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Strompreiserhöhung wegen Solarstrom

Die großen vier Stromkonzerne verdreifachen ihre Gewinne seit 2002 und trotzdem steigen die Strompreise. Verantwortlich soll die EEG-Umlage sein.

Wirtschaftsminister Brüderle (FDP) und Umweltminister Röttgen (CDU) verkündeten gemeinsam, dass die Laufzeitverlängerung für die Atomkraftwerke für stabile und günstigere Strompreise sorgen werde. Genau das Gegenteil tritt ein, die Strompreise werden flächendeckend erhöht. Grund dafür soll die Zunahme der Einspeisung von Strom aus den regenerativen Energien, Sonne, Wind und Biomasse sein.

Der Einkaufspreis für Strom an der Strombörse fällt, der Endpreis steigt

An der Strombörse EEX, an der immerhin 12,5% der Strommengen, die im Netz angeboten sind, gehandelt werden, fällt der Strompreis fast kontinuierlich. Die Hauptmenge, also 87,5% wird allerdings langfristig und direkt gehandelt und unterliegt seit Jahren kaum einer Schwankung. Die längst abgeschriebenen Kernkraftwerke dürfen länger laufen und der CO2-Handel läuft für die vier großen Stromkonzerne RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall zu großer Zufriedenheit, weshalb der Strom aus Kohle auch nicht teurer wird, aber auch nicht billiger. Wo liegt also das Problem?

Die Bevölkerung macht immer mehr gegen Atomkraft mobil

Die halbherzigen Beteuerungen der Politiker, dass die größere Menge Atomstroms schon für einen stabilen Strompreis sorgen werde, nehmen die Bürger nicht mehr ernst. Nach den Enthüllungen über das chaotische, marode Endlager Asse wird den Wählern langsam vor Augen geführt, welche Kosten in Wahrheit vom Staat übernommen werden, die eigentlich in die Verantwortung der Stromkonzerne gehören. Fast gleichzeitig mit der ominösen Strompreiserhöhung um möglicherweise 3,5 Cent ab 2011 werden neue Rekordgewinne der großen Vier bekannt gegeben. Damit ist die Regierung bloß gestellt, alle Aussagen unglaubwürdig.

305 Milliarden Euro Steuergeld für Atomstrom

Der Strom aus Kernenergie ist die teuerste Energie, die die Welt sich leistet. Hätten die Betreiber alle Kosten seit 1950 übernehmen müssen, wie bei allen anderen Energieformen auch, müssten sie auch für die Entsorgung der Abfälle selbst aufkommen und sogar eine ganz normale Versicherung für ihre Anlagen zahlen, würde dieser Strom in der Herstellung 2,70€ kosten. Davon trägt aber der Staat, also alle Stromkunden 2,68€, für Kohlestrom immerhin noch 4 Ct, also doppelt soviel, wie zurzeit für Strom aus Erneuerbaren Energien. Jedes einfache Holzkraftwerk würde keine Betriebserlaubnis erhalten, wenn die Verwendung der anfallenden Asche nicht geklärt wäre. Jeder Betreiber einer Biogasanlage trägt alle Kosten und das gesamte Risiko selbst. Nicht so die Betreiber der Atomkraftwerke. Hier übernimmt der Staat alles, was den Konzernen zu teuer ist, besonders das Problem der Entsorgung und das Risiko im Betrieb der Kraftwerke.

2.500,00 € für einen Castortransport

Die Kraftwerksbetreiber beteiligen sich an den Kosten des Transports der Castorbehälter von der Wiederaufbereitungsanlage in Frankreich bis in das Zwischenlager Gorleben mit den Kosten für ein Begleitfahrzeug der Polizei, maximal 2.500,00€. Die restlichen Kosten für die Sicherung der gesamten Bahnstrecke und die letzten Kilometer von der Verladestation in Dannenberg bis nach Gorleben trägt der Steuerzahler. Ob mit oder ohne den massiven Protest der Atomkraftgegner muss diese Sicherung sehr aufwändig sein, da inzwischen die Bedrohung durch mögliche terroristische Anschläge auch zu den denkbaren Szenarien gehört. Die Kosten liegen in jedem Fall in Millionenhöhe.

Eine Studie soll belegen, dass Solarstrom den Strompreis verteuert

Das Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (RWI) legte der Regierung eine Studie vor, dass die Zunahme der Stromeinspeisung aus Solar- und Windenergie zu einer Anhebung der Umlage im Strompreis führen müsse. Diese Studie wurde sofort an die Presse weitergegeben, die auch ganz im Sinne der Stromkonzerne verlauten ließ, dass wir uns Energie aus regenerativen Rohstoffen, insbesondere der Sonne nun mal nicht leisten können und lieber mehr billigen Atomstrom produzieren sollten. Das ist eine gelungene, aber absolut unwahre Kampagne, die von der Regierung noch gefördert wird. Das angeblich unabhängige Institut wurde zwar von Journalisten des Magazins „Monitor“ als Lobby-Institut der Stromkonzerne enttarnt, die irrige Meinung bleibt aber in den Köpfen, insbesondere der ewig Gestrigen.

Fakt ist, dass der Einsatz regenerativer Energien erheblich Kosten spart

Seriöse Institute haben lange schon errechnet, wie hoch die Einsparungen durch den verstärkten Einsatz von Wind-, Sonnen- und Bioenergie für die Volkswirtschaft bereits sind. Hinzu kommt die steigende Wertschöpfung im Lande, für alle Betreiber dieser Anlagen, die Wärmekunden und die Rohstofflieferanten. Die Rohölimporte sind längst spürbar zurückgegangen, wie auch der CO2-Ausstoß insgesamt. Diese Information muss die Stromlobby natürlich verhindern. Der Strompreis könnte also konstant bleiben, sogar gesenkt werden. Immerhin beträgt der Anteil auch einer gestiegenen Umlage immer noch nur 8,5% am Endpreis, der Löwenanteil liegt in der Kontrolle der Konzerne, die durch die Verlängerung der Kraftwerkslaufzeiten nun auch langfristig ihre Gewinne behalten und steigern dürfen. Das geht in Wahrheit zu Lasten der Verbraucher.

Dividenden steigern, Konkurrenz verhindern

Der Grund für die stetige Strompreiserhöhung ist, dass sowohl mehr „fremder“ Strom – von den vielen dezentralen Privatanlagen – im Netz ist und dass auch weniger Strom verbraucht wird. Um die Gewinne und damit die Dividenden zu halten, muss also der Preis erhöht werden. Eigentlich sind die Konzerne auch dazu verpflichtet – durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) – ihre Netze so herzurichten, dass die ungehinderte Einspeisung und Abnahme des Stroms aus regenerativen Quellen möglich ist. Das ist bisher nicht der Fall, unter fadenscheinigen Begründungen. Damit werden interessierte Investoren schon abgeschreckt, in Erneuerbare Energien zu investieren. Hinzu kommt die Trägheit der Großanlagen, die oft verhindert, dass der Strom aus Wind und Sonne ungehindert eingespeist werden kann. Bei starkem Wind und viel Sonnenschein wird der Strom nicht abgenommen, weil die Großkraftwerke nicht so schnell heruntergefahren werden können.

Das Monopol der Großen ist schuld, nicht die Sonne

Solange die vier Marktbeherrscher schalten und walten können, wie ihnen beliebt, wird der Strompreis nicht konstant bleiben oder gar fallen. Nur eine steigende Konkurrenz in ernst zu nehmender Größenordnung kann den Strommarkt in Bewegung bringen. Dazu müssen zuerst die Kernkraftwerke vom Netz, oder der Staat sich dazu durchringen, die Konzerne an den wahren Kosten der Kernenergie zu beteiligen. Ähnlich wie bei der Bahn und der Post würde eine komplette staatliche Übernahme der Energieversorgung eine Lösung sein, mit der allen geholfen wäre, aber das ist wirklich eine zu schöne Utopie.