Wie man sich für einen Ausflug zum Weihnachtsmarkt am besten gegen Kälte präpariert. Was tun, wenn man trotzdem friert und warum frieren wir überhaupt?
Der Sinn des Frierens mag vielen zu Zeiten von permanenten Minusgraden unverständlich sein, aber genau wie das Schwitzen ist das Frieren eine Reaktion, die dazu dient, den Körper zu schützen. Kälte kann Gewebe und Haut nachhaltig schädigen. Das Empfinden von Kälte, im Extremfall sogar als Schmerz, ist also nichts weiter als ein Warnmechanismus. Der Körper benötigt seine permanente Temperatur von ca. 37 °C auch, damit die inneren Organe einwandfrei arbeiten können. Wird ständig von außen Wärme abgeführt, drohen Unterkühlung und Kreislaufversagen. Vor Kälte kann man sich schützen – kurzfristig durch die richtige Kleidung, aber auch langfristig, durch Maßnahmen, die den Körper unempfindlicher machen.
Wie sich der Körper selbst vor Kälte schützt
Bei der Wärme- und Kälteregulation des Körpers spielen Stresshormone ein große Rolle. Meldet der Körper permanenten Wärmeverlust, fährt er die Blutzirkulation der äußeren Extremitäten zurück, denn das Blut ist Wärmetransporteur. So bleibt die Wärme mehr im Inneren des Körpers, Hände, Füße, Ohren und Nase werden kalt. Reicht das allein nicht mehr aus, wirft der Körper seinen nächsten großen Schutzmechanismus an: das Zittern. Wird es uns definitiv zu kalt, zittern und bibbern wir, was das Zeug hält. Zittern bedeutet Muskelbewegung und diese produziert Wärme. Als Aufwärmmaßnahme macht das Zittern aber nur dann Sinn, wenn die Wärmeabgabe nach außen gestoppt wird, zum Beispiel durch entsprechende Kleidung.
Tipps gegen das große Zittern – die richtige Kleidung
Gegen den Wärmeverlust kann man sich mit der richtigen Kleidung schützen. Zu einer optimalen Weihnachtsmarkt-Ausstattung gehört deswegen bei Minusgraden zunächst einmal die richtige Jacke. Hier gilt: je dicker, umso wärmender. Optimal ist demnach eine Daunenjacke, da sie bei geringstem Gewicht das größte Volumen aufweist. Ergänzend kommen Schal, Mütze und Handschuhe zum Einsatz. Fausthandschuhe sind bekanntlich wärmender als Fingerhandschuhe. Wichtig ist auch das richtige Schuhwerk. Wer nicht uncool in dicken Moonboots auf dem Weihnachtsmarkt herumlaufen möchte, greift zu Thermo-Einlegesohlen für die Schuhe. Man beachte hierbei: Filz ist wärmender als Lammfell, denn Filz-Einlegesohlen lassen sich nicht so einfach platt treten, wie Lammfell. Denn auch hier gilt: je dicker, umso wärmender. Alle Körperstellen, die dann noch nicht mit Wolle, Filz oder Daunenmaterial bedeckt sind, also das Gesicht und evtl. Hals und Ohren, sollten gut mit einer Fettcreme eingecremt werden, das schützt vor Kälte und Austrocknen der Haut. Für das Darunter kommt, sofern man für den Abend nichts Besonderes geplant hat, lange Funktionsunterwäsche infrage. Generell ist Kleidung nach dem Zwiebelschalen-Prinzip sinnvoll, denn mehrere Schichten wärmen auch mehr.
Wärme von innen: mit Chili und Ingwer
Friert man trotz dicker Kleidung immer noch, können auch einfache gymnastische Übungen helfen, zum Beispiel die Hand zur Faust ballen (falls sich kein Glühweinbecher darin befindet) und auf den Zehen wippen. Wärme von innen ist in der Tat hilfreich, in Form von heißen Getränken oder warmen Mahlzeiten. Beim Essen empfiehlt es sich, gut gewürzte Speisen, zum Beispiel mit Chili, Ingwer oder Zimt, zu sich zu nehmen. Also lieber mal thailändische Küche oder ein deftiger Eintopf als Bratwurst mit Pommes. Alkohol ist entgegen der landläufigen Meinung kontraproduktiv. Er sorgt nur kurzfristig für einen Wärmeschub. Auch Taschenwärmer, zum Beispiel sogenannte Latentwärmespeicher können nützlich sein. Wer nach dem Weihnachtsmarkt zu Hause immer noch friert, kann sich mit einer Wärmflasche, einer Heizdecke oder einem Körnerkissen behelfen.
Frauen, Kinder, Raucher, Alkoholkonsumenten – wer ist am meisten kältegefährdet?
Frauen frieren bekanntlich schneller als Männer. Schuld daran sind fehlende Muskeln und dünneres Unterhautfettgewebe. Muskeln produzieren mehr Wärme als anderes Gewebe, sogar im Ruhezustand. Da hilft dann nur dickere Kleidung – oder Muskelaufbau. Kinder müssen bei Kälte besonders gut eingepackt werden, denn sie geben mehr Wärme nach außen ab als Erwachsene. Im Haus oder Auto sollte man sie aber möglichst schnell wieder entkleiden, damit sich kein Wärmestau bildet. Raucher frieren schneller als Nichtraucher und das liegt nicht nur daran, dass sie zum Rauchen vor die Tür gehen. Nikotin ist das stärkste Gefäßgift und verengt auf Dauer die Gefäße, was zu schlechterer Durchblutung und damit Frieren führt. Wer Alkohol in der Kälte zu sich nimmt, dem wird nur kurzfristig warm. Alkohol entzieht dem Körperinneren die wichtige Kernwärme, der Grund warum Betrunkene, die in der Kälte liegen bleiben, so schnell erfrieren.
So machen es die Nordeuropäer: immun werden gegen Kälte
Nordeuropäer, die häufiger kalten Temperaturen ausgesetzt sind als wir Mitteleuropäer, tun einiges, um sich auf die Kälte einzustellen, denn auch sie sind nicht von Geburt an gegen Kälte immun. Maßnahmen wie Sauna mit anschließendem Bad in kaltem Wasser, Wechselduschen und Trockenbürsten-Massagen tragen dazu bei, kälteunempfindlicher zu werden. Dazu gehört auch, keine Angst vor der Kälte zu haben und täglich an die frische Luft zu gehen. Mit viel Bewegung bei jedem Wetter gewöhnt sich der Körper an niedrige Temperaturen und härtet ab. Diese Gewöhnung kann schon bei kleinen Dingen anfangen. So braucht man nicht ständig mit langen Unterhosen nach draußen gehen, wenn es gar nicht friert. Im geheizten Büro reicht eine Bluse oder ein Hemd meistens aus, ein Rollkragenpullover ist nicht allein deshalb nötig, weil es Winter ist. Man muss es ja nicht gleich so weit treiben, wie der holländische Extremsportler Wim Hof, der im Winter 2007 am finnischen Polarkreis einen Halbmarathon (21 km) lief, nur mit Shorts bekleidet und mit nackten Füßen. Er soll danach nicht einmal erkältet gewesen sein.