Thoracic-outlet-Syndrom – häufigstes Symptom: Kribbeln der Hände.
Mit Kribbeln in den Fingern fängt es meistens an. Betroffene haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich, bevor die Diagnose TOS gestellt wird.
Unter dem Begriff Thoracic-outlet-Syndrom (TOS) werden alle Krankheitsbilder zusammengefasst, bei denen im Bereich des oberen Brustkorbs (Thorax) Nerven oder Gefäße beeinträchtigt oder geschädigt werden. Es äußert sich vor allem in Beschwerden im Schulter-, Nacken- und Armbereich. Die Ursache liegt häufig in einer Engstellung von Nerven- und Gefäßdurchgängen. Diese Engstellungen sind fast immer angeboren und kommen zum Beispiel durch das Vorhandensein einer seltenen Anomalie, wie der Halsrippe zustande. Die Diagnose ist schwierig und setzt sich erst aus verschiedenen Befunden mosaikartig zusammen.
Ursachen des Thoracic-outlet-Syndroms (TOS)
Eine der Ursachen ist häufig eine angeborene Anomalie, die ein- oder beidseitig vorkommen kann: Während normalerweise die Rippen den Brustkorb bilden, kann es bei ca. 0,5 bis ein Prozent der Menschen vorkommen, dass sich im Bereich des oberen Brustkorbs verkümmerte rippenartige Fortsätze an der Halswirbelsäule befinden, die sogenannten Halsrippen. Diese können völlig beschwerdefrei vorhanden sein, können aber (bei fünf bis zehn Prozent der Betroffenen) auch Ursache für Durchblutungsstörungen und Nervenreizungen sein, wenn sie die Durchgänge in der Schulter verengen. Aber auch andere Knochenanomalien im Bereich der ersten Rippe oder anatomische Varianten der Muskeln und Bänder können eine Kompression von Nerven oder Gefäßen bewirken und Symptome wie eingeschlafene Hände, Schmerzen, Funktionsstörungen und Schweregefühl des betroffenen Armes auslösen.
Diagnose des TOS
Der Arzt stellt bei Vorhandensein eines TOS häufig die Auslöschung des Pulses beim Zurückführen der Schulterblätter oder bei bestimmter Kopfhaltung fest. Beim Roos-Test, dem schnellen Öffnen und Schließen der Hand bei angehobenem Arm, kommt es zu einer schnellen Ermüdung oder sogar Schmerzen. Bestimmte Nervendruckpunkte an der Handgelenkbeugeseite, der Oberarminnenseite und der Oberarmaußenseite sind leicht irritierbar. Häufig müssen zunächst neurologische Untersuchungen gemacht werden, um andere Ursachen, wie das Karpaltunnel-Syndrom, auszuschließen. Um eine gesicherte Diagnose zu stellen, sind spezielle Röntgen- oder CT-Aufnahmen unumgänglich. Am häufigsten wird TOS bei Personen zwischen 20 und 50 Jahren diagnostiziert, wobei das Verhältnis von Frauen zu Männern mit 2:1 überwiegt.
Symptome beim Thoracic-outlet-Syndrom
Alle Ursachen des Thoracic-outlet-Syndroms äußern sich in folgenden Symptomen, die unterschiedlich ausgeprägt sein können:
- Kribbeln der Finger und Hände
- Sensibilitätsstörungen in den Fingern bis hin zur Taubheit
- Durchblutungsstörungen (Blässe der betroffenen Hand, Anschwellen der Finger, Blaufärbung)
- Funktionsstörungen treten häufig bei bestimmten Bewegungen auf, zum Beispiel Überkopfarbeiten, Drehen des Kopfes, Rückwärtsbewegung der Arme
- Aufgrund von Durchblutungsstörungen kann es zu Thrombosen mit Einsackungen an den Venen kommen.
Therapie des TOS
Man unterscheidet zwischen der konservativen und der operativen Therapie. Die konservative Therapie beinhaltet in erster Linie Krankengymnastik, die jedoch sehr speziell auf den Fall angepasst sein muss. Sie muss unter Anleitung von besonders geschultem Personal sehr differenziert angewendet werden. Eine falsche Anwendung kann die Beschwerden noch verschlimmern. Eine medikamentöse Schmerztherapie kann ebenfalls schwierig sein, aufgrund der unterschiedlich möglichen Punkte der Schmerzentstehung. Bei korrekter Anwendung der konservativen Therapie sollten sich die Symptome innerhalb von drei bis sechs Monaten zurückbilden.
Bei erfolgloser konservativer Therapie, Muskelschwund, Thrombosen oder ständigen Schmerzen wird eine operative Therapie angewendet. Da der Eingriff kompliziert ist, wird empfohlen, ihn nur von Ärzten mit Erfahrung auf dem betreffenden Gebiet durchführen zu lassen. Diese finden sich in Kliniken, die sich auf derartige Operationen spezialisiert haben. Komplikationen können wuchernde Narbenbildungen sein, die den Operationserfolg zunichte machen. Bei der Operation, die meist von der Achselhöhle aus erfolgt, werden störende Bänder und, falls Vorhanden, die Halsrippen vollständig entfernt. Oftmals wird auch die erste Rippe ganz oder teilweise entfernt. Nach der Operation stellt sich schnell eine deutliche Besserung ein, die sich nach einigen Wochen durch die Narbenverhärtung zunächst wieder verschlimmern kann, bevor sie sich mit dem Weicherwerden der Narben endgültig verbessert. Dennoch ist eine absolute Schonung des betreffenden Armes in den ersten sechs bis acht Wochen nach der Operation notwendig, in denen der Patient, je nach körperlicher Schwere der Berufstätigkeit, arbeitsunfähig geschrieben wird.