Hat eine alleinerziehende Mutter noch die Möglichkeit zu studieren? Heute will sich Frau nicht mehr zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Ein Fallbeispiel soll zeigen, welche Probleme für eine Alleinerziehende auftreten können.
Das Frauenbild hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Frau von heute will sich nicht mehr zwischen Kind und Karriere entscheiden müssen. Nein, sie will beides unter einen Hut kriegen. Doch kann das wirklich funktionieren?
Ein Fallbeispiel
Wenn eine Frau während des Studiums schwanger wird, hat sie mehrere Möglichkeiten. Die unkomplizierteste Lösung liegt vor, wenn ein Paar beschließt ein Kind zu bekommen und der Mann oder/und die Frau arbeiten geht. Was passiert aber, wenn diese finanzielle Absicherung nicht vorhanden ist?
Genau mit diesem Problem sah sich Katja, 23, konfrontiert: „Mit 19 habe ich angefangen, Englisch und Latein auf Lehramt zu studieren. Ein Jahr später wurde ich ungewollt schwanger. Mein Freund steckte selber noch in der Ausbildung und wohnte noch bei seinen Eltern. Für mich war es die beste Lösung, bei meinen Eltern zu bleiben. Sie hatten genügend Platz im Haus und konnten mich auch finanziell unterstützen. Ich habe zwar auch BAföG erhalten, habe aber nicht gewagt auszuziehen, da ich ja nicht wusste, wie schnell ich mein Studium mit Kind abschließen kann. Ich hatte Angst, dass ich vielleicht zu viele Semester überziehen und irgendwann kein BAföG mehr erhalten würde.“
Wenn die Eltern keine Unterstützung anbieten können, wäre noch eine andere Möglichkeit, einen Kredit bei der KfW aufzunehmen. Davor schrecken aber doch viele Studenten zurück, da sie nicht zu viele Schulden anhäufen wollen.
Kind + Studium bedeuten auch viel Stress
Katja ist froh, dass sie bis zu ihrem Abschluss bei ihren Eltern bleiben kann. Von ihrem Freund ist sie mittlerweile getrennt. „Meine Eltern sind mir eine große Unterstützung. Dennoch versuche ich, so viel Zeit wie möglich mit meiner Tochter zu verbringen. Das ist manchmal nicht einfach. Manche Seminare liegen abends so spät, dass ich meine Tochter nicht selbst ins Bett bringen kann. Zudem kommt sie in Klausurenphasen oft zu kurz. Ich habe ihr gegenüber oft ein schlechtes Gewissen.“
Viele Studentinnen mit Kind haben somit ihren Alltag komplett durchorganisiert: morgens Uni, nachmittags Kind, abends lernen. Da bleibt nicht viel Zeit für einen selbst. „Würden meine Eltern mich nicht unterstützen, hätte ich nach einer anderen Lösung suchen müssen“, so Katja. Und diese andere Lösung wäre in ihrem Fall gar nicht so einfach zu finden. „Wenn ich kein BAföG mehr erhalten sollte, bekomme ich keine Unterstützung vom Staat. Dann bliebe mir nur noch die Exmatrikulation.“
Studium, Kind und Arbeit sind eben für eine alleinerziehende Mutter ohne Unterstützung nur schwer unter einen Hut zu kriegen.
Gibt es auch Vorteile?
Ein Kind während des Studiums zu bekommen, bringt trotz allem Stress auch einige Vorteile mit sich. „Ich finde es gut, dass ich eine junge Mutter bin“, betont Katja. Der richtige Zeitpunkt für ein Kind ist für eine Akademikerin oft schwer zu finden. Während des Studiums will man sich auf die Uni konzentrieren, danach arbeiten und irgendwann beginnt die biologische Uhr zu ticken.
Außerdem schätzen es viele Arbeitgeber, dass man sein Studium mit Kind geschafft hat. Das zeigt, dass man auch Stresssituationen meistern kann und man beweist Durchhaltevermögen.
„Insgesamt denke ich“, so Katja, „dass ich meine Entscheidungen bisher richtig gefällt habe. Durch meine Tochter werde ich jeden Tag dazu angespornt, mein Studium zügig zu beenden.“