Träume gleichen die Gefühlswelt aus. Und gerade in der Schwangerschaft gehen die Gefühle auf und ab – und es gibt eine ganze Menge zum Ausgleichen.
Unser Traumleben hat immer mit unserem Alltag, dem Tagesgeschehen und den Gefühlen dazu zu tun. Auch wenn Träume manchmal wie sinnloses Kopfkino daherkommen – wer sich einmal darauf einlässt, hinter den Bildern die Bedeutung zu erfühlen, wird überrascht sein, wie viel unsere Träume mit uns zu tun haben. Gerade in Zeiten mit besonderen Umbrüchen und neuen Lebensphasen, wie dem Tod von Angehörigen, Verlust des Arbeitsplatzes, aber auch beim Auszug von zu Hause oder bei der Entscheidung für einen Lebenspartner, kommentieren die Träume unsere Gefühlswelt ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Nirgendwo lernen wir so viel über uns, wie durch den Traum.
Die Schwangerschaft ist eine besonders intensive Traum-Zeit
Es gibt Forscher, die annehmen, dass eine schwangere Frau mehr träumt als zu allen anderen Zeiten ihres Lebens. Nicht zuletzt werde dies auch beeinflusst vom Hormon Progesteron, das die Entwicklung der Milchdrüsen anregt, aber auch als Sedativum wirkt. So schläft frau in den ersten Monaten der Schwangerschaft länger und tiefer und träumt dadurch auch mehr. In vielen Fällen gibt die träumende Psyche der Frau sogar noch vor dem Schwangerschaftstest bekannt, das sie schwanger ist. In Träumen dieser Art können zum Beispiel Bilder von sich aufblähenden Ballons oder kleinen schlüpfrigen Wassertieren vorkommen. Die Erfahrung des Traumbüros in Hamburg, das sich seit 1995 mit Träumen beschäftigt, zeigt, dass diese Träume intuitiv immer als ein Signal verstanden werden – so eigenartig sie auch erscheinen.
Vorsicht bei vorschneller Deutung von Schwangerschaftsträumen
Wichtig ist es, die erwähnten Träume abzugrenzen von einer anderen Art Traum, der sehr häufig ist: nämlich Träume, in denen sich die Träumerin selbst als schwanger erlebt. Diese Träume sind nicht als Zeichen für eine Schwangerschaft zu sehen! Fast immer geht es darin um etwas ganz anderes, nämlich im übertragenen Sinne um die „Geburt von etwas Neuem“ im Leben der Träumerin (eine neue Beziehung, eine andere Art, die Dinge zu sehen, eine neue Selbstständigkeit, ein neues Projekt). Wenn diese Träume mit einem negativen Gefühl verbunden sind, können sie auch der Ausdruck einer Angst vor ungewollter Schwangerschaft sein. Niemals aber würde unser Unterbewusstsein derart „logische“ Bilder benutzen, um uns auf eine Schwangerschaft hinzuweisen. Die Bilder der Träume sind komplexer und vielschichtiger.
Typische Traumbilder im ersten Schwangerschaftsdrittel
Im Laufe einer Schwangerschaft verändern sich die Themen der Träume, denn auch der körperliche Zustand der Schwangeren und ihre Erwartungen verändern sich. Träume in der Schwangerschaft lassen sich grob den drei Schwangerschaftsdritteln zuordnen. In der ersten Zeit prägt das Bewusstsein, empfangen zu haben, die Träume. Unser Traumbewusstsein produziert dazu je nach dem Gefühl, das uns am meisten prägt, Gärten, Früchte, Blumen oder Samen, oder auch die bereits erwähnten Bilder von Wasser und kleinen Wassertieren (Kaulquappen). Auch Angst vor der Mutterschaft und die Hoffnung auf eine leichte Geburt ist ein wichtiges Thema der ersten Zeit. Es lässt Träume entstehen, in denen reife Babies, schon voll ausgewachsen oder sogar schon mit Babysachen bekleidet, ganz einfach und leicht geboren werden, und sogar schon sprechen können. Dahinter steht der Wunsch, alles möge sehr schnell und möglichst einfach passieren. Mit zunehmender Zeit wird die Gewichtszunahme und das Gefühl der Plumpheit im Traum thematisiert. Große Fahrzeuge und Gebäude sind die entsprechenden Symbole, es kommt auch vor, dass sich die Schwangere im Traum beim Fahren eines viel zu großen und plumpen Fahrzeugs erlebt und kaum von der Stelle kommt, weil sich das Fahrzeug nicht rangieren lässt.
Typische Traumbilder im zweiten Schwangerschaftsdrittel
Auch wenn in dieser Zeit die anfängliche Übelkeit meistens verschwunden ist, und es einem relativ gut geht, steht die Unsicherheit bezüglich der eigenen Attraktivität im Vordergrund. Man erlebt sich selbst als unförmig, plump und unbeweglich, und es tauchen Phantasien auf, die sich auf eigene frühere Liebeserlebnisse, oder auch auf mögliche Affären des eigenen Ehemannes beziehen. So ist es kein unüblicher Traum, wenn eine Schwangere in dieser Zeit träumt, der Ehemann hätte eine Affäre mit einer früheren (schlanken und beweglichen) Freundin. Auch die Mutter wird in dieser Zeit im Traum intensiv erlebt – entweder als hilfreich oder nicht. Das Bewusstsein, nun selbst bald Mutter zu werden, bringt auch auf der unbewussten Ebene eine neue Auseinandersetzung mit der eigenen Mutter mit sich.
Typische Traumbilder im letzten Schwangerschaftsdrittel
Die Geburt ist näher gerückt, und es mischen sich Hoffnung, Erwartung, Freude, aber auch Angst vor dem Unbekannten. Es gibt keine Schwangere, die nicht auch Angst hat. Weil aber im Umfeld (Familie und Freunde) nur Freude auf das Kind auf einen projiziert wird, werden die Ängste in der Regel nicht zugelassen, und so werden sie zu Traumthemen. Auch platzende Blasen (Fruchtblase) kommen in dieser Zeit in vielen Varianten in Träumen vor. Natürlich gibt es auch positive Träume. Man hat das Gefühl, das Baby mittlerweile zu kennen – und so kommuniziert man im Traum mit ihm, oder man träumt den Namen. Die letzte Zeit vor der Geburt ist körperlich die beschwerlichste. Träume tauchen wieder auf, die mit Plumpheit und Gewicht zu tun haben, wie zum Beispiel der Traum, schwere Koffer oder Taschen mit sich herumschleppen zu müssen. Die Angst, der Mutterrolle nicht gerecht zu werden, ist auch Ursache für einen sehr häufigen Traum: Das Baby ist schon da, aber man lässt es entweder fallen, oder man vergisst es irgendwo. Es kann auch vorkommen, dass ein Kind im Traum durch eine Falltür fällt, oder aus der Tür einen Busses herausfällt. Diese Türen stellen die offenen „Türen“ zur Gebärmutter dar, die sich zu früh öffnen könnten und zum Verlust des Kindes führen könnten. Dahinter steht die unbewusste Angst vor einer Frühgeburt.