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Vegetarismus – Formen fleischloser Ernährung im Überblick

Der Vegetarismus hat heute die verschiedensten Formen angenommen. Gab es früher nur Vegetarier, gibt es heute auch Veganer, Frutarier oder Freeganer. Wie entstand vegetarismus?

Der Vegetarismus ist in Deutschland auf dem Vormarsch und findet immer mehr Anhänger. Nach Schätzungen der Europäischen Vegetarier Union leben hierzulande etwa neun Prozent der Bevölkerung vegetarisch. Im Vergleich, in den meisten anderen europäischen Staaten, sind es nicht einmal fünf Prozent der Bevölkerung. Noch geringer ist die Anzahl der Vegetarier in den USA und Australien. Hier bekennen sich etwa drei Prozent der Bevölkerung zum Vegetarismus. Das andere Extrem findet sich in einigen asiatischen Ländern. In Indien leben etwa 40 Prozent der Einwohner vegetarisch. Doch welche Formen des Vegetarismus gibt es eigentlich und welche Philosophien stecken dahinter?

Welche Gründe für Vegetarismus gibt es?

Die Gründe für Vegetarismus sind mindestens genauso vielschichtig, wie die der einzelnen Formen der vegetarischen Lebensweise. Für die meisten Vegetarier stehen ein nachhaltiger Lebensstil und der Verzicht auf Fleisch im Vordergrund. Sie möchten dadurch etwa den Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren oder die Massentierhaltung boykottieren, der gegenüber sie große ethische und moralische Bedenken äußern. Andere Anhänger des Vegetarismus tun dies aus religiösen Gründen oder weil sie gegen Tierversuche sind. Es gibt sogar Vegetarier, die der Meinung sind, der Mensch dürfe sich nur von Früchten ernähren, die vom Baum fallen oder müsse seine Nahrung selbst suchen.

Formen des gemäßigten Vegetarismus

Als gemäßigte Vegetarier werden Menschen bezeichnet, die bestimmte tierische Produkte von ihrem Speiseplan verbannen. Gemäßigte Vegetarier lassen sich in folgende Gruppen unterteilen:

  • Ovo-Lacto-Vegetarier – sie verzichten auf Fleisch, Geflügel und Fisch, essen aber Eier und Milchprodukte
  • Ovo-Vegetarier – sie verzichten neben Fleisch, Geflügel und Fisch auch auf Milchprodukte, nicht aber auf Eier
  • Lacto-Vegetarier – verzichtet wird nicht nur auf Fleisch, Geflügel und Fisch, sondern auch auf Eier
  • Pescetarier – sie essen neben Fisch auch Eier, Honig und Milchprodukte, verzichtet wird nur auf das Fleisch von Warmblütern
  • Pudding-Vegetarier – verzichten aus ethischen und moralischen Gründen auf Fleisch, der gesundheitliche Aspekt steht im Hintergrund

Veganer verzichten komplett auf tierische Produkte

Die Weiterentwicklung des Vegetarismus im ursprünglichen Sinne ist der Veganismus. Veganer verzichten komplett auf tierische Produkte. Sie essen weder Fleisch, Geflügel und Fisch, noch Eier, Milch, Honig oder Produkte mit tierischen Zusatzstoffen (etwa Gelatine in Süßigkeiten). Veganer lehnen die Haltung von Nutztieren ab. Daher tragen sie keine Kleidung aus Wolle oder Leder. Auch Pelze sind tabu. Darüber hinaus verzichten Veganer auf Produkte die an Tieren getestet wurden, da dies ihrem ethischen Weltbild widerspricht. Hierzu zählen zum Beispiel Kosmetikprodukte und Medikamente.

Eine vegane Lebensweise ist geprägt von ständigen Recherchen. Mittlerweile gibt es im Internet ein relativ breites Spektrum an Webseiten, die sich darauf spezialisiert haben, Veganern das Leben zu erleichtern. Neben abwechslungsreichen Rezepten bieten sie auch Informationen zu Firmen, die den ethischen Richtlinien von Veganern entsprechen.

Vegetarismus extrem – Frutarier und Freeganer

Während es für gemäßigte Vegetarier noch relativ leicht ist, ihrem Körper alle notwendigen Nährstoffe zuzuführen, wird dies umso schwieriger, je extremer der Vegetarismus ausgeprägt ist.

Frutarier zum Beispiel essen nur pflanzliche Produkte, die an Bäumen oder Sträuchern reifen. Nahrung pflanzlichen Ursprungs, die die Pflanze beschädigen sind verboten. Der Gedanke der Nachhaltigkeit spielt bei Frutariern eine große Rolle. Ebenso der Glaube daran, dass der Mensch von Natur aus dazu Bestimmt ist, Früchte zu essen. Dadurch nehmen Frutarier große Mengen an Fruchtsäure und Fruchtzucker zu sich, was häufig zu Zahnproblemen führt.

Die wohl extremste Form des Vegetarismus ist der Freeganismus. Freeganer essen zwar Tiere, allerdings verzichten sie auf Lebensmittel die etwas kosten. Der Freeganismus wendet sich gegen den Kapitalismus und die damit verbundene Konsumgesellschaft. Gegessen wird nur das, was zum Beispiel im Wald gesammelt oder gejagt wurde oder was andere Leute weggeworfen haben.

Vegetarismus und Nährstoffmangel

Ernährungsexperten raten dazu, ein bis zweimal pro Woche Fleisch zu essen, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Wer, wie Vegetarier, darauf verzichtet, muss seine Nahrung gewissenhaft auswählen, um einem Nährstoffmangel vorzubeugen. Anhängern des Vegetarismus fehlen oft folgende Nährstoffe:

  • Eiweiß – Sojaprodukte, Hülsenfrüchte, Nüsse
  • Vitamin B12 – Soja- und Reis-Drinks, Säfte
  • Eisen – Petersilie, Hirse, Sojabohnen, Aprikosen, Erbsen, Haferflocken, Spinat
  • Kalzium – Hülsenfrüchte, Nüsse
  • Vitamin D – Sonnenbäder
  • Zink – Hülsenfrüchte, Brokkoli, Himbeeren, Sojaprodukte, Mais, Haferflocken

Vegetarier die darauf achten, ihrem Körper, alle notwendigen Nährstoffe zuzuführen, leben meist gesünder als Menschen die Fleisch essen. Sie haben bessere Cholesterinwerte und leiden seltener unter Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht. Dies ist aber nicht allein auf die fleischfreie Ernährung, sondern vielmehr auf den hohen Anteil pflanzlicher Lebensmittel zurückzuführen, den Vegetarier zu sich nehmen. Die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe haben eine positive Wirkung auf die Gesundheit.

Wenn es auch nicht immer einfach ist, zeigt dieses Ergebnis doch eins: eine fleischfreie und gleichzeitig gesunde Ernährung ist möglich.