Arbeitszeitverkürzungen blockieren häufig Aufstiegsmöglichkeiten. Obwohl es in Deutschland einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit gibt, gilt Teilzeitarbeit immer noch als bedeutender Karrierekiller.
In Deutschland gibt es seit etwa acht Jahren einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit. Dieser Anspruch sollte es allen Beschäftigten erleichtern, Arbeit und Familie unter einen Hut zu bringen. Doch Teilzeit-Führungskräfte sind nach wie vor die große Ausnahme.
Nach einer Untersuchung der Hans-Böckler-Stiftung sind weniger als ein Viertel aller Führungspositionen in der Privatwirtschaft mit Frauen besetzt. Und von den wenigen Chefinnen arbeiteten lediglich 14 Prozent in Teilzeit. Bei den männlichen Führungskräften sind es sogar nur 2 Prozent.
Vor diesem Hintergrund der mangelnden Akzeptanz von Teilzeitarbeit in den Köpfen der Chefs hat Angelika Koch, Professorin an der Universität Duisburg-Essen, untersucht, warum Führungsposition und familienfreundliche Arbeitszeiten so selten zusammenkommen. Aus ihren Interviews geht deutlich hervor, dass die Vorstellung vom „rund um die Uhr arbeiteten“ im Management noch immer fest verankert ist.
Teilzeitarbeit blockiert Karrieremöglichkeiten
Seit 2001 haben Beschäftigte mit Kindern einen Rechtsanspruch auf Teilzeitarbeit während und nach der Elternzeit. Lediglich für den Fall, dass der Arbeitgeber betriebliche Gründe nachweisen kann, die dies unmöglich machen, muss der Arbeitnehmer auf seinen Teilzeitanspruch verzichten.
Leider sieht die überwiegende Zahl der Personalverantwortlichen dem Anspruch auf Teilzeitarbeit immer noch ablehnend gegenüber, und zwar unabhängig davon, ob der Antrag auf Teilzeitarbeit in oder nach der Elternzeit gestellt wird. Berufliche Aufstiege aus der Teilzeitarbeit schlossen fast alle befragten Personalverantwortlichen aus. Leitungspositionen werden fast nie als Teilzeitstelle ausgeschrieben.
Teilzeitarbeit aus Sicht der Führungskräfte
Für Führungskräfte ist eine weit über die Vollzeit hinausgehende Arbeitszeit eher selbstverständlich. Dieser Meinung waren zumindest die meisten interviewten Personalverantwortlichen.
Da Führungskräfte – zumindest nach eigener Auffassung – uneingeschränkt verfügbar und für die Mitarbeiter ansprechbar sein müssen, deckt sich dies nicht mit Formen der Teilzeitarbeit. In den Augen einiger Führungskräfte ist Teilzeitarbeit sogar gleichbedeutend mit einer laxen Arbeitsmoral.
Auch geteilte Leitungspositionen werden von den Führungskräften überwiegend abgelehnt. Als Begründung hierfür wird angeführt, dass solche Konstruktionen wegen unterschiedlicher Führungsstile zu Reibungsverlusten führen. Damit kommen auch kreative Lösungen für Teilzeitarbeit, zum Beispiel die zeitliche und inhaltliche Teilung von Arbeitsplätzen, Stellvertreterregelungen und Ähnliches kaum zur Anwendung kommen.
Teilzeitarbeit widerspricht dauernder Verfügbarkeit
Viele – insbesondere männliche – Führungskräfte gehen davon aus, dass sich Erwerbs- und Fürsorgearbeit grundsätzlich ausschließen. Sie begreifen Arbeit als Lebensform. Die ständige betriebliche Verfügbarkeit ist damit quasi Teil einer männlichen Identitätskonstruktion.
Als Beispiel schildert die Wissenschaftlerin die Ansichten eines Managers mit Personalverantwortung Mitte 50. Dieser hat während seiner gesamten Laufbahn in Vollzeit gearbeitet. Seine beiden Töchter wurden von seiner Frau betreut, die ihre akademische Laufbahn dafür aufgab. Er verweist auf eine scheinbar natürliche Geschlechterdifferenz und meint, Frauen, die sich für die Familie entschieden haben, hätten sich damit automatisch gegen die Karriere entschieden.