Verwildert wachsende Pflanzen mit gesundheitsfördernder Wirkung sind im Süden Portugals keine Seltenheit.
Im den Frühsommermonaten April und Mai kann ein interessierter Spaziergänger in der ländlichen Algarve eine Reihe von Pflanzen entdecken, die nicht mehr von Menschenhand kultiviert werden und verwildert sind. Und außerdem noch eine Reihe von positiven Wirkungen haben.
Wilde Malve – Malva sylvestris
Schon im alten Rom wurde diese zu der Familie der Malvengewächse zählende Pflanze als Heilmittel und Gemüse geschätzt. Sie ist mindestens zweijährig, hat eine krautige und behaarte Erscheinungsform und kann bis einen Meter hoch werden. Geschmückt wird sie im Sommer von trichterförmigen, lila Blüten, die den Farbstoff Malvin beinhalten.
Die wilde Malve hat einen hohen Schleimstoffgehalt und wird für die Zubereitung von Hustensaft genommen. In Portugal werden die Pflanzen auch ausgekocht. Der daraus entstandene Sud wird als Waschung oder mittels einer Kompresse gegen Hautausschläge bei Menschen und Pferden angewendet. Eine andere Verwendungsart der wilden Malve ist es, die Blüten und Blätter mit lauwarmem Wasser aufzugießen und – nachdem sie einen Tag lang gezogen haben – abzuseihen. Der so gewonnene, flüssige Pflanzenauszug kann bei Erkältungen mit hartnäckigem Husten und Bronchitis helfen oder zum Gurgeln gegen Heiserkeit. Jeder Pflanzenauszug aus der wilden Malve, sei es als Tee oder als Zugabe zum Badewasser, soll gegen Entzündungen wirken, reizmildernd und schleimlösend, magenstärkend und verdauungsfördernd sein.
Borretsch – Borago officinalis
Diese Pflanze gehört zu der Familie der Raubblattgewächse und wird bereits seit dem 12. Jahrhundert als Gewürz- und Heilpflanze verwendet. Ein anderer Name für Borretsch ist Gurkenkraut, da die behaarten, länglichen Blätter nach Gurken riechen. Die gesamte Pflanze ist einjährig und kann mit buschigem Wuchs bis zu 80 Zentimeter hoch werden.
Die Blüten sind intensiv blau und sternförmig. Sie sind essbar und wirken sehr dekorativ als Beigabe in Salaten. Ihr Verzehr hat darüber hinaus eine stimmungsaufhellende Wirkung. Aus den ölhaltigen Borretschsamen kann ein ätherisches Öl, die Linolensäure, gewonnen werden. Diese wird mit Erfolg bei der Pflege von sensibler Haut und Neurodermitis angewendet. Auch die Blätter sind essbar und enthalten viele Mineralien und Vitamine. Sie können kleingeschnitten Salate auf gesunde Weise verfeinern. Einem Tee, hergestellt aus den Blättern und kochendem Wasser, sagt man eine blutreinigende und harntreibende Wirkung nach; ebenso wie eine Heilwirkung bei Husten, Rheuma, Herz- und Nierenkrankheiten.
Mariendistel – Silybum marianum
Der Familie der Korbblütengewächse angehörig, wird diese zweijährige Pflanze 25 bis 150 Zentimeter hoch. Die langen, dunkelgrünen Blätter haben gelbliche Dornen und sind weiß geadert. Die einzelnen, violetten Blütenköpfe können bis zu 8 Zentimetern groß werden und haben stachlige Hüllblätter. Aus den Mariendistel-Blüten entwickeln sich im Sommer die Früchte mit den Samen.
Die jungen Blätter können als Gemüse zubereitet werden. Die Früchte der Mariendistel werden in der Pharmazie verarbeitet, um den Wirkstoff Silymarin zu gewinnen. Dieser wird eingesetzt bei Vergiftungen, als Leberschutz und bei Milz- und Leberkrankheiten, wie Hepatitis. Silymarin ist allerdings nicht wasserlöslich, somit ist eine eigene Teezubereitung gegen Leberkrankheiten nicht wirksam. Mariendistelpräparate als Trockenextrakte in hoher Konzentration sind hier das Mittel der Wahl.
Brennnessel – Urtica membranacea
Die Brennnessel gehört botanisch zu den Brennnesselgewächsen, ist einjährig und wird zwischen 15 und 80 Zentimeter hoch. Wie der Name sagt, verfügt sie über Brennhaare, in deren Zellen sich Acetylcholin, Histamin und Serotonin befinden, welche wiederum bei Berührung Hautreizungen hervorrufen. Jede Pflanze verfügt sowohl über männliche als auch weibliche Blüten und kann sich somit selbst befruchten, unabhängig von anderen Pflanzen.
Die Blätter, Samen und Wurzeln werden in der Naturheilkunde verwendet; es ist nachgewiesen, dass Brennnesseln stark entwässernd wirken und somit harntreibend und blutreinigend sind. Dadurch helfen sie bei Nieren- und Blasenbeschwerden und eine vierwöchige Kur mit Brennnesseltee, aus kleingeschnittenen Blättern und kochendem Wasser zubereitet, wird empfohlen, um den Körper zu entschlacken. Da die Pflanze viele Mineralien und auch viel Eisen enthält, wirkt Brennnesseltee auch gegen eisenmangelbedingte Ermüdungs- und Erschöpfungszustände.
Wilder Fenchel – Foeniculum vulgare
Als ein Vertreter der Familie der Doldenblütler hat auch diese Pflanze schon eine lange Tradition als Heil- und Gewürzpflanze. Sie ist mindestens zweijährig und kann bis zu zwei Meter hoch werden. Die verzweigten, gerillten Stängel haben gefiederte Blätter und tragen kleine, gelbe Blüten ohne Blütenkelche.
In der Naturheilkunde sind die Samen, die Fenchelfrüchte und das Fenchelöl von Bedeutung. In den Früchten des Fenchels befindet sich Anethol, ein ätherisches Öl, dem eine krampflösende, appetitanregende, magenstärkende und harntreibende Wirkung nachgesagt wird. Die Blattansätze können als Gemüse zubereitet werden.
Fenchel ist gut für die Verdauung, hilft gegen Krämpfe, ist reizlindernd und entzündungshemmend. Vor allem in der Kinderheilkunde ist Fencheltee, eingesetzt gegen Blähungen und Bauchkrämpfe, ein Begriff. Die gleiche Wirkung hat er natürlich auch bei Erwachsenen und kann unter anderem verwendet werden gegen Magenschmerzen, Völlegefühl und Verdauungsbeschwerden