Yoga-Übungen mit dem Kopf nach unten fördern die zerebrale Durchblutung und entfalten viele positive Wirkungen. Aber nicht jeder sollte sie ausführen.
Umkehrstellungen sorgen für die optimale Blutversorgung des Gehirns und sind daher als Wachmacher bekannt. So eignen sie sich besonders gut für eine kreative Pause im Büro oder als Aufstehritual für Morgenmuffel. Zwar nutzen auch einige Yoga Asanas in stehenden Positionen die Vorteile der gesenkten Kopfhaltung, im Schulterstand oder Kopfstand lässt sie sich jedoch lange komfortabel beibehalten, weil die Beine entlastet sind.
Shirshasana, der Kopfstand: Verjüngungskur für Körper und Geist
Der Kopfstand mit auf dem Boden aufliegenden Unterarmen ist eine der Königshaltungen für Fortgeschrittene, an die sich Anfänger mit Vorübungen unter Anleitung herantasten sollten.
Die starke Durchblutung des gesamten Kopfes wirkt sich nicht nur auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns, sondern auch auf die Funktionen der Nase, Ohren, Augen und der Gesichtshaut aus. Einige traditionelle Yogaschriften bescheinigen den Umkehrpositionen daher eine verjüngende und sogar faltenreduzierende Wirkung. Ein strahlend rosiges Gesicht wie nach einem Spaziergang an der frischen Luft zeigt sich jedenfalls sofort.
Shirshasana entlastet außerdem das Herz, da infolge der Gravitation das venöse Blut leichter zurück fließen kann, und verhindert Blutstauungen in der Bauchhöhle. Die Position soll Krampfadern und Nierenkoliken vorbeugen, Verstopfung beheben und durch gute Versorgung der Lunge die Sauerstoffaufnahme erhöhen.
Gegenanzeigen des Kopfstandes: Halswirbelverletzungen und Bluthochdruck
Beim Kopfstand und ähnlichen Asanas kommt es wegen der Beteiligung der Halswirbelsäule besonders darauf an, ruckartige Bewegungen zu vermeiden und sich sowohl beim Einstieg als auch Ausstieg langsam und fließend zu bewegen. Die Dauer der Übung hängt allein von der Kondition des Yogi und dem eigenen Empfinden ab, wer Spannungen oder Schmerzen verspürt, muss sie sofort abbrechen. Anfänger sollten sich, sobald es in der vollendeten Position doch noch kippelig wird, nicht zur Seite oder nach hinten umkippen lassen, sondern zusammenkugeln und sanft über den Rücken abrollen.
Grundsätzlich ungeeignet ist dieses Asana für Menschen mit Verletzungen oder Schädigungen der Halswirbelsäule, Herzschwäche und Arteriosklerose, bei Ohrausfluss oder nach einer Netzhautablösung. Auch Patienten mit Bluthochdruck sollten es, insbesondere im fortgeschrittenen Alter, nicht ohne ärztlichen Rat ausführen.
Sarvangasana, der Schulterstand: Vorteile und Gegenanzeigen
Der Schulterstand, den meisten seit dem Kindergartenalter als Kerze bekannt, fällt Anfängern deutlich leichter als ein Kopfstand, während er ihm in den positiven Effekten nahezu entspricht. Im Unterschied zur Kerze liegen die Arme bei Sarvangasana allerdings gestreckt auf dem Boden. Seine Besonderheit besteht darin, dass Hals und Kopf einander angenähert sind und sich im so genannten Halsverschluss treffen. Dadurch wird die Schilddrüse stimuliert, die als Motor des gesamten Stoffwechsels fungiert. Außerdem schränkt das auf die Brust gedrückte Kinn die Rippenatmung ein, so dass der Körper gezwungen ist, sich auf eine tiefere Bauchatmung umzustellen. Der Schulterstand empfiehlt sich deshalb als ideale Übung für alle, die sich eine oberflächliche Atmung angewöhnt haben.
Menschen mit vergrößerter Schilddrüse, Herzbeschwerden oder Bluthochdruck müssen zuvor ärztlichen Rat einholen. Auch bei Kindern und Jugendlichen bis zur Pubertät, bei denen die Schilddrüse noch nicht voll entwickelt ist, kann sich eine zu lange Haltung dieser Position eventuell nachteilig auswirken, sie sollten sie daher nicht unbegrenzt üben.
Umkehrstellungen während der Menstruation?
Wie alle Yogaübungen bei intensivem Training, so kurbeln auch die Umkehrhaltungen die Durchblutung des gesamten Körpers kräftig an. Während der Menstruation geht damit zumeist eine unerwünschte Verstärkung der Blutung einher.
Speziell diese Asanas, die stark auf Beckenbereich und Unterbauch wirken, werden von einigen Frauen während der Periode auch als unangenehm empfunden. Grundsätzlich bestehen aus medizinischer Sicht zwar keine Bedenken, wer es gut verträgt, kann sein Yogaprogramm daher während der Menstruation wie gewohnt absolvieren. Alle, die sich beeinträchtigt oder unwohl fühlen, sollten sich jedoch während der ersten Tage der Blutung auf sanfte und entspannende Übungen beschränken.
Yoga in der Schwangerschaft: lieber ohne Umkehrübungen
Ob Umkehrhaltungen in der Schwangerschaft schädlich sein können, darüber bestehen geteilte Auffassungen unter Yogalehrern. Einige befürchten speziell im letzten Drittel eine dadurch verursachte Verschiebung der Geburtslage des Kindes, andere sehen hierin keine Gefahr.
Der deutsche Yoga Vidya e.V. rät in allen Phasen einer Schwangerschaft stets zu einer Rücksprache mit dem behandelnden Gynäkologen. Sofern aus ärztlicher Sicht im Einzelfall keine Bedenken bestehen, können schwangere Frauen dort an speziellen Kursen teilnehmen, die ab dem 4. Monat abgewandelte Formen der gewohnten Asanas vorsehen und ab dem 7. Monat auf Umkehrpositionen verzichten.