Unsere junge Generation ist zu unbeweglich
Motorik, Koordination und Konzentrationsfähigkeit sind mangelhaft.
Nicht nur Dick sein macht unbeweglich, auch viele normalgewichtige Kinder haben motorische Probleme. Viele bereitet auf einem Bein zu stehen, auf einer Linie zu balancieren, Rückwärtsgehen oder einen Purzelbaum schlagen schon Schwierigkeiten. Die Zeiten vor dem Fernseher oder dem Computer verlängern sich. Toben, Ballspielen und Turnen ist viel zu anstrengend und macht keinen Spaß mehr. Die Motorik bleibt dabei auf der Strecke. Eine aktuelle Studie der AOK, des Deutschen Sportbundes und des Wissenschaftlichen Institutes der Ärzte Deutschland (WIAD) zeigt, dass die Kluft zwischen den fitten Kindern und Jugendlichen und ihren konditionsschwachen Altersgenossen immer größer werden.
Keine Bewegung, zuviel Cola, Chips, Fritten und Bratwurst. Die Zahl der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen hat sich in den letzten 15 Jahren fast verdoppelt. Laut AOK sind in Deutschland 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Alter zwischen drei und 17 Jahren übergewichtig. Unsportlich, unbeweglich sind auch Kinder als in früheren Jahren. Heute ist es nicht mehr üblich, dass Kinder allein draußen herumtoben dürfen. Viele Eltern sind übervorsichtig und haben es lieber, wenn ihre Kinder zu Hause bleiben oder sie am liebsten an die Hand nehmen.
Der Deutsche Ring
Bei Motorikübungen schneiden Kinder und Jugendliche heute im Durchschnitt knapp 15 Prozent schlechter ab als vor 30 Jahren. Schon einfache Balanceübungen werden für sie zur sportlichen Herausforderung. Der Deutsche Ring meldet, dass mehr als 80 Prozent der Vier- bis 17-jährigen es beispielweise nicht schaffen, eine Minute lang auf einem Bein zu stehen. „Die körperliche Aktivität bleibt heutzutage zu oft auf der Strecke“, warnt Frank Grunwald, Gesundheitsexperte beim Deutschen Ring. „Jedes vierte Kind zwischen drei und zehn Jahren ist nicht regelmäßig sportlich aktiv, jedes achte macht überhaupt keinen Sport“. Das Problem ist, dass übergewichtige Kinder in jungen Jahren häufig an Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Darüber hinaus haben sie Beschwerden an den Gelenken und der Wirbelsäule. Nicht zu unterschätzen sind auch die psychosozialen Probleme, die diese Kinder bewältigen müssen. Dabei ist es so wichtig, das Kinder und Jugendliche möglichst viel ausprobieren. Zum Beispiel: Laufen, Hüpfen, Balancieren oder Klettern.
Fernsehapparat und Computer ziehen Kinder vor
„Meist braucht es nicht viel, um Kinder zu motivieren“, sagt Christine Graf. Häufig reiche es zum Beispiel schon aus, wenn der Sprössling mit anderen Kindern herumtoben könnte. Auch sollte man eine Auswahl an Spielgeräten zu Hause haben. Je nach Alter könnten dies etwa Bälle und eine kleine Rutsche sein, später vielleicht Springseile oder ein Diabolo. „Wenn Kinder allerdings die Wahl zwischen Spielen und Fernsehen haben, setzen sie sich lieber vor ein TV-Gerät“, sagt die Sportwissenschaftlerin. Deshalb sollten Eltern solche Alternativen möglichst vermeiden. Cristine Graf, Leiterin der Abteilung Bewegungs- und Gesundheitsförderung an der Deutschen Sporthochschule Köln.
Auf Bewegung keine Lust?
Babys lernen ihre Welt durch Bewegung kennen, zuerst beim Krabbeln und Rutschen. Diesen natürlichen Drang können Erwachsene fördern, indem sie ihren Kindern Bewegungsfreiräume schaffen. Dazu gehört etwa, dass ein Baby in der Wohnung möglichst viel frei krabbeln kann und auch draußen nicht länger als nötig im Kinderwagen sitzen muss. Durch diese Aktivitäten könnte sich der Nachwuchs körperlich und geistig besser entwickeln. Die Bewegung fördert zum Beispiel die Motorik und die Koordinationen eines Kindes und verbessert auch die Konzentrationsfähigkeit.
Kinder schauen sich das Verhalten bei den Eltern ab. Haben die Eltern selbst keine Freude an Sport und Bewegung, so werden auch die Kinder kein bewegtes Leben führen. In Großstädten fehlen häufig ausreichend Spielangebote und die dort lebenden Kinder können ihren natürlichen Bewegungsdrang schwer ausleben. Kleine Kinder fordern ihre Bewegungen ein, schließlich sind die neu erworbenen Fähigkeiten, wie Hüpfen, Rennen und Springen, doch etwas Besonderes.
An den Schulen fehlt der Sportunterricht
Zu den Fernseh- Computer- und Ernährungsproblematik kommt, dass es immer weniger Sportunterricht an unseren Schulen gibt und die Kinder und Jugendlichen auf den Schulhöfen häufig keine Bewegungsmöglichkeiten mehr haben. Die AOK bemängelt, dass in den letzten Jahren der Sportunterricht immer häufiger zu Gunsten von Fachunterricht ausfällt und die Anzahl der Sportschulstunden insgesamt rückläufig ist. Ohne Bewegung können Schüler den Lernstoff nicht optimal aufnehmen, so die AOK. Es ist absolut fasch, den Mathe-, Physik- oder den Englischunterricht vorzuziehen und dabei den Sportunterricht wegfallen zu lassen, da Bewegung zu mehr Energie, Vitalität und Kreativität führt.
Spaß haben beim sich Fit halten
In Deutschland gibt es viele Möglichkeiten sich fit zu halten. Viele Menschen wissen häufig nicht, dass sie ihrem Wohlbefinden und ihrer Gesundheit mit zu wenig Bewegung schaden. Außerdem fällt es vielen schwer, sich und ihren Nachwuchs zu motivieren. Dabei ist es einfach, Bewegungsspiele in den Alltag einzubauen und selbst alltägliche Abläufe spielerisch zu verpacken. So können Spaziergänge vom Stadtpark in den Wald oder aufs Feld verlegt werden, wo für die Kinder Anreize zum Toben, Balancieren, Verstecken und Werfen am Wegesrand liegen. Spiele im Laub auf der Wiese und Fahrradtouren bieten sich an um in Bewegung zu bleiben.