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Tatort Gesundheitsbereich: Mobbing in der Pflege

Ein Pflegeteam muss auch dazu fähig sein, Konflikte lösen zu können. Der Begriff des „Mobbings“ ist aus unserer Berufswelt leider kaum mehr wegzudenken. Gerade in sozialen, helfenden Bereichen stellt dies ein besonderes Phänomen dar.

Das Wort „Mobbing“ stammt aus dem englischen „to mob“ und bedeutet „anpöbeln“. Der schwedische Soziologe Prof. Heinz Leymann hat den Begriff des Mobbings erstmals näher definiert. Er spricht davon, dass es sich dabei um systematische Angriffe und Anfeindungen gegen eine Person handelt, welche sich über einen längeren Zeitraum erstrecken. Diese Anfeindungen kehren regelmäßig wieder, mindestens einmal pro Woche und überdauern einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten.

Warum findet dieses Verhalten gerade auch im Gesundheits- und Krankenpflegebereich seine Anhänger?

Das soziale Zusammenleben innerhalb eines Pflegeteams ist an sich schon ein Phänomen. Auf der einen Seite besteht oft ein sehr offener Umgang innerhalb des Teams, Privates wird erzählt, die Teammitglieder wissen mehr oder weniger Bescheid, wie sich das jeweilige Privatleben gestaltet. Auf der anderen Seite bestehen oft immense Schwierigkeiten, Probleme direkt anzusprechen. Dies steigert sich oft so weit, dass offensichtlich bestehende Unzufriedenheiten nicht direkt angesprochen werden, sondern „hinter dem Rücken“ der betreffenden Person diskutiert werden. Der vermeintliche Vorteil dabei ist, dass es so vermieden wird, ein direktes Gespräch führen zu müssen und gleichdenkende Teammitglieder gefunden werden. Dass es wesentlich einfacher ist, heikle Dinge mit Gleichgesinnten zu besprechen, ist dabei einfach nachzuvollziehen.

Dieses Verhalten ist jedoch nicht die einzige Ursache für Mobbing

Manche Teammitglieder verlieren mit der Zeit ihre Motivation und die Freude an der Pflege. Sie vergessen oft sogar, warum sie diesen Beruf ergriffen haben und entwickeln nach und nach eine negative Grundeinstellung. Als Folge zeigen sich Mängel in der Verrichtung ihrer Arbeit und um diese Defizite zu kompensieren, beginnen sie, bestimmte Kollegen zu mobben. So können sie von ihren eigenen Defiziten ablenken und wachsen mit jeder Erniedrigung. In Kombination mit dem Reden „hinter dem Rücken“, kann dies eine sehr gefährliche Mixtur für das Opfer bedeuten.

Hilfe für das Opfer

Opfer von Mobbing sollten sich in jedem Fall Hilfe von außen holen. Zu Beginn sind Familie und Freunde eine wichtige Stütze, um sich auszusprechen und trösten zu lassen. Handelt es sich um mehrere Täter, so ist es sinnvoll, den Anführer der Gruppe ausfindig zu machen und am besten mit einer Person, die außerhalb des Teams steht, zu einem Gespräch zu laden. Diese Person kann beispielsweise die Bereichsleitung der Abteilung oder der Betriebsrat des Hauses sein.

Das Mobbing-Tagebuch

Da es sich bei Mobbing um ein Geschehen handelt, welches sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, ist es sinnvoll ein Mobbing-Tagebuch als Gedächtnisstütze und Beweismaterial zu führen. In diesem Tagebuch werden jeder Vorfall und das persönliche Befinden festgehalten und es dient beim Gespräch als Beweis. Sollte der Konflikt letztendlich vor dem Arbeitsgericht ausgetragen werden, ist es wichtig, schriftliche Beweise vorlegen zu können.

Jobwechsel als letzte Möglichkeit

Zusammenfassend sei festgehalten, dass es für das Opfer unumgänglich ist, sich zu wehren, um selbst physisch und psychisch gesund zu bleiben. Hat es jedoch dazu nicht die Kraft, bleibt ein Jobwechsel als letzter Ausweg manchmal nicht erspart.