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Venenleiden – wie sie entstehen, was dagegen hilft?

Wenn sich Venen chronisch entzünden, ist das nicht nur ein kosmetisches Problem. Dabei leiden zwei Drittel der über 70-jährigen darunter.

„Venenleiden gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Westeuropa und den Vereinigten Staaten“, erläuterte Apothekerin und Naturwissenschaftlerin Dr. Anke Esperester auf einer Pressekonferenz zum Thema „Venenleiden auf dem Vormarsch“. In der Tat weisen über 90% der Männer und Frauen zwischen 18 und 79 Jahren Veränderungen der Beinvenen auf. Dies ist das Ergebnis der Bonner Venenstudie, die zwischen 2000 und 2002 die Häufigkeit und Ausprägung von Venenerkrankungen an mehr als 3.000 Probanden ermittelte. Bei etwa einem Fünftel der Freiwilligen zeigten sich sogar Symptome einer chronisch venösen Insuffizienz (kurz CVI). Nicht nur Menschen ab 50 plus sind davon betroffen. Bereits 30% der 14-Jährigen sollen laut Deutscher Venen-Liga e.V. eine Venenschwäche haben.

Venenleiden – ein schleichender Prozess

„Die ersten makroskopisch fassbaren Zeichen einer Venenerkrankung haben eine jahrelange, entzündliche, heimliche Vorgeschichte“, erklärt Physiologie-Professor Dr. Stephan Nees von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Oft gehen die Betroffenen erst dann zum Arzt, wenn das unangenehme Spannungsgefühl und die Schmerzen in den Beinen zunehmen – denn vorher macht sich die chronische Entzündung in den Tiefen der Venen nicht bemerkbar.

Wird nicht eingegriffen, schreiten die Venenerkrankungen fort. Dies zeigte eine Nachuntersuchung der Teilnehmer der ersten Bonner Venenstudie. Sieben Jahre später hatten viele Probanden, die in der ersten Studie keinen Befund oder lediglich erste Anzeichen einer Venenschwäche zeigten, Varikosen (Krampfadern) entwickelt. Zudem wurde bei rund 20% derjenigen, die früher „nur“ Krampfadern hatten, eine CVI diagnostiziert, die sich durch Blutstau in den Beinvenen, massive Wasseransammlungen im Gewebe und/oder auch schon Hautveränderungen äußerte.

Venulen: Hochaktive venöse Mikrogefäße in der Tiefe

„Der weitaus größte Teil des Venensystems in unseren Beinen bleibt für den Patienten und behandelnden Arzt im Verborgenen“, erläutert Prof. Nees. Die Ursprünge der großen Venen in jedem Bein liegen nämlich in Millionen mikroskopisch kleinster Venen (sogenannte Venulen), die schrittweise zu immer größer werdenden Sammelvenen zusammentreten. Auf ihrer Innenseite sind die Venulen – wie andere Blutgefäße auch – mit einem speziellen, tapetenartig angeordneten Gewebe (Endothel) ausgekleidet. „Im gesunden Zustand ist das Endothel gut abgedichtet und sorgt mit Hilfe ständig freigesetzter thrombose- und entzündungsverhindernder Stoffe dafür, dass das Blut in den Adern flüssig bleibt“, so Prof. Nees.

Damit das aus einer Wunde strömende Blut im Falle einer Verletzung aber auch schnell gerinnen kann, sind diese Stoffe zum einen von Natur aus instabil, sodass sie schnell abgebaut werden. Zum anderen befindet sich unter dem Endothelgewebe eine zweite Gefäßwandschicht aus einem bisher noch kaum untersuchten anderen Gewebe (Perizyten), das quasi der Gegenspieler des Endothels ist und dafür sorgt, dass aus verletzten Gefäßen ausströmendes Blut gerinnt.

Venenpumpe: Immer gegen die Schwerkraft

Für den Rückstrom des venösen Blutes aus den Beinen zum Herzen muss nicht nur eine lange Strecke zurückgelegt, sondern auch die Schwerkraft überwunden werden. Das Blut kann bei langem Stehen oder Sitzen regelrecht „versacken“. Dadurch entsteht ein hoher Druck auch in den sensiblen Venulen – es kommt zur Aufweitung der Fugen zwischen den Endothelzellen, die ansonsten gute Abdichtung wird durchlässig. In der Folge kommt es zu Blutgerinnseln und zu entzündlichen Reaktionen.

Was gegen Venenleiden hilft

Kompressionsstrümpfe verbessern den Rückfluss des Blutes, können aber Entzündungsprozesse nicht verhindern. Um eine CVI zu verhindern, sollte möglichst frühzeitig gehandelt werden, um dem Verlust der Endothelabdichtung entgegenzuwirken und sonst resultierende Entzündungsprozesse zu verhindern. Bewährt haben sich hierbei zum Beispiel bestimmte Flavonoide, so Prof. Nees auf der Pressekonferenz, die gut verträglich sind.

Flavonoide sind sekundäre Pflanzenstoffe, die in der Natur weit verbreitet sind und in vielfältigen Formen auftreten. Für die Flavonoide aus rotem Weinlaub ist an Venenpatienten gezeigt worden, dass sie nicht nur die Durchblutung und Sauerstoffversorgung in den Beinen steigern, sondern auch Schwellungen und Schmerzen signifikant reduzieren. Eine brandaktuelle Studie bestätigt die Ergebnisse aus früheren Untersuchungen und zeigt, dass von diesem Extrakt auch Patienten mit fortgeschrittener CVI profitieren.