Die Alzheimer Demenz konnte bisher nicht wirksam therapiert werden. Forscher aus Rostock und Leipzig sind einer erfolgreichen Behandlung auf der Spur.
Die Hoffnung auf eine wirksame Alzheimer-Therapie wird zum Ende des Sommers 2011 genährt. Am 1. September 2011 gaben Wissenschaftler aus Rostock und Leipzig das Ergebnis ihrer Forschungen bekannt. Die Forscher an der Leipziger Uni befassten sich mit Veränderungen im Gehirn von Alzheimer Patienten und den möglichen Ursachen. Einer wirksamen Vorbeugung und Behandlung von Alzheimer Demenz gingen die Rostocker Kollegen nach.
Thiethylperazin reduziert die für Alzheimer verantwortlichen, schädlichen Proteine
Die Leipziger Wissenschaftler haben beobachtet, wie die schädlichen Eiweiße ins Gehirn gelangen. Bei Alzheimer Demenz lagern sie sich dort ab und zerstören die Nervenzellen. In Rostock wurde untersucht, wie der Wirkstoff Thiethylperazin auf die schädlichen Eiweißstoffe Einfluss nimmt. Durch die Gabe von Thiethylperazin war es gelungen, den Anteil der Eiweiße innerhalb 25 Tagen um 70 Prozent zu reduzieren.
Leipziger Forscher entdecken die schädliche Wirkung des Enzyms Glutaminyl-Zyklase
Jens Pahnke, der die Forschungen in Rostock leitete, ist der Ansicht, dass es in fünf Jahren gelingen könnte, ein Medikament mit dem Wirkstoff Thiethylperazin so weiterzuentwickeln, um frühzeitig dem geistigen Verfall einer Alzheimer Erkrankung entgegen zu wirken. In der Universität Leipzig haben Professor Steffen Roßner und sein Forscherteam herausgefunden, dass das Enzym Glutaminyl-Zyklase einen bedeutenden Einfluss auf die Ablagerung der schädlichen Proteine im Gehirn hat.
Uni Leipzig und Probidrug AG aus Halle forschen gemeinsam gegen Alzheimer
In Kooperation mit dem biopharmazeutischen Unternehmen Probiodrug aus Halle testen die Forscher um Professor Rossner Wirkstoffe, die der Glutaminyl-Zyklase den negativen Einfluss austreiben könnten. Die Probidrug AG hatte bereits 2010 für ihre Forschungen gegen die Alzheimer Erkrankung den IQ-Innovationspreis für Mitteldeutschland gewonnen. Die Mitarbeiter des Hallenser Pharmakonzerns, Dr. Stephan Schilling, Dr. Ulrich Heiser und Dr. Holger Cynis hatten entschlüsselt, wie es zu den gefährlichen Eiweißablagerungen im Gehirn kommt, die zur Alzheimer Demenz führen.
Bei Alzheimer klappt der Abtransport gefährlicher Eiweiße aus dem Gehirn nicht
Jens Pahnke von der Rostocker Forschungsgruppe führt aus, dass es ein ganz normaler Prozess sei, wenn sich bei fortschreitendem Alter giftige Stoffe im Gehirn bilden. Beim gesunden Menschen würden sie aber nicht abgelagert, sondern wieder abtransportiert. Bei der Alzheimer Demenz funktioniere der Abtransport nicht.
Alzheimer Demenz ist ein schleichender Prozess
Bei der Alzheimer Demenz ist es ein schleichendes, ständig fortschreitendes Absterben der Nervenzellen durch die Eiweißablagerungen, das die Gehirnfunktionen einschränkt. Sabine Geipel, Sprecherin der Alzheimer Gesellschaft Untermain (Region Aschaffenburg/Miltenberg) und Leiterin eines Pflegezentrums, beschreibt diesen Prozess und die signifikanten Alzheimer-Symptome. Wortfindungsstörungen, eine auffällig rasche Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses und Schwierigkeiten bei der Orientierung seien die häufigsten Zeichen im Anfangsstadium. Schreite die Alzheimer Demenz voran, seien die Betroffenen nicht mehr in der Lage, nahe Verwandte und vertraute Gegenstände zu erkennen. Die Koordination der Bewegungsabläufe funktionierten nicht mehr. Alzheimer-Kranke hätten kein normales Tag- und Nachtempfinden. Begleitet würden diese Symptome von einer dramatischen Veränderung der Persönlichkeit, von Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
Wirksame Therapie gegen Alzheimer eine große Hoffnung
Die ersten Symptome einer Alzheimer Demenz können sich im Frühstadium auch ganz anders darstellen, wie spanische Wissenschaftler herausgefunden haben. Weltweit wird kontinuierlich geforscht, um Ursachen und Therapiemöglichkeiten auf die Spur zu kommen. Bonner Wissenschaftler hatten im Februar 2011 die Wirkung von Metformin auf Morbus Alzheimer vorgestellt und bereits Hoffnungen auf eine Heilung der degenerativen Hirnerkrankung geweckt. Möglicherweise kann Alzheimer durch Stress begünstigt werden. Allein in der Bundesrepublik liegt die Zahl der an Alzheimer Demenz Erkrankten bei 1,5 Millionen und wächst beängstigend an. Die Erkenntnisse aus Rostock und Leipzig sind ein bedeutender Schritt auf dem Weg zu einer wirksamen Therapie gegen Alzheimer Demenz.Jährlich am 21. September ist Welt-Alzheimertag, wo über die Erkrankgung aufgeklärt wird und Therapiemöglichkeiten vorgestellt werden.