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Verlagsmodell Universitätsverlag – Was sind Hochschulverlage und was publizieren sie?

Wie unterscheiden sich Universitätsverlage von kommerziellen, wissenschaftlichen Verlagen? Wie wichtig sind sie für die deutsche Verlagslandschaft?

Universitätsverlage haben in Deutschland in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend aufgeholt und sind heute anerkannte Bestandteile der Verlagslandschaft, deren Publikationen eine Marktnische füllen.

Obwohl Universitätsverlage in Deutschland nicht auf eine so lange Tradition zurückblicken können und keinen so großen Einfluss auf die Verlagslandschaft ausüben wie im angloamerikanischen Raum, muss man sagen, dass dies noch nicht so ist.

Universitätsverlag, was ist das? – Versuch einer Definition

Auch im deutschsprachigen Raum wird immer wieder ein Zitat von Daniel Coit Gilman bemüht, dem ersten Präsidenten der amerikanischen Johns Hopkins Universität in Baltimore und dem ältesten, durchgängig operierenden Universitätsverlag, wenn es um den Zweck von Universitätsverlagen geht. Dieser sagte bereits im Jahr 1878: “It is one of the noblest duties of a university to advance knowledge and to diffuse it not merely among those who can attend the daily lectures – but far and wide.”

Gilman ging es also nicht nur um das an den Universitäten an Wissenschaftler vermittelte Wissen, sondern um dessen weitreichende Verbreitung über die Grenzen der Universität hinaus. In Deutschland wird oft von Hochschulverlagen gesprochen, um die Verlage von Fachhochschulen ebenso einzuschließen. Darüberhinaus zeichnen sich Universitätsverlage durch die folgenden Kriterien aus:

  • Sie sind Non-Profit-Organisationen,
  • oft durch private Zuschüsse oder öffentliche Gelder unterstützt,
  • die häufig kostenaufwendige,
  • finanziell schwer realisierbare Projekte verwirklichen,
  • die sich an ein kleines Zielpublikum richten.

Wissenschaftliches Publizieren durch Universitätsverlage

Universitätsverlag sind Non-Profit Verlage, die einer Universität oder Hochschule angehören und sich dem Publizieren wisschenschaftlicher Werke widmen. Dabei werden einige Universitätsverlage zum größten Teil finanziell von der zugehörigen Universität unterstützt, während andere als GmbH operieren, die sich selbst finanzieren muss. Je eigenständiger ein Universitätsverlag ist, umso größer sind die Chancen, dass er auch Werke von Autoren außerhalb der Hochschule herausbringt.

In Deutschland sehen Universitätsverlage ihre Aufgabe besonders im Verlegen der folgenden Publikationen:

  • Dissertationen, hauptsächlich der eigenen Universität
  • Schriftenreihen
  • Tagungsbände
  • Festschriften
  • Open-Access-Zeitschriften
  • Lehrmaterialien
  • Forschungsberichte
  • Habilitationsschriften
  • Monographien
  • Lehrbücher
  • Jahrbücher

Universitätsverlage in Deutschland

Anders als im angloamerikanischen Raum gehen die Anfänge heutiger deutscher Universitätsverlage erst auf das letzte Jahrhundert zurück und nicht wie im Fall von Oxford und Cambridge University Press, der beiden ältesten Universitätsverlage, auf das 15. beziehungsweise 16. Jahrhundert. Umso spannender ist aber der aktuelle Gründungsboom, der die Zahl deutscher Verlagsgründungen an Universitäten und Fachhochschulen stetig ansteigen lässt.

Begünstigt wurde dieser Gründungsboom durch die hochschulpolitischen Empfehlungen des Wissenschaftsrats im Juli 2001 und die Hochschulrektorenkonferenz von 2002, die sich beide für die Gründung hochschulinterner Verlage aussprachen. Zur Zeit gibt es im deutschsprachigen Raum 21 Universitätsverlage, von denen sich 17 in der 2003 gegründeten Arbeitsgemeinschaft der Universitätsverlage zusammengeschlossen haben, die sich folgende Ziele gesetzt hat:

  • die Unterstützung und Förderung des Open Access
  • elektronisches Publizieren
  • die enge Bindung an die Hochschule
  • serviceorientiertes Handeln
  • die Wahrungen von Autorenrechten
  • eine wissenschaftliche Preispolitik

Wie oben ausgeführt ist das Kapital Universitäts-/Hochschulverlag im deutschsprachigen Raum noch lange nicht abgeschlossen, sondern fängt gerade erst an. Technische Möglichkeiten wie Print on Demand-Verfahren und elektronisches Publizieren im Open-Access-Bereich spielen dabei eine wichtige Rolle, um die Akzeptanz von Universitätsverlagen und ihre Dienstleistungen weiter zu stärken.