evaluation und Autorisierung von Chemikalien).

REACH sammelt systematisch Informationen zu eingesetzten Chemikalien mit ihren Auswirkungen auf Mensch und Natur. Gefährlich sind dabei Stoffe, die krebserregend sind, das Erbgut schädigen können, die Fruchtbarkeit beeinflussen, ungeborenes Leben schädigen, sich im Körper anreichern oder in das Hormonsystem eingreifen können. Noch befindet sich die Liste im Aufbau und es sind noch lange nicht alle Stoffe erfasst, doch ist mit dem Gesetz ein wichtiger Grundstein für mehr Transparenz und Entscheidungsfreiheit gelegt.