Behandlungsmöglichkeiten der Zoonose.
Rund 2,4 Millionen Menschen weltweit erkranken jährlich an einer Leishmaniose. Übertragen wird die Infektion durch sogenannte Sandmücken. „Diese Stechmücken sind sehr klein und durchdringen auch viele Moskitonetze“, erläuterte Dr. Jakob Schnedl, Dermatologe am Wiener Heeresspital im Rahmen eines Vortrags anlässlich einer Fortbildungsveranstaltung zum Thema „Leber und Haut“ im Mai im Wiener Billrothhaus.
Unterschieden werden viszerale, kutane und mukokutane (die inneren Organe betreffend, an der Haut, an Haut und Schleimhaut) Leishmaniose. „Am häufigsten tritt die kutane Leishmaniose auf, sie wird auch Bagdad-, Orient- oder Aleppobeule genannt“, so Schnedl weiter. Der Name deutet auf das sichtbare Krankheitssymptom. Bei kutaner Leishmaniose wird die Haut befallen, es bilden sich Ulcera (Geschwüre), die – bleiben sie unbehandelt – innerhalb von vier bis 18 Monaten spontan abheilen. „Allerdings kommt es bei der Spontanheilung oft zu unschöner Narbenbildung“, betonte Schnedl.
Eine kutane Leishmaniose der „neuen Welt“ (die Welt außerhalb Europas) kann sich in seltenen Fällen (etwa ein bis fünf Prozent) zu einer mukokutanen Form entwickeln, die – vor allem in Gesicht – zu entstellenden Destruktionen führt. Eine mukokutane Leishmaniose kann auch Jahre nach der Spontanheilung einer kutanen Leishmaniose entstehen.
Breites Erregerspektrum
Die Erreger der kutanen Leishmaniose sind in der „alten Welt“ L. tropica, L. maior und L. aethiopica. „Das unterscheidet sich von Region zu Region, daher ist bei der Diagnostik die Reiseanamnese von großer Bedeutung“, hielt Schnedl fest. In der „neuen Welt“ wird die kutane Leishmaniose durch die Erregerkomplexe L. brasiliensis sowie L. mexicana übertragen.
Nach dem Insektenstich entwickelt sich eine granulomatöse Entzündung (Form der Entzündung, die durch das Auftreten kleiner knötchenartiger Zellansammlungen, sog. Granulome, gekennzeichnet ist) an der Einstichstelle, die sehr häufig ulzeriert (geschwürig aufbricht). Die Läsionen (betroffene Stellen) sind, soweit sie nicht bakteriell superinfiziert sind, wenig schmerzhaft. Die Erkrankung beschränkt sich meist auf die Haut, echte Systemzeichen sind selten.
Komplizierte Behandlung
Die Behandlung der kutanen Leishmaniose war lange Zeit aufwendig und für den Patienten sehr belastend. „Besteht allerdings ein Solitärulkus (einzelnes Geschwür), so kann dies eine Indikation für eine Lokaltherapie sein“, so Schnedl: „Einzelläsionen (einzelne Entzündungsherde) kann man exzidieren (entfernen) oder mit einer 15prozentigen Paromomycin-Creme okklusiv (unter einem dicht schließenden Verband) aufgebracht, behandeln.“ Auch mit Kryotherapie (Therapie mittels Kälte) wurden teilweise sehr gute Erfahrungen gemacht. „Es ist bei einer Lokaltherapie allerdings schwierig zu unterscheiden, was ist Spontanheilung und was Therapieerfolg“, hielt Schnedl weiter fest.
Bei der Systemtherapie ist die Effektivität einzelner Substanzen stark von der Erregerspezies abhängig. „Seit Jahrzehnten bekannt, für den Patienten allerdings sehr unangenehm, ist die Behandlung mit fünfwertigen Antimonpräparaten“, erläuterte Schnedl. „Der Vorteil ist, dass diese Medikamente sehr billig sind – das ist in Entwicklungsländern wichtig. Es wurden allerdings in vielen Gebieten Resistenzraten zwischen 30 und 40 Prozent beschrieben.“ Die Therapie ist belastend: Sie erfolgt über drei Wochen. Dabei wird das Medikament entweder dreimal täglich intravenös oder einmal täglich intramuskulär (bis 8,5ml!) verabreicht. „Zudem weisen fünfwertige Antimonpräparate eine hohe lokale und systemische Toxizität (Giftigkeit) auf.“ Beschrieben wurden tödliche kardiale Zwischenfälle.
Eine mindestens gleich wirksame, aber deutlich besser verträgliche Alternative ist Pentamidin intravenös.
Teuer aber effektiv
Effektiv – und deutlich weniger belastend für den Patienten – ist die Behandlung mit Amphotericin B. „Das Problem hierbei ist, das konventionelles Amphotericin B sehr toxisch und liposomales (durch eine Schutzschicht umhülltes) Amphotericin B sehr teuer ist“, hielt Schnedl fest, der sich dafür eine „Rüge“ vom ebenfalls anwesenden Infektionsspezialisten Prof. Dr. Wolfgang Graninger, Vorstand der klinischen Abteilung für Infektionen und Chemotherapie an der Univ.- Klinik für Innere Medizin I in Wien gefallen lassen musste: „Liposomales Amphotericin ist die einzige akzeptable Therapie der Leishmaniose“, so Graninger am Rande des Vortrags von Jakob Schnedl. Liposomales Amphotericin B kann außerdem auch in der Schwangerschaft verabreicht werden.
Erste orale Therapie
Vor wenigen Jahren neu eingeführt, ist Miltefosin die erste wirksame orale Therapie der Leishmaniose. Es erreichte vor allem bei der viszeralen Leishmaniose Heilungsraten von über 95 Prozent. „Für die kutane Leishmaniose zeigen sich ähnliche Heilungsraten, allerdings sind die Studien noch nicht vollständig“, so Schnedl abschließend.