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Unterleibskrebs – RCT ließ inoperablen Tumor schmelzen

Gabriele B. (52) hatte im hinteren Teil ihrer Gebärmutter einen eigroßen Tumor. Die Standard-Therapien halfen nicht – aber die regionale Chemotherapie.

Der braune Wallach scharrt schon mit den Hufen. Liebevoll tätschelt Gabriele B. (52) seinen Hals und schwingt sich in den Sattel. „Reiten ist mein liebstes Hobby“, gesteht die Lehrerin aus Ilmenau in Thüringen. „Dabei habe ich erst vor vier Jahren damit angefangen, nach meiner Krankheit…“ Gabriele hatte Krebs. Und es sah lange Zeit nicht gut aus. Was die tödliche Krankheit schließlich besiegte, war Regionale Chemotherapie. „Nachdem ich mein Leben zurück hatte, habe ich mir einen lang gehegten Wunsch erfüllt und Reiten gelernt.“

Erst schob man die Symptome auf die Wechseljahre, dann wurde der Tumor entdeckt

Angefangen hatte es im Herbst 2004 mit starken Blutungen. Ihr Arzt schob es auf die Wechseljahre, meinte, das sei normal. Doch die Blutungen wurden schlimmer, Schmerzen kamen hinzu, ihre Blutwerte wurden schlechter. Aber auf dem Ultraschallbild war nichts zu erkennen. Nach einem halben Jahr hielt Gabriele es nicht mehr aus, ging ins Krankenhaus. Mittlerweile hatte sie krampfartige Bauchschmerzen, konnte kaum noch stehen. Die Ärzte wollten eine Gewebeprobe am Uterus entnehmen. „Dabei haben sie am hinteren Teil des Gebär­mut­terhalses einen Tumor entdeckt“, erinnert sie sich. Was sie besonders schockiert hat: Er war bereits 6,7 cm lang und 5,6 cm dick. „So groß wie ein Hühnerei.“ Unbegreiflich, dass man das auf dem Ultraschall nicht gesehen hat. In der Klinik in ihrem Heimatort will man nicht operieren, sondern schickt sie zu einem Spezialisten.

Gabriele geht nach Hamburg, wo ihr Sohn mit Familie lebt. Vor dem Eingriff wird eine MRT-Untersuchung (Magnet-Resonanz-Tomographie) gemacht. „Da habe ich den Tumor selbst gesehen“, erin­nert sie sich. Doch als sie zwei Tage später aus der Narkose erwacht, ist nichts passiert. „Bei der OP haben die Ärzte festgestellt, dass sich der Krebs bereits auf die Blase ausgebreitet hat“, erzählt Gabriele. „Da wollten sie sich nicht mehr ranwagen.“

Die übliche, aber wenig erfolgreiche Behandlung: Chemotherapie

Stattdessen bekam sie Chemotherapien. „Ich hatte drei Blöcke mit allen nur erdenklichen Nebenwirkungen.“ Haarausfall, Sehstörungen, Venen­problemen, ihr Immunsystem war am Boden, die Blutwerte schlecht. Gabriele bekam Injektionen, um sie für die Operation fit zu machen. Doch zum Eingriff kam es nicht mehr. „Stattdessen sprachen die Ärzte mit einem Mal ständig von einer Blasenplastik…“ Bei Gabriele leuchteten sämtliche Warnlampen auf. „Das kam für mich überhaupt nicht in Frage.“ Denn dabei würde die Blase entfernt und aus einem Stück Darm neu gebildet wer­den. „Oder man würde den Harnleiter zur Bauchdecke hinausführen und den Harn in einen externen Beutel leiten.“

Ein Heilpraktiker gab ihr den entscheidenden Tipp: Bei ihrer Art Tumor müsste doch Regionale Chemotherapie gut wirken. Regionale was? Gabriele informierte sich im Internet. Und erfuhr: Im Gegensatz zur systemischen Chemotherapie, bei der das Zytostatikum (Anti-Tumor­mit­tel) den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht, wird bei der RCT das Mittel lediglich in den Tumor und seine Umgebung geleitet. Zusätzlich wird das Blut gleich nach der Therapie gefiltert und überschüssige Zellgifte entfernt. Vorteile: Gesundes Gewebe bleibt verschont, es gibt kaum Nebenwirkungen, vor allem aber kann das Mittel höher dosiert werden und damit besser wirken.

RCT – die Regionale Chemotherapie schädigt nur den Tumor

Die Regionale Chemotherapie (RCT) gibt es bereits seit den 1950er Jahren. Damals entdeckte der deutschstämmige US-Wissenschaftler Edward Krementz, dass man erstaunliche Erfolge erzielt, wenn man das Anti-Tumormittel (Zytostatikum) direkt in den Tumor leitet. Grund: Man kann das Mittel zehn- bis 80-mal höher dosieren als bei einer systemischen Chemotherapie. Gleichzeitig ist die Belastung für den Patienten geringer, weil der Wirkstoff nicht im ganzen Körper verteilt, und anschließend sogar wieder aus dem Blut gefiltert wird („Chemofiltration“). Neben­wirkungen wie Übelkeit, Haarverlust, Schwäche und Nervenschäden bleiben aus.

Bei RCT wird das Zytostatikum über einen Katheter in der Leiste in die Arterie geführt und unter Röntgenkontrolle in den Tumorbereich geleitet. Oder man implantiert einen so genannten arteriellen Port, der dem Patienten Mobilität ermöglicht. RCT wirkt bei den meisten soliden Tumoren, am besten bei Brust- und Unterleibskrebs, bei Kopf-Hals-Tumoren, Magen- und Blasenkarzinom sowie Weichteilsarkomen. Nicht geeignet: bei Leukämie. Der Erfolg der Therapie hängt maßgeblich davon ab, wie gut der Tumor durchblutet ist.

Gabriele findet den richtigen Spezialisten und ist seit fünf Jahren tumorfrei

„Ziel der RCT ist es, den Tumor zu schädigen und nicht den Patienten“, erklärt Prof. Dr. Karl Reinhard Aigner. Der Ärztliche Direktor vom Medias-Klinikum im bayerischen Burghausen beschäftigt sich bereits seit 30 Jahren mit dieser Therapie, hat sie maßgeblich weiterentwickelt und gilt als Deutschlands RCT-Papst. Aus aller Welt kommen nicht nur Patien­ten, sondern auch Mediziner zu ihm, um sich in dieser Methode aus­bilden zu lassen oder holen ihn zu Vorträgen nach Japan, China, Aus­tralien und in die USA. „Bei Regionaler Chemo­therapie ist die Rückfall­quote wesentlich geringer als bei der systemi­schen“, so Prof. Aigner. „Weil man das Mittel so hoch dosieren kann, dass auch die letzte karzinogene Zelle ausgemerzt wird.“

Gabriele B. hatte vier RCT-Blöcke mit Chemofiltration. „Nach dem ersten war der Tumor bereits geschrumpft“, erzählt sie. Danach die Operation, bei der noch ein winziger Rest sowie die Gebärmutter entfernt wur­den, und ein letzter RCT-Block. Dann war es vorbei. Und Gabriele hatte einen Nervenzusammenbruch. „Mit einem Mal habe ich nur noch ge­heult“, erinnert sie sich. „Ich glaube, mir ist erst mit Verspä­tung bewusst geworden, wie knapp ich dem Tod entronnen bin.“

Mittlerweile ist sie schon seit fast fünf Jahren tumorfrei. Sie arbeitet wieder in ihrem Beruf als Grundschullehrerin, geht dreimal in der Woche reiten und lässt sich jedes Jahr untersuchen. „Mein letzter Check-up war vor ein paar Monaten“, sagt sie. „Alles in bester Ordnung.“