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Sturzprophylaxe für Senioren – Sich selbst beruhigen können

Wenn Senioren stürzen, dann sollten sie sich selbst beruhigen können, bis Hilfe naht oder sie aus eigener Kraft wieder aufstehen können.

Stürze von Senioren lassen sich nicht immer vermeiden, auch wenn im Vorfeld eine intensive Sturzprophylaxe betrieben wurde. Eine der grundlegenden Fähigkeiten direkt nach einem Sturz sollte allen Senioren bekannt und Teil der Sturzprophylaxe sein – die Fähigkeit, sich selbst zu beruhigen. Erst ein ruhiger Mensch kann besonnen und sinnvoll handeln, eine Voraussetzung für das richtige Vorgehen nach einem Sturz.

Was sollte man nach einem Sturz tun?

Ein Sturz wird von vielen Erwachsenen als einschneidendes Erlebnis bewertet, da sich das Alltagsleben des Menschen nach der Kindheit in unseren Breiten oft nicht auf dem Boden abspielt und dieser so mit zunehmendem Lebensalter eher aus dem Blickfeld verschwindet. Um so überraschter sind die meisten Menschen, wenn sie sich dort unvermittelt wiederfinden. Und um so hektischer reagieren sie meist. Dabei ist Hektik in diesem Falle nicht sehr ratsam. Grundsätzlich ist nach einem Sturz zu überprüfen, ob Gefahr besteht. Das rasche Entfernen ist in diesem Falle sinnvoll.

Der erste Schritt ist das Sich-selbst-beruhigen

Birgt der Sturzort nicht das Risiko für weiteres Unheil, steht zunächst auf dem Plan, sich selbst zu beruhigen. Das ist deshalb nötig, weil alle physiologisch gesunden Menschen auf unerwartete Ereignisse mit einer kurzfristigen massiven Erregungserhöhung reagieren, die theoretisch auch sinnvoll ist. Die hierbei entstehende fokussierte Aufmerksamkeit, kann dazu genutzt werden, sich auch verletzt noch aus einer Gefahrensituation zu befreien und sein Leben zu retten. Allerdings wird diese erhöhte Erregung auch generiert, wenn real keine lebensgefährdende Situation vorliegt, denn der Körper kann das nicht unterscheiden. Erst, wenn die entstandene Energie wieder abgebaut ist, ist überlegtes Handeln möglich. Und sich zu beruhigen ist ein effizienter und sicherer Weg dorthin. Dabei ist es erstmal nicht wichtig, ob äußere oder innere Faktoren die Ruhe bringen und deshalb die Erregung senkt. Die Fähigkeit, sich selbstständig zu beruhigen, hat den unschlagbaren Vorteil, dass sie immer anwendbar ist, da man sich selbst immer dabei hat und nicht auf Hilfspersonen angewiesen ist, die eventuell nicht anwesend sind, nicht kommen werden oder auch einfach nicht hilfreich reagieren.

Wie kann man sich selbst beruhigen?

Die gute Nachricht ist, dass jeder lernen kann, sich selbst zu beruhigen, es sehr leicht ist und man dafür nichts weiter braucht, als Wahrnehmung und seinen Körper. Das Prinzip der Beruhigung basiert auf der Aufmerksamkeitslenkung, ohne zu bewerten – eine alte Technik aus dem Buddhismus, die bis heute an Aktualität und Finesse nichts eingebüßt hat. Es geht hierbei darum, Dinge gezielt wahrzunehmen und es hilft ungemein, das Wahrgenommene auch auszusprechen.

Beispiele dafür sind das Wahrnehmen und Benennen der Atemzüge (ich atme ein, ich atme aus, ich atme wieder ein….), das Wahrnehmen der Umgebungsgeräusche (ein Auto startet, ein Vogel singt – vielleicht ein Pirol, die Bäume rauschen….), das Wahrnehmen über die Augen (vor mir liegen drei Zigarettenkippen auf dem Weg, das Haus hinter dem Baum ist rot….), das Benennen der eigenen Kleidung und das Aufzählen des Ladens, wo man diese erworben hat (ich habe die grüne Jacke an, die ich mir im Urlaub auf Usedom gekauft habe, die braunen Schuhe habe ich von Brigitte übernommen….). Diese Liste kann man endlos fortführen und beliebig ausgestalten. Wichtig ist in der Sturzprophylaxe für Senioren, diese Möglichkeit nicht nur anzusprechen, sondern auch zu üben, so dass im Falle eines Sturzes die Lieblingsvariante auch abrufbar ist. Auch im Alltag, ohne Sturz, beruhigt die Aufmerksamkeitslenkung und sollte daher nicht nur dem Notfall vorbehalten sein.

Was passiert nach dem Beruhigen?

Wenn der Gestürzte sich beruhigt hat, sollte dieser die Situation wahrnehmen: Ist mir was passiert, kann ich allein aufstehen, habe ich Schmerzen, brauche ich Hilfe? Sollte es Hilfspersonen geben, die man zwar verständigen kann, über einen Hausnotruf oder ein Handy, die aber nicht sofort kommen können, ist die Fähigkeit des Wartens wichtig. Beruhigte Senioren werden in der Wartezeit keine unrealistische Hilflosigkeit empfinden beziehungsweise diese noch kognitiv verstärken. Ist auf fremde Hilfe nicht zu hoffen, sollte der ältere Mensch anfangen, das Aufstehen so zu planen, wie es für die derzeitige Situation hilfreich und möglich ist und dies schrittweise umsetzen bis zum Stehen. Die Erfahrung, sich selbst beruhigen zu können, um dann mit einem Sturz und dessen Folgen umgehen zu können, trägt zur Selbstwirksamkeit von Senioren bei. Und wenn man schon Stürze nicht immer verhindern kann, dann sind selbstwirksame und besonnene Senioren im Umgang damit auf jeden Fall besser gewappnet. Die gefühlte Hilflosigkeit ist geringer und die sturzvergrößernde Angst ebenfalls.