Goldberg und Gletscher im Nationalpark Hohe Tauern erleben. Zwischen Kolm-Saigurn und Rauriser Sonnblick führt ein alpiner Erlebnis-Wanderweg mit Gletscherschaupfad zu den Stätten des Goldbergbaus und zum ewigen Eis.
Ein interessanter Wanderweg verbindet die Natur- und Kulturschätze im Umfeld des Rauriser Goldberges. Wo jetzt Wanderer und Bergsteiger ihre Freizeit genießen, gingen vor langer Zeit Bergknappen ihrer harten Arbeit nach. Seine Blütezeit hatte der Tauerngold-Bergbau im späten Mittelalter. Im 19. Jahrhundert erlebte die Zunft einen neuen Aufschwung, davon zeugen noch die Ruinen im alpinen Gelände.
Goldwaschen in Rauris
Vom Talort Rauris bis in die Goldberggruppe wandert man auf den Spuren der Knappen. Dabei stolpert man immer wieder über die Relikte des „güldenen“ Zeitalters, obwohl der Bergbau längst eingeschlafen ist. Wenn plötzlich ein Jauchzer im Wald beim Bodenhaus aufhorchen lässt, dann hat wohl jemand Gold gefunden. Es ist eher ein Stäubchen als ein Nugget, das da im nassen Sand glänzt, aber immerhin: In der Hüttwinklache stehen Ausflügler in Gummistiefeln und versuchen sich im Goldwaschen. Geologen zufolge verbirgt sich zwar noch edles Metall tief im Goldbergmassiv, doch ein Abbau wäre mit gigantischen Investitionen und zerstörerischen Eingriffen in die Natur verbunden.
Naturschutzgebiet in den Hohen Tauern
Gerade um derartige Vorhaben zu verhindern, haben die Naturfreunde in der Zwischenkriegszeit 11 km² Grund inklusive der halb verfallenen Gebäude des Bergbaubetriebes erworben. Während andere Alpentäler mit Fernstraßen, Kraftwerken und Seilbahnen „beglückt“ wurden, sank das Rauriser Tal scheinbar in einen Dornröschenschlaf. So dürfen wir heute eine alpine Urlandschaft erleben, die auch in Zukunft von technischen Erschließungen verschont bleiben wird. Schließlich wurde der Naturschutzgedanke durch die Schaffung des Nationalparks Hohe Tauern offiziell besiegelt.
Hütten und Häuser zwischen Kolm-Saigurn und Sonnblick
Spätestens in der ehemaligen Goldgräbersiedlung Kolm-Saigurn ist Endstation fürs Auto. Ab jetzt ist Natur pur angesagt, hier beginnt der Nationalpark.Im Talschluss auf 1600 Metern befinden sich das Naturfreunde-Haus Kolm-Saigurn, der Ammererhof und eine Nationalpark-Informationsstelle. Ab hier erwandert man in zwei Stunden die Neubau-Hütte, den perfekten Ausgangspunkt für Gipfeltouren auf die Dreitausender Sonnblick oder Schareck. Das Schutzhaus Neubau ist aber auch Start und Ziel für den Tauerngold-Rundwanderweg samt Gletscherschaupfad.
Historische Ruinen am Goldberg
Die erste markante Ruine ist das Radhaus. Einst war es Bergstation und Maschinenhaus eines 1500 Meter langen Schrägaufzuges und beherbergte ein mächtiges, vom Gletscherwasser gespeistes Kehrrad. Mit diesem Antrieb wurden Material, aber auch Arbeiter in Wägelchen von und nach Kolm-Saigurn befördert. Ein Steindamm führt vom Radhaus nach oben und kreuzt den Wanderweg zum Sonnblick.
Gletscherzunge im Sommer
Ab hier führt der Gletscherschaupfad durch eine seltsam karge Landschaft, die früher unter einer dicken Eisschicht verborgen war. Um mehr als einen Kilometer hat sich die Gletscherzunge seit 1850 zurückgezogen. Schautafeln informieren über die historischen Eisstände und andere Besonderheiten.
Über wunderschöne, von der Natur geschliffene und verzierte Felsplatten erreicht man den naturhistorischen Höhepunkt dieses Rundweges: das so genannte Gletschertor auf 2350 Metern mit seinen blau schimmernden Eisflächen. Es ist das momentane Ende des Goldberggletschers, Jahr für Jahr zieht sich die Eiszunge ein Stück zurück. Das Gletscherwasser bildet einen kleinen See und wird bald darauf zum wild rauschenden Bach.
Wandern auf den Spuren der Knappen
Entlang dem Flusslauf und über die Blockmoräne geht es hinauf zum Knappenhaus. Die groben Steinmauern und die Stolleneingänge sind noch gut erhalten. Vor 500 Jahren ruhten sich hier die Knappen von der Schinderei im Goldbergwerk aus. Unter extrem harten Bedingungen förderten sie das Erz und packten es in Ledersäcke. Im Sommer besorgten Geißböcke den Transport ins Tal, im Winter wurden die Säcke zu Schlitten umfunktioniert.
Lange nachdem der mittelalterliche Goldrausch vorbei war, brachte Ende des 19. Jahrhunderts ein gewisser Ignaz Rojacher den Goldbergbau wieder zum Blühen. Er baute die Betriebsanlagen aus und stellte die erste elektrische Lichtmaschine des Landes Salzburg auf. Sein Lebenswerk krönte er mit der Errichtung der weltberühmten meteorologischen Station auf dem Gipfel des Sonnblicks.
Der Rauriser Urwald
Um noch mehr von dieser wildromantischen Landschaft zu erleben, empfiehlt sich für den Abstieg nach Kolm-Saigurn der gemütliche Naturfreunde-Familienwanderweg. Man passiert kleine Bachläufe, abwechslungsreiche Vegetation, bunte Schieferplatten und durchstreift zum Schluss noch den Rauriser Urwald. Der urtümliche Bergsturzwald wurde durch einen Naturlehrpfad für Wanderer erschlossen, die faszinierende Details und Zusammenhänge dieses Lebensraumes kennenlernen oder einfach nur die Natur genießen wollen. Eine Besonderheit dieses märchenhaften Waldes sind die unzähligen Moortümpel. Fichten, Lärchen und Zirben, Torfmoose, Farne, Zwergsträucher, Flechten und eine lebendige Tierwelt sorgen für eine erstaunliche Vielfalt.