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Traumdeutung im Alten Testament

Träume waren den Menschen schon immer ein Rätsel. Bevor Wissenschaft und Vernunft den Traum zu erklären versuchten, gab es nur den einen Weg: die Religion.

Träume haben die Menschheit schon immer fasziniert! Als Träume noch nicht rational erklärt werden konnten, versuchten die Menschen ihnen anders einen Sinn zu geben. Da Religion, zu der Zeit der Entstehung der Heiligen Schriften, die einzige Art der Erklärung bot, spielen Träume auch im Alten Testament eine wichtige Rolle.

Beispiele der biblischen Träume und deren Deutung, Altes Testament

Das Auftauchen von Träumen in der Bibel ist so zahlreich, dass hier nur eine aufschlussreiche Auswahl gegeben werden kann. Weitere Träume des Alten und Neuen Testaments finden sie auf www.die-bibel.de.

Ebenfalls interessant ist die Entwicklung des Traumes und der Traumdeutung im Neuen Testament.

Jakobs Traum Buch Mose, 28,12

In dem ersten Buch Mose, Kapitel 28, findet ein wichtiger Traum Jakobs Erwähnung. Jakob ist der Enkel von Abraham und somit einer der Erzväter der Israeliten.Er träumt von einer Leiter, die hoch in den Himmel ragt. An ihrer Spitze steht Gott, und auf der Leiter steigen Engel hinunter zur Erde. Vom Gipfel der Leiter spricht Gott zu ihm „13 (…) Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham, und Isaaks Gott; das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14 und dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden, und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Süden, und durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden.“

Dies ist als eindeutige Prophezeiung gedeutet worden und führte dazu, dass Jakob erstens seinen Gott erkannte, und zweitens loszog um die Kunde seines Gottes zu verbreiten.

Für die Hebräer waren damals solche Träume unumstößliche Beweise für die Existenz Gottes, da sie sich das Auftreten solcher Träume anders nicht erklären konnten.

Moderner Deutungsansatz nach Sigmund Freud

Man könnte nun, nach Freud, annehmen, dass dieser Traum Jakobs seinem tief verwurzelten Glauben entsprang. Da Gott in Jakobs Leben so greifbar war, ist es nicht verwunderlich, dass er in seinem Traum vorkam. Die Leiter könnte also eine Verbindung zu Gott Symbolisieren, die Jakob zu seiner Zeit spürte.

Sein Unterbewusstes könnte so auch eine halluzinatorische Wunscherfüllung geleistet haben, die Jakobs Wunsch nach Anerkennung einer Obrigkeit spiegelt.

Ein andrer Ansatzpunkt wäre auch der unbewusste Wunsch Jakobs, für sein Volk von Bedeutung zu sein und eine wichtige Rolle in der Verbreitung des Glaubens zu spielen.

Die „Prophezeiung“ ist, aus heutiger Sicht, erfüllt worden, da das Judentum und daraus entstehend alle abrahamitischen Religionen (Christentum, Islam) einen Großteil der Welt bevölkern.

Ob dies nun wirklich von Gott vorhergesehen oder aber aus den Wünschen der Einzelnen entsprang, bleibt strittig.

Josefs Traum, erstes Buch Mose/Genesis 37,5

Im ersten Buch Mose kommen noch weitere Träume vor. Josef, ein Nachkomme Jakobs, träumt ebenfalls prophetisch. In ihnen spricht nicht Gott direkt, sondern er sieht beispielsweise sich und seine Brüder auf dem Feld, und die Garben seiner Brüder verneigen sich vor der seinen. Seine Brüder fühlen sich von ihm bedroht und verkaufen ihn, wodurch er in ägyptische Gefangenschaft gerät.

In der jüdischen Religionsgeschichte ist dies von großer Wichtigkeit, da Josef durch diese Umstände zu den Ägyptern kommt, wo er eine Zusammenführung von Israeliten und Ägyptern bewirkt.

Joseph als Traumdeuter der Ägypter

Die Ursache dieser Ereignisse ist ebenfalls wieder ein Traum.

Der Pharao träumte nämlich zu der Zeit von sieben fetten und sieben mageren Kühen. Es wird bekannt, dass der in Haft sitzende Josef Träume deuten kann, woraufhin der Pharao nach ihm schickt. Josef erklärt dem Pharao, Gott spreche zu ihm. Die Kühe deutet er als Symbol für Jahre, wobei deutlich wird, dass schon damals die Symbolik in Träumen von großer Bedeutung war. Durch diese Prophezeiung Gottes gelingt es den Ägyptern in den sieben guten Jahren genug Getreide zu sparen, um die sieben Hungerjahre zu überstehen und auch anderen Ländern zu helfen.

Jahre später trifft Josef seine Brüder wieder. Da er als ägyptischer Edelmann gekleidet ist, erkennen sie ihn nicht und verneigen sich vor ihm, womit sich die Prophezeiung des ersten Traumes erfüllt. (erstes Buch Mose/Genesis 41)

Bedeutung des Traumes für das Judentum

Es ist eindeutig, dass der Traum des Pharaos auch anders hätte gedeutet werden können, hätte nicht Josef, der an den einen Gott glaubte, diese Deutung vollzogen. Dennoch zeigt diese Stelle des Alten Testaments wieder die große Rolle des Traumes in der Geschichte und Überzeugung der Hebräer.

An anderer Stelle wird nochmals belegt, dass Gott durch Träume spricht.

Im vierten Buch Mose, Kapitel 12, beispielsweise: „und er sprach: Hört meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet des HERRN, dem will ich mich kundmachen in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen.“

Die Art und Weise, wie Träume in der Bibel dargestellt und ausgelegt werden, spiegelt die Traumauffassung der damaligen Zeit wieder. Für die Menschen stellte dies damals ein Versuch dar, sich die Faszination des Traumes verständlich zu machen.