Stellvertreter aus Ton agieren in systemischer Familienaufstellung
Bert Hellinger und Virginia Satir sind mit Familienstellen und systemischer Familientherapie berühmt geworden. Mit selbst gemachten Tonfiguren kann man ihnen nachspüren.
Das Familienstellen nach Bert Hellinger, Jahrgang 1925, im Rahmen der systemischen Therapie, die der Autor und Familientherapeut als Lebenshilfemethode bezeichnete, hat vielen Menschen neue Einsichten bringen können. Seine Arbeit basiert auf den Ideen von Virginia Satir (1916 – 1988), die als Mutter der Familientherapie bezeichnet wird.
Beziehungen und Konflikte werden durch Stellvertreter der Familienmitglieder dargestellt
Die Grundidee: Um Beziehungskonflikte zu bearbeiten und sich selbst und anderen auf die Schliche zu kommen, werden aus einer Gruppe von Menschen – in Seminaren können die einander völlig fremd sein – einzelne als Stellvertreter der Familienmitglieder „aufgestellt“. Das bedeutet, man bittet einzelne Teilnehmer sich da und da hin zu stellen, mit einleitenden Fragen, wie „Willst du mein Vater sein?“, „Willst du mein Onkel Theo sein?“ und so weiter. Der Teilnehmer kann zustimmen oder ablehnen. In der Regel stimmt er zu.
Vater, Mutter, Kind werden stimmig im Raum verteilt
Der Aufstellende arrangiert die Stellvertreter nun so im Raum, wie er es als stimmig empfindet. Dann beginnt ein ebenso eigenartiger wie faszinierender Prozess. Nun agieren die Stellvertreter selbst. Der „Vater“ sagt zum Beispiel: „Ich fühle mich nicht wohl hier. Ich möchte näher zur Mutter.“ Oder das Kind sagt: „Ich fühle mich beengt oder bedroht. Der Vater soll weg von mir.“ Dann nimmt die Figur, die das Kind darstellt, den Stellvertreter des Vaters bei der Hand und bringt ihn im Raum an einen Ort, der für „das Kind“ gut erträglich ist. Dabei ist es möglich, dass „der Vater“ mit dem Rücken zur Gruppe steht und die anderen nicht mehr sehen kann.
Wenn alle Vertreter so stehen, dass niemand mehr Einwendungen hat und der Prozess abgeschlossen ist, kann der Aufstellende für ihn wichtige und oft erschreckende Erfahrungen machen. So ist es gar nicht selten, dass ein sexueller kindlicher Missbrauch durch Vater, Onkel, Nachbarn wieder ins Bewusstsein tritt, der als Selbstschutz jahrzehntelang verdrängt worden war.
Gegenstände wie Stofftiere, Bauklätze, Holz- und Tonfiguren ersetzen Verwandte
Alle möglichen Gegenstände können bei der systemischen Therapie die menschlichen Vertreter ersetzen: Kissen, Stofftiere, Stühle, Bauklötze. Besonders schön arbeiten lässt sich mit einfachen Figuren, die Menschen ähneln. Es gibt sie fertig zu kaufen, man kann sie aber auch selbst machen – aus Holz oder auch aus Ton. Die Figuren sind nicht nur für Psychologen sondern auch für Ergotherapeuten und andere Angehörige therapeutischer Berufe ein gutes Medium. Allerdings ist im therapeutischen Kontext eine Fortbildung in systemischer Familientherapie zu emfehlen.
Einfache Tonfiguren mit symbolischer Gestik werden als Famlienmitglieder gestaltet
Tonfiguren werden hohl aufgebaut und ganz einfach gehalten. Ein langes Gewand, das die Gestalt markiert, ein Kopf ohne Haare und Gesicht, zwei Arme. Variieren Sie in der Körpergröße und im Umfang der Figuren, so dass verschiedene Typen von Menschen – groß, klein, zierlich, stattlich, Männer, Frauen, Kinder – symbolisiert werden können. Die Arme können an den Körper angelegt sein, einladend ausgebreitet, vor der Brust verschränkt. Die Hände werden nicht extra ausgearbeitet.
Mit Tonfiguren spielen und Erinnerungen und Gefühle aktivieren
Wenn die Figuren gebrannt sind – auf eine Glasur sollten Sie verzichten – spielen Sie damit. Stellen Sie sie mal so, mal so zueinander. Machen Sie das in einer stillen Stunde – am Abend, am Wochenende oder auch bewusst zum Jahresausklang am Silvesterabend. Tun Sie es allein, mit dem Partner, mit Familienmitgliedern oder Freunden und sehen Sie, was passiert. Ohne therapeutische Begleitung sollte das Ganze spielerisch geschehen. Wenn Sie merken, dass starke Gefühle hochkommen oder heftige Konflikte, die Sie allein nicht bewältigen können, sollten Sie sich unbedingt ärztliche oder therapeutische Hilfe suchen.