Die Ernährungspsychologie – Urspung, Weiterentwicklung und Störungen von Ess-Stilen.
Wodurch wird unser Essverhalten geprägt und wie kann es gezielt beeinflusst werden? Wie viele andere Verhaltensweisen kann es erlernt, beibehalten und verlernt werden.
Der individuelle Lebensstil jedes Menschen und damit auch sein persönliches Essverhalten wird weniger durch umfangreiche Information, sondern hauptsächlich durch emotionale Erfahrungen und Lernprozesse im Kindesalter geprägt.
Ursprung des Essverhaltens
Erste Lernprozesse in Bezug auf individuelle Verhaltensweisen beim Essen finden in der Regel sehr früh innerhalb der Familie statt. Inzwischen werden im familiären Umfeld allerdings kaum noch gesunde Ess-Stile vermittelt. Hinzu kommt, das Eltern in der heutigen Zeit aus Angst vor Übergewicht, Allergien oder anderen Erkrankungen ihren Kindern einen kaum noch kindgerechten Ernährungsstil aufdrängen. Dies wirkt sich gravierend auf die Entwicklung von ernährungsspezifischen Verhaltensweisen bei Kindern aus und kann sogar zu ausgeprägten EssStörungen unter Umständen bereits im Kindesalter führen.
Prägung individueller Verhaltensweisen beim Essen
Das Essverhalten wird vor allem durch Training und Gewohnheiten individuell geformt. Dies geschieht im Allgemeinen so früh, dass es meist schwierig ist, mit Erwachsenen neue Verhaltensweisen einzuüben. Deshalb besteht häufig nur bei Kindern die Chance, dass eine neue Esskultur und damit auch gesundheitsbewusste Trends akzeptiert werden. In diesem Zusammenhang spielt auch die Prävention von EssStörungen bei Kindern und Jugendlichen eine zunehmend wichtige Rolle.
Weiterentwicklung des individuellen Essverhaltens durch Lernen
In einer Zeit, in der dem familiären Umfeld als Lernort immer weniger Bedeutung zugemessen wird, sind Konzepte für die Ernährungsbildung notwendig, die diesen Mangel ausgleichen. Damit stehen nun Erzieher, Lehr- und Beratungskräfte vor der Aufgabe, individuelle Handlungsweisen bezüglich des Essens zu korrigieren, zu entfalten und zu einem selbstbestimmten und selbstverantwortlichen Handeln zu machen. Essen, das außerhalb der Familie serviert wird – etwa im Kindergarten oder in der Schule – trainiert sowohl das Essverhalten als auch den Geschmack. Daher müssen in solchen Einrichtungen ganz besonders gesunde Speisen auf den Tisch kommen, damit diese Erfahrung sich auf das spätere Essverhalten auswirken kann.
Auswirkungen positiver und negativer Einflüsse auf das persönliche Essverhalten
Das individuelle Ess- und Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen kann auf sehr unterschiedliche Art und Weise beeinflusst werden. So trägt das gemeinsame Einkaufen, Vor- und Zubereiten von Mahlzeiten in der Familie beispielsweise dazu bei, einem Kind einen gesundheitsbewussten Lebensstil zu vermitteln. Durch solche emotionalen Erlebnisse wird eine emotionale Bindung erreicht, die das Essverhalten stabilisiert.
Im Gegensatz dazu führt das Trösten oder Belohnen eines Kindes mithilfe von Essen oder Süßigkeiten im Speziellen lediglich dazu, dass sie sich bei Ängsten oder Enttäuschungen mit Essen beruhigen.
Ebenso verhält es sich mit pauschalen Verboten von Lebensmitteln. Für diese Kinder besteht die Gefahr, dass sie später zum Beispiel eine Sucht nach genau diesen Lebensmitteln entwickeln.
Strategien zur Veränderung des Essverhaltens
Insbesondere im Kampf gegen Übergewicht empfehlen Ernährungsexperten zunehmend, sich mehr auf die Veränderung des Essverhaltens und neue Ess-Strategien zu konzentrieren, anstatt einfach nur Kalorien zu zählen oder sinnlose Dauer-Diäten durchzuführen.